Essen. . Schon mit 25 Jahren ist Magdalena Neuner zur Biathlon-Legende geworden. Nun läuft sie am 29. Dezember auf Schalke ihr letztes Rennen. Ein Gespräch über Terminstress, Familienplanung, Fitness, Stricken - und ein Abschiedsrennen in der Schalker Arena.
Mit 16 Jahren startete Magdalena Neuner erstmals im Weltcup. So früh wie die Karriere der Biathletin begann, so früh hat sie sie auch beendet. Mit gerade mal 25 Jahren. Zwischen Anfang und Ende ihrer Karriere gewann die Bayerin aus dem idyllischen Örtchen Wallgau unter anderem zwei Mal Olympia-Gold, zwölf Mal WM-Gold, drei Mal den Gesamt-Weltcup und unzählige Rennen. Samstag in einer Woche tritt Magdalena Neuner beim Biathlon auf Schalke ein letztes Mal an, zu ihrem Abschiedsrennen.
Frau Neuner, was würden Sie in einen Fragebogen am Flughafen als Berufsbezeichnung eintragen?
Magdalena Neuner: Ganz schwierig, die Frage stelle ich mir auch häufig. Selbstständige Unternehmerin. Mein Job ist es derzeit, Magdalena Neuner zu sein. Ich bin Werbegesicht, Gesprächspartner, Botschafterin, Diskussionsteilnehmerin und gebe immer noch viele Interviews. Wie gerade jetzt wieder. Da ist der Tag oft voll.
Ihr Leben ist aber nicht mehr so fremdbestimmt. Sie können auch mal ausschlafen.
Neuner: Ja, gestern war ich erst auf einem Konzert von Silbermond in München. Um 2 Uhr lag ich im Bett. Da habe ich einfach mal bis 9 Uhr geschlafen. Das ging früher nicht. Als Sportler lebt man immer extrem.
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Extrem?
Neuner: Du hast eigentlich nie Feierabend. Training, Regeneration, Schlafen, Termine, keine Feiern, kein Alkohol. Im Winter bin ich beispielsweise nie ins Kino gegangen, weil ich ständig Angst hatte, jemand hustet und steckt mich an.
Jetzt sind Sie entspannter?
Neuner: Auf jeden Fall. Ich habe zwar immer noch Tage mit vielen Terminen. Aber oft ist es auch ruhiger. Und das Schöne ist: Ich bin noch jung und kann einfach noch mal ganz neu anfangen.
Sie sprachen davon, sich künftig der Familienplanung zu widmen.
Neuner: Das wird sicher mal ein Thema. Ich denke in den nächsten ein bis drei Jahren. Seit einem halben Jahr haben mein Freund Seppi und ich ja viel mehr Zeit für uns. Wir haben uns neu kennengelernt. Aber es ist nicht akut, und wir haben ja auch noch Zeit. Auf den Tag kann man das eh nicht planen. Und ich bin beruflich immer noch eingespannt.
Und zum Ausgleich, so ist oft zu lesen, stricken Sie. Klingt altmodisch.
Neuner: Aber das machen wieder viele junge Frauen. Mir macht das Spaß, und ich kann dabei unglaublich gut abschalten. Ich habe hier auch gerade wieder Wolle herumliegen, die ich heute noch wegstricken möchte. Mal schauen, ob das klappt.
Läuft nebenbei der Fernseher mit Biathlon? Fiebern Sie mit? Ihre Kolleginnen schlagen sich ja gut.
Neuner: Ich bin schon manchmal noch aufgeregt, wenn ich zuschaue. Und die deutschen Frauen sind wirklich gut. Ich habe bei meinem Rücktritt gesagt, dass wir kein schwarzes Loch fürchten müssen, sondern Potenzial in Deutschland haben. Natürlich können die anderen jetzt nicht mehr hinter mir stehen. Die Erwartungen sind größer und damit auch der Druck. Sie müssen sich beweisen. Aber das ist nicht nur Miriam Gössner gelungen, die zuletzt an einem Wochenende drei Podestplätze geholt hat.
Am 29. Dezember treten Sie wieder selbst auf und an: auf Schalke zu Ihrem Abschiedsrennen. Mit welchen Gefühlen?
Neuner: Vorfreude und Aufregung. Ich möchte mich von meinen Fans, der Familie, Freunden und Sponsoren gebührend verabschieden. Allein in meiner Loge habe ich 165 Gäste. Und ich weiß ja, dass das Ruhrgebiet richtig gut feiern kann. Es wird auf jeden Fall spaßig, auch wenn ich Letzte werden sollte.
Aber Sie werden schon ankommen?
Neuner (lacht): Mein Training ist derzeit nicht so optimal. Zuletzt habe ich es zumindest intensiviert und war vier bis fünf Mal in der Woche in der Loipe. Das ist aber nicht besonders viel für mich. Beim Schießen ist es noch schwieriger. Ein Gewehr hatte ich zuletzt im März in der Hand.
Gold-Lena - leicht bekleidet
Müssen sich die Zuschauer auf Schalke Sorgen um die Gesundheit machen?
Neuner (lacht): Wer im Innenraum ist, sollte sich schnell wegducken, wenn ich um die Ecke komme.
Ist für Sie nach Schalke noch mal ein Rennen denkbar? Wenn Stefan Raab ruft oder wenn es für einen guten Zweck ist?
Neuner: Ich habe mit dem Thema definitiv abgeschlossen. Jetzt ist auch langsam mal gut. Aber für einen guten Zweck würde ich mich vielleicht noch mal überreden lassen.