Berlin. Der Deutsche Olympische Sportbund und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft haben sich gegen Kritik an der umstrittenen Studie zur Aufarbeitung der deutschen Doping-Geschichte gewehrt. “Wer uns unterstellt, wir sind froh darüber, dass die Berliner Forscher ihre Arbeit nicht beendet haben, ist schief gewickelt“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) haben sich vehement gegen Kritik an der umstrittenen Studie zur Aufarbeitung der deutschen Doping-Geschichte gewehrt. "Wer uns unterstellt, wir sind froh darüber, dass die Berliner Forscher ihre Arbeit nicht beendet haben, ist schief gewickelt", sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper: "Im Gegenteil. Wir bedauern das."
Berliner Projektgruppe hat ihre Arbeit aus Geldmangel eingestellt
Die Studie "Doping in Deutschland" war 2009 an Forscher aus Münster und Berlin vergeben worden. Am 31. März 2012 hatte die Projektgruppe aus der Hauptstadt wegen Geldmangels ihre Arbeit eingestellt. Deshalb stellte bei der Präsentation in Berlin am Dienstag nur die Gruppe aus Münster ihre Ergebnisse vor. Einen gesamten Abschlussbericht gibt es nicht. Die Berliner Forschergruppe will ihre Erkenntnisse am Donnerstag im Rahmen eines Symposiums in Frankfurt/Oder präsentieren.
Die Berliner Forscher warfen dem BISp vor, Gelder bewusst zurückgehalten zu haben. Bei der Präsentation der Ergebnisse für die 1970er und 1980er Jahre hatten sie im vergangenen Jahr für Aufregung gesorgt, indem sie von "systemischen Doping" in Westdeutschland sprachen.
"Warum die Verträge nicht verlängert wurden, müssen sie die Humboldt-Universität fragen. Es lagen nach Aussagen der HU keine Anträge über den 31. März hinaus vor", sagte BISp-Direktor Jürgen Fischer: "Es gab so viele Widersprüchlichkeiten im Gebahren der HU, dass es mir nicht gelungen ist, diese aufzuklären."
Fischer weist Vorwurf der Zensur zurück
Auf Anfrage des sid wies die Universität am Dienstagmittag die Darstellung zurück: "Die am Projekt beteiligten Mitarbeiter sind zum 30.03.2012 ausgeschieden, da die Mittel der Zuwendung aufgebraucht waren und keine verbindlichen Zusagen über die Bereitstellung weiterer Mittel vorlagen", hieß es in einer Stellungnahme.
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Auch dem Vorwurf der Zensur, den unter anderem Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke erhoben hatte, trat Fischer entgegen. "Das trifft auf mein Befremden. Wir müssen uns an Gesetze und Datenschutzrechte halten", sagte der BISp-Direktor, der zudem ausdrücklich betonte, dass der letzte Projektteil der Berliner Forscher zuende geführt werden soll: "So wie es geplant war. Der dritte Teil des Berliner Teilprojekts fehlt. Aus meiner Sicht kann kein Gesamtbericht erstellt werden."
Nach dem Dopingskandal um die Freiburger Uni-Klinik 2007 hatte der DOSB angeregt, das Thema Doping von 1950 bis heute in einer Studie aufzuarbeiten. Das BMI bewilligt 500.000 Euro, Auftraggeber war das an das Bundesinnenministerium angeschlossene BISp. (sid)