Helsinki. Pascal Behrenbruch holte bei der Leichtathletik-EM in Helsinki die Goldmedaille im Zehnkampf. Es war der erste deutsche EM-Titel im Zehnkampf seit 41 Jahren. Verena Sailer hingegen enttäuschte und sprintete über 100 Meter nur auf den sechsten Platz.

Sternstunde für Pascal Behrenbruch und den deutschen Zehnkampf: Der 27-Jährige aus Frankfurt avancierte am Donnerstag in Helsinki zum Europameister in der Königsdisziplin der Leichtathletik. Es war der erste deutsche EM-Titel im Zehnkampf seit 41 Jahren. Damals hatte der Potsdamer Joachim Kirst ebenfalls im Olympiastadion der finnischen Hauptstadt triumphiert.

"Es lief überall gut. Deshalb ist so ein geiles Ding herausgekommen", sagte Behrenbruch, der mit persönlicher Bestleistung von 8.558 Punkten den Ukrainer Alexej Kasjanow (8.321) auf Platz zwei verwies. Norman Müller aus Halle/Saale wurde mit 8.003 Punkten Siebter. Nach einer Ehrenrunde mit deutscher Fahne und begleitet von La-Ola-Wellen des Publikums ergänzte er: "mit Bestleistung zu gewinnen und auch noch über 8.500 Punkte - das ist einfach überragend".

Für die deutschen Leichtathleten war es einen Tag nach dem 5.000-Meter-Silber des Tübingers Arne Gabius die zweite Medaille in Helsinki. Weitspringerin Sosthene Moguenara aus Wattenscheid verpasste Bronze um einen Zentimeter und wurde mit 6,66 Metern Vierte. Der Sieg ging mit 6,81 Metern an Eloyse Lesueur (Frankreich).

100-Meter-Läuferin Sailer "total enttäuscht"

Mit einer Enttäuschung endete das Sprint-Finale der Frauen, in dem Titelverteidigerin Verena Sailer, Anne Cibis und Tatjana Pinto beim Triumph der Bulgarin Ivet Lalowa (11,28 Sekunden) über die drei Ränge sechs, sieben und acht nicht hinaus kamen.

"Ich wollte eine Medaille und bin total enttäuscht", sagte Verena Sailer, die im Vorlauf und Halbfinale jeweils noch mit Bestzeiten überzeugt hatte. "Keine Ahnung, was heute los war. Ich wollte Gas geben, aber es ging einfach nicht. Der Lauf ging voll in die Hose." Sailer hatte 2010 in Barcelona überraschend den Titel gewonnen und war danach im vorolympischen Sommer wegen diverser Verletzungen am Rücken und an der Achillessehne komplett ausgefallen.

Im Sprint der Männer verteidigte Christophe Lemaitre (Frankreich) seinen Titel in 10,09 Sekunden. Der deutsche Meister Lucas Jakubczyk (Berlin) verpasste den Endlauf als Neunter um zwei Hundertstelsekunden. Bester Speerwerfer war Vitezslav Vesely (Tschechien) mit 83,72 Metern. Der Leipziger Tino Häber (76,11) wurde Neunter.

Gold über 5.000 Meter der Frauen eroberte Olga Golowkina aus Russland in schwachen 15:11,70 Minuten. Die Regensburgerin Maren Kock belegte Platz 17. Den Frauen-Hochsprung gewann Ruth Beitia (Spanien) mit 1,97 Meter. Die Frankfurterin Ariane Friedrich hatte sich vor der Qualifikation wegen eines Magen-Darm-Infektes abgemeldet.

Stabhochspringerinnen bummeln ins Finale

Im kuriosen Bummelschritt zogen die Stabhochsprung-Favoritinnen Silke Spiegelburg und Martina Strutz in das Finale (Samstag, 18.15 Uhr) ein. "Lustig war es allemal, aber die Kampfrichter haben einen komplett unnötigen Zirkus veranstaltet", erzählte Vizeweltmeisterin Strutz, die wie Teamgefährtin Spiegelburg und Lisa Ryzih trotz der bei übersprungenen 4,40 Metern bereits feststehenden Final-Qualifikation noch gezwungen wurde, die ursprünglich für den Endkampf geforderten 4,45 Meter in Angriff zu nehmen. Wie das deutsche Trio schlenderten acht weitere Springerinnen teilweise im Trainingsanzug mit ihren Stäben in Richtung der Aufsprungmatte, unterquerten die Latte und machten damit unter dem Gelächter und Klatschen der Zuschauer ihre Versuche ungültig.

Eine Medaille könnte es auch auf der neuen deutschen Paradestrecke 3.000 Meter Hindernis der Frauen geben, denn die deutsche Meisterin Antje Möldner-Schmidt und die WM-Neunte Gesa Felicitas Krause hinterließen als Zweit- sowie Drittschnellste im Vorlauf einen sehr starken Eindruck. "Wir hatten alles unter Kontrolle. Die Konkurrenz sah heute schlagbar aus", sagte Krause mit Blick auf das Finale am Samstag (18.55 Uhr) selbstbewusst.

"Bestes Ergebnis mit minimalem Aufwand. Das gibt Selbstvertrauen" erzählte Kugelstoßerin Nadine Kleinert, die als 36-Jährige die erste EM-Medaille ihrer Karriere erkämpfen könnte. Nach der Qualifikations-Bestweite von 18,65 Metern ist der dreimaligen Vizeweltmeisterin sogar der Titel zuzutrauen. Vom Favoritenstatus wollte die Magdeburgerin nichts hören: "Ich kann auch heute Nacht noch aus dem Bett fallen." Der Dresdner 400-Meter-Hürdenläufer Georg Fleischhauer zog in 49,52 Sekunden zwar in den Endlauf ein, verfehlte aber die Olympia-Norm um 22 Hundertstel.