Düsseldorf. Wladimir Klitschko bleibt Schwergewichts-Weltmeister der Verbände IBF, WBO und WBA. Sein Herausforderer Jean-Marc Mormeck ging ohne Gegenwehr in der vierten Runde k.o. Überraschender war die Ankündigung von Vitali Klitschko, seinen WM-Titel gegen David Haye zu verteidigen.

Jean-Marc Mormeck, so hatte Wladimir Klitschkos Trainer Emanuel Steward gewarnt, sei ein richtig gefährlicher Boxer. Er sei sogar ein „Mini-Tyson“. Allerdings stellte sich am Samstagabend heraus: Der französische Herausforderer des Schwergewichts-Weltmeisters (IBF, WBO und WBA) ist noch nicht einmal eine Reclam-Ausgabe eines Mini-Tysons. Der 39-Jährige ist kein K.o.-Schläger, sondern ein Schaumschläger. In der zweiten Runde krabbelte er zum ersten Mal über den Ringboden, in Runde vier ging er ohne Gegenwehr k.o., eine Lachnummer.

50.000 Zuschauer in der Düsseldorfer Arena, deren fahrbares Dach in der Nacht zum Sonntag geschlossen war, applaudierten höflich. Sie waren aber auch traurig, denn ein Spektakel sieht nun wahrlich anders aus. Die Action-Helden des französischen Kinos, Jean-Paul Belmondo und Jean Reno, saßen schweigend auf ihren Sitzen vorne am Ring. Ihr Landsmann hatte enttäuscht.

Mormeck schlug einfach nicht

13 Kilo leichter, 17 Zentimeter kleiner und bald 40 Jahre alt: Mormecks ist kein Mann für die Weltspitze im Schwergewicht. Vor fünf Jahren hatte er als Cruisergewichts-Weltmeister einmal den späteren Schwergewichts-Champion David Haye am Boden. Am Ende verlor er allerdings auch den Kampf gegen Haye. Der Engländer sagt dazu: „Damals war Mormeck stark, aber seitdem geht es bei ihm bergab.“

Genau so sah es in Düsseldorf aus. Mormeck schlug einfach nicht. Er tauchte unter Klitschkos Fäusten durch und klammerte, sobald er die Möglichkeit dazu fand. Mit einer Box-WM hatte das nichts zu tun. In der dritten Runde stolperten beide Boxer in der Umklammerung sogar zu Boden.

Mormeck atmete schon in der Anfangsphase schwer. Außer seinem Gangster-Bart wirkte an ihm nichts gefährlich. Und in der vierten Runde hießt es nur noch: Bart, aber herzlich. Nach einer Kombination von Klitschko plumpste Mormeck zu Boden: Aus! Der 50. K.o.-Sieg in der Profikarriere von Wladimir Klitschko. Nur: Der Franzose war eines WM-Kampfes nicht würdig. Seine Vorstellung war ein schlechter Witz.

Vitali Klitschko kämpft gegen Haye

Der Ausgang des Düsseldorfer Kampfes war keine Überraschung. Für die hatte aber bereits Wladimirs Bruder Vitali am früheren Abend gesorgt. Bei Vitalis Sieg vor zwei Wochen in München hatten sich sein damaliger Gegner Dereck Chisora und Ex-Weltmeister David Haye während der Pressekonferenz nach dem Kampf geprügelt.

Vitali Klitschko rümpfte die Nase. Solche Dinge würden den Boxsport in Verruf bringen, so der Ukrainer. Allerdings nicht nur in Verruf, sondern auch ins Interesse der Massen. Und so soll es nun doch noch in diesem Jahr einen Kampf zwischen Vitali Klitschko und dem Engländer Haye geben.

Haye war per Live-Schaltung aus London in Düsseldorf zugeschaltet und fragte Vitali: „Wie groß ist dein Interesse an einem Kampf mit mir?“ Klitschko antwortete: „Groß!“ Man sah das Nicken von Haye auf dem Fernsehschirm, dann stellte er die nächste Frage: „Wann?“ Klitschko antwortete: „In ein paar Monaten ist meine Schulter wieder in Ordnung, dann bin ich bereit.“

Haye fragte noch einmal nach: „Ist das ein Versprechen, dass es den Kampf geben wird?“ Klitschkos Antwort lässt keine Interpretationsmöglichkeiten zu: „Wir sollten den Menschen den Kampf bieten, den sie sehen wollen.“ Es wird Hayes zweite Chance gegen die Familie Klitschko: Gegen Wladimir hat er bereits verloren und danach seine Karriere beendet. Für Vitali will er nun in den Ring zurückkehren.