Essen. Bei der vorletzten Etappe der Deutschland Tour durchs Ruhrgebiet verpassen deutsche Radprofis das Podest. Belgier Ilan van Wilder vor Gesamtsieg.
Seine große Chance sah Madis Mihkels rund 150 Meter vor die Zielsprint auf der Huyssenallee in Essen. Das deutsche Team Bora-hansgrohe hatte den Sprintzug für Danny van Poppel vorbereitet, der Este aber lauerte im Windschatten – und nutzte eine Lücke ganz rechts entlang des Absperrgitters. Der 20-Jährige trat auf der leicht ansteigenden Zielgeraden kräftig in die Pedale und überquerte den Zielstrich vor allen anderen. Etappensieg bei der Deutschland Tour – der größte Erfolg des Profis vom Team Intermarche-Circus-Wanty. „Ich weiß, dass ich Außenseiter war, aber ich habe wirklich fest daran geglaubt, dass die Etappe mir liegen würde“, meinte Mihkels. „Ehrlicherweise bin ich sehr überrascht, aber ich bin sehr glücklich.“
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Van Poppel (Bora-hansgrohe) aus den Niederlanden wurde Zweiter vor dem Belgier Quinten Hermans (Alpecin-Deceuninck). Der Bocholter Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) landete auf Rang vier. „Es war eine superschwere Etappe für uns“, sagte der 29-Jährige im Ziel des vierten Teilstücks. „Ich war mir unsicher, ob ich überhaupt sprinten kann, aber ich glaube, am Ende war ich am schnellsten von allen.“ Kurz vor dem Sprint sei er blockiert worden, „was dann den Unterschied gemacht hat“.
Deutschland Tour: Entscheidung am Sonntag in Bremen
Der Belgier Ilan Van Wilder (Soudal-Quickstep) aber, der am Donnerstag auf dem Teilstück im Saarland seinen ersten Profisieg gefeiert hatte, wehrte alle Angriffe ab und trägt an diesem Sonntag (15.05 Uhr ZDF und Eurosport) auf der Schlussetappe von Hannover nach Bremen das Rote Trikot des Gesamtführenden. In der Hansestadt ist nach 175,6 Kilometern mit einem Massensprint zu rechnen - der 23-Jährige hat damit beste Chancen, Nachfolger des Briten Adam Yates zu werden. Nils Politt (Köln/Bora-hansgrohe) rutschte in der Gesamtwertung von Rang sieben auf Platz acht zurück.
Am frühen Nachmittag war das Peloton in Arnsberg gestartet, über das Sauerland, den Märkischen Kreis und Unna ging es durch Hagen in Richtung Dortmund, hinauf zur Hohensyburg. Viele Interessierte standen am Straßenrand und auf Brücken. Sie mussten ja nur aus ihren Wohnungs- und Haustüren herausspazieren. Der Vorteil, wenn ein Radrennen durch eine Metropolregion führt – und das einige ewig verstopfte Straßen des Ruhrgebiets autofrei zu sehen, ist fast ein Erlebnis.
Deutschland Tour: Ilan van Wilder hat Feld im Griff
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Nach rund 20 Kilometern hatte sich eine Ausreißergruppe mit Juri Hollmann (Movistar Team), Frank van den Broek (Team DSM-Firmenich) und Matteo Vercher (Totalenergies) gebildet. Einen großen Vorsprung allerdings konnte das Trio nicht herausfahren, das Hauptfeld um den Gesamtführenden Ilan Van Wilder kontrollierte das Rennen - 2:20 Minuten waren es in der Spitze, zu wenig, um eine Flachetappe zu überstehen. In Wuppertal erfolgte der Zusammenschluss.
Lange aber blieb das Feld nicht zusammen, Michael Gogl (Alpecin-Deceunick) und Fabien Grellier (Totalenergies) starteten erneut einen Angriff, mehr als eine halbe Minute jedoch fuhren sie nicht heraus. Der Österreicher Gogl wurde 35 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Auch der spätere Fluchtversuch von Anthony Turgis (Totalenergies), als das Feld mit hohem Tempo schon den Essener Süden erreicht hatte, war nicht erfolgreich.