Essen. Novak Djokovic steht vor den Scherben seiner Karriere, doch seine Demontage hat der Tennis-Superstar selbst betrieben. Ein Kommentar.

Novak Djokovic darf nicht an den Australian Open teilnehmen, er muss das Land verlassen und kann möglicherweise auch auf absehbare Zeit nicht mehr einreisen. Das Urteil des australischen Federal Courts ist hart. Doch es ist folgerichtig.

Australien hätte eine Ikone der Anti-Impf-Bewegung erschaffen

Natürlich ist es auch eine politische Entscheidung, wenn Australien unmittelbar vor dem Beginn eines der wichtigsten Turniere der Saison den weltbesten Spieler aus dem Land wirft. Ende des Jahres stehen Wahlen an. Aus Sicht der konservativen Regierung um Premierminister Scott Morrison ist es naheliegend, eine starke Hand zu zeigen und das strenge australische Einwanderungsgesetz unbeugsam anzuwenden.

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Bei einem Tennisprofi gnädig über den Impfstatus hinwegzusehen, während die Bürger Australiens in den vergangenen Monaten der Pandemie massive Kontakt- und Reisebeschränkungen erduldeten, hätte zu einem Aufschrei geführt. Die Angst, eine Ikone der Anti-Impf-Bewegung zu erschaffen, wurden von den Anwälten der Regierung als Grund dafür genannt, warum Djokovic als Risiko für die Öffentlichkeit gilt. Ihn einreisen zu lassen, hätte einen aus Sicht Australiens gefährlichen Präzedenzfall geschaffen. Das Land wäre zudem international blamiert.

Djokovic verstrickte sich in Widersprüche

Doch das Urteil fußt auf Entscheidungen, die Novak Djokovic selbst getroffen hat. Er hätte der Allergrößte seines Sports werden können, doch in den vergangenen sieben Tagen hat er seine Selbstdemontage vorangetrieben. Es ist sein gutes Recht, sich nicht impfen zu lassen. Nun aber muss er mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben, auch wenn er damit möglicherweise seine Karriere aufs Spiel setzt.

Aus dem Vernehmungsprotokoll der Grenzschutzbeamten geht hervor, dass Djokovic bei der Einreise falsche Angaben gemacht hat - möglicherweise mutwillig. Eine mutmaßliche Infektion im Dezember sorgte für immer mehr Ungereimtheiten. Sein Beharren auf einer Ausnahmengenehmigung, sein Verhalten als positiv Getesteter und die Widersprüche, in die er sich dabei verstrickte - das Ansehen des serbischen Weltstars ist ruiniert.

Ein großer Fehler - bei eigenem Aufschlag

Djokovic hat sein möglicherweise wichtigstes Spiel seiner Karriere verloren. „Wir leben in herausfordernden Zeiten in einer globalen Pandemie, und manchmal können solche Fehler passieren“, hatte Djokovic argumentiert, als ihm Beamten falsche Angaben vorhielten. Seine Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, aber für sich das gleiche Recht von Geimpften einzufordern, war ein großer Fehler - bei eigenem Aufschlag.