Essen. Der Tennisverband WTA setzt als Reaktion auf den Fall Peng Shuai alle Turniere in China aus. Der mutige Schritt brüskiert das IOC. Ein Kommentar.

Der Verband der Tennis-Berufsspielerinnen WTA hat mit sofortiger Wirkung alle Turniere in China ausgesetzt. Damit zieht WTA-Chef Steve Simon als Reaktion auf den Fall der über Wochen verschwundenen Spielerin Peng Shuai wie angekündigt drastische Konsequenzen. Ein mutiger Schritt, der wenige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking IOC-Chef Thomas Bach brüskiert.

Die WTA ist die erste Sportorganisation, die offen auf auf Konfrontationskurs zum Olympia-Gastgeberland China geht. Sie stellt das Wohlergehen der 35-Jährigen ehemaligen Nummer eins der Welt im Doppel über alles. Peng Shuai hatte Anfang November im Internet Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Ihre Nachricht wurde umgehend gelöscht, danach galt die Chinesin wochenlang als vermisst.

Ein radikaler, ein mutiger Schritt

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Die Entscheidung, alle Turniere in China abzusetzen, ist radikal und mutig. Der Verband verliert Millionen, insbesondere durch die Absage des Saisonfinales WTA Finals, das bis 2028 in Chinas Vorzeige-Metropole Shenzen stattfinden soll. Mehr aber noch bietet sie einem der wichtigsten Geldgeber der WTA-Tour die Stirn. Das Damentennis riskiert so langfristig massive Verluste bei Marketingeinnahmen und TV-Erlösen - und das in einem Land, das mit seinem dynamischen Wachstum als Zukunftsmarkt gilt.

Doch über allem brüskiert der Boykott des Damentennis den Mann, der sich als Anwalt aller Sportler verstanden wissen will: IOC-Chef Thomas Bach. Wenige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking muss sich Bach vorwerfen lassen, mit einem Land, das kritische Stimmen unterdrücke und Meinung zensiere, auf Kuschelkurs zu gehen.