Essen. Aaron Rodgers von den Green Bay Packers wird verehrt wie kaum ein anderer Spieler der Profiliga NFL. Doch nun wenden sich viele ab.

Seine Pässe haben eine phänomenale Präzision. Auch im schlimmsten Chaos, in noch so aussichtslosen Spielsituationen behält Aaron Rodgers, genialer und schon jetzt legendärer American-Football-Quarterback in der Profiliga NFL, den Durchblick. Seitdem Rodgers 2008 die Spielmacher-Position bei den Green Bay Packers übernahm, wird er von Fans und Experten weltweit als Superstar verehrt. Doch nun hat Rodgers’ sein Ansehen innerhalb weniger Tage in fast beispielloser Art beschädigt.

Rodgers: Super-Bowl-Sieger mit den Packers im Jahr 2011

37 Jahre alt ist Rodgers inzwischen, seine Popularität ist selbst in Deutschland enorm. Einen wie ihn kennen auch Sportfans, die sich nur am Rande mit Football beschäftigen. Das liegt an seiner Spielkunst und an seinem Arbeitgeber. Als einziges der 32 NFL-Teams sind die Packers nicht im Besitz eines Investors, sondern von rund 360.000 Anteilseignern. Das entspricht am ehesten einer deutschen Vereinsstruktur. 2011 gewann Rodgers mit den Packers den Super Bowl, dreimal wurde er zum besten Spieler der Saison (2012, 2015, 2021) gewählt. Bisher hat er in seiner Karriere 263 Millionen Dollar verdient – weitere 50 Millionen kommen bis Vertragsende 2024 hinzu. In diese Saison starteten Rodgers und die Packers mit sieben Siegen aus acht Spielen.

Die Packers – wieder ein Super-Bowl-Kandidat, Zweifel daran bestanden kaum. Im August wurde Rodgers auf eine Corona-Impfung angesprochen. „Sind Sie geimpft, oder wie ist Ihr Status?“, lautete die Frage. Rodgers antwortete auf Englisch: „Yes, I’m immunized.“ Ja, er sei immunisiert. Damit suggerierte er, er habe sich impfen lassen.

Auch in der NFL gibt es Spieler, die sich nicht impfen lassen wollen – das wird geduldet, für sie gelten aber sehr strenge Regeln, festgehalten auf einer 93 Seiten langen Vereinbarung zwischen NFL-Führung und Spielergewerkschaft. Rodgers hielt sich nicht an die Regeln. Und am 3. November war die US-Öffentlichkeit deshalb überrascht von einer Nachricht der Packers: Aaron Rodgers ist an Covid-19 erkrankt.

Impf-Durchbrüche können passieren, das ist inzwischen bekannt, doch so war das bei Rodgers nicht. Nachdem die Infektion bekannt geworden war, teilte er seine Sicht in einer Talkshow mit. Seine Immunisierung habe er nicht durch eine Impfung, sondern durch eine Behandlung mit homöopathischen Mitteln erhalten, gab Rodgers an. Die Vakzine von Moderna und Biontech würden einen Wirkstoff enthalten, auf den er allergisch reagiere. Den Impfstoff von Johnson & Johnson lehne er wegen der Gefahr von Blutgerinnseln ab. Zudem sprach er von fehlenden Langzeitstudien zu möglichen Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit.

Der Aufschrei der US-Öffentlichkeit war groß – sämtliche Nachrichtensender und Talkshows setzten sich damit auseinander. Denn rund 755.000 Menschen sind in den USA bereits an Corona gestorben – das Thema ist sensibel. Viele Experten wandten sich sofort von Rodgers ab – dabei ging es aber weniger um seine Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, sondern um sein Verhalten. Stephen A. Smith von ESPN beispielsweise, einer der renommiertesten Sport-Experten der USA, der sich stets als Rodgers-Fan bezeichnet hatte, sagte: „Rodgers ist das größte Talent, das es je auf dieser Position gab. Jeder weiß, dass ich seine Spielweise liebe. Aber jetzt schäme ich mich für ihn. Das ist die schlimmste Phase seiner Karriere. Er ist ein Lügner. Er sollte suspendiert werden.“ Mit dieser Meinung stand Smith nicht allein da. Rodgers verlor schnell einen Werbepartner – ein Gesundheits-Unternehmen.

Aaron Rodgers: Comeback gegen Seattle am Sonntag

Inzwischen fühlt sich Rodgers von weiten Teilen der Öffentlichkeit unverstanden und zu Unrecht in eine Ecke mit Impfskeptikern und Querdenkern gestellt. Er beklagte eine „Ausschlusskultur für Andersdenkende“. Eine Suspendierung der NFL muss Rodgers jedoch nicht befürchten, maximal eine Geldstrafe. Die Packers verloren ohne ihn das Spiel gegen die Kansas City Chiefs mit 7:13. Einer wie er ist eben unersetzlich. Am Samstag endet seine Quarantäne, tags darauf soll er wieder für die Packers gegen die Seattle Seahawks spielen.

Dann geht es wieder um Pässe, Touchdowns, geniale Momente. Aber die Anzahl der Fans von Aaron Rodgers ist gesunken.