Essen/Iserlohn. Beim Spiel der Iserlohn Roosters prallt Linienrichter Andreas Kowert mit einem Spieler zusammen. Der Gladbecker befindet sich im Krankenhaus.

Im Eishockey ist es wie in den meisten Sportarten: Die besten Schiedsrichter sind die, die erst bei ihrem nahenden Karriereende in den Vordergrund rücken. Im Idealfall leiten Schiedsrichter die Spiele, ohne aufzufallen. Das gilt noch mehr für Linienrichter. Stehen sie im Mittelpunkt, ist meist irgendwas schief gelaufen.

Am vergangenen Wochenende lief etwas schief beim DEL-Spiel in Iserlohn. Und Linesman Andreas Kowert rückte in den Vordergrund. Schon wieder.

Zusammenprall mit Nationalspieler Matthias Plachta

Die 34. Minute: Vor dem Tor der Iserlohn Roosters kommt es zu einem Gedränge. Andreas Kowert läuft von der Drittellinie darauf zu und stößt ungebremst mit Adler-Nationalspieler Matthias Plachta zusammen. Andreas Kowert stürzt aufs Eis und wird von Plachta begraben. Der 42-Jährige wird noch auf dem Spielfeld behandelt und muss mit einer Trage abtransportiert werden. Er kommt ins Krankenhaus.

Der Gladbecker Andreas Kowert pfeift seine 20. DEL-Saison.
Der Gladbecker Andreas Kowert pfeift seine 20. DEL-Saison. © Joachim Kleine-Büning/FUNKE Foto Services

Dort befindet er sich noch immer, allerdings nicht mehr in der Klinik in Iserlohn. Er werde nun stationär in einem Krankenhaus nahe seiner Wahlheimat Gladbeck behandelt, sagt Andreas Kowert im Gespräch mit dieser Redaktion. Er habe ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, weitere neurologische Untersuchungen würden folgen.

Gladbecker Andreas Kowert: Sportliche Zukunft ungewiss

Am Telefon wirkt Andreas Kowert gefasst. Der erfahrene Schiedsrichter, der schon bei Weltmeisterschaften und in der Champions League zum Einsatz kam, hat seinen Humor nicht verloren. Mit seinem früheren Kollegen Robert Schelewski, der in Iserlohn zuschaute, habe er nach dem Unfall gescherzt: „Wir sind zu alt für diesen Scheiß.“ Ein Zitat aus dem Film „Lethal Weapon“. Kowert gehört zu den dienstältesten Schiedsrichtern der DEL, Schelewski ist nicht mehr in der Spielklasse aktiv.

Dem Gladbecker ist allerdings auch der Ernst der Lage anzumerken. „Wie es weitergeht, kann ich momentan nicht sagen“, sagt der gebürtige Gelsenkirchener. Über die Konsequenzen des Unfalls nachzudenken, sei zu früh. „Das habe ich so noch nicht erlebt.“

Unglücklichweise hat Andreas Kowert „das“ schon ähnlich erlebt. Fast genau vor drei Jahren prallte er beim Spiel der Kölner Haie gegen Red Bull München mit Haie-Stürmer Lucas Dumont zusammen. Auch damals musste Andreas Kowert ins Krankenhaus. Vor einem Jahr traf es ihn bei der Partie zwischen der Düsseldorfer EG und den Wolfsburger Grizzlys erneut. Er bekam einen Puck ins Gesicht.

Dritter Unfall in drei Jahren

Der dritte Unfall binnen drei Jahren macht Andreas Kowert nachdenklich. Seinen langjährigen Kollegen Schelewski hatte es ebenfalls erwischt. 2017 war er bei einem Playoff-Spiel zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Nürnberg Ice Tigers mit einem Spieler zusammengestoßen. Andreas Kowert besuchte ihn damals im Krankenhaus.

Die Zusammenstöße lassen sich nur durch Pech erklären, findet Andreas Kowert. Er steht in seiner 20. DEL-Saison. Ob er nun in seiner dritten oder 20. Saison sei, hätte auf solche Unfälle keinen Einfluss. Plachta habe „nichts falsch gemacht“. Andreas Kowert sagt das auf Basis des Videos, dass er sich von der Szene angeguckt hat. „Ich habe keine Erinnerungen, weder an den Unfall, noch an das, was danach passiert ist.“

Demnächst würde Andreas Kowert seinen 800. Einsatz in der DEL feiern. „Schade“, sagt er. „Aber es kann ja noch passieren.“