Wattenscheid. Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz-Emmerich aus Wattenscheid wechselt ein halbes Jahr vor Olympia den Trainer. Hier erklärt sie ihre Gründe.

Hinter Pamela Dutkiewicz-Emmerich liegen anstrengende Wochen. Die 29-Jährige hat sich zu einer großen Veränderung entschieden. Doch weil die Hürdensprinterin nicht der Typ ist, der eine Bombe platzen lässt und sich dann rar macht, hat sie viele Gespräche geführt. Schwierige Gespräche. Ehrliche Gespräche.

Schlussstrich nach 13 Jahren

Erst mit ihren wichtigsten Ratgebern: ihrem Mann, dem Physiotherapeuten Maik Emmerich, ihren Eltern – ebenfalls ehemalige Leistungssportler. Dann mit ihrem Verein, dem TV Wattenscheid, und da zuerst mit ihrem Trainer Slawomir Filipowski. Das Gespräch mit ihm war für Pamela Dutkiewicz-Emmerich das schwierigste. Sie teilte ihm mit, dass sie sich zu einem Trainerwechsel entschieden hat. Nach über 13 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit muss es sich angefühlt haben wie Schlussmachen. „Es ist ja auch eine Verletzung dabei, aber ich bin sehr froh, dass er es so professionell aufgenommen hat.“

Denn dass sich etwas ändern musste, hat sich schon länger angekündigt. „Das war keine Kurzschlussreaktion“, sagt Dutkiewicz-Emmerich. Sie und Slawomir Filipowski, den die „Welt“ einmal den „Bessermacher“ nannte, hatten große Erfolge gefeiert: EM-Bronze in der Halle 2017, im gleichen Jahr dann Überraschungs-Bronze bei der WM in London, Silber bei der Heim-EM 2018 in Berlin. „Ich bin ihm sehr dankbar für alles“, sagt Dutkiewicz-Emmerich.

Bauchgefühlt drängt zur Veränderung

Jedoch: „Ich war im vergangenen Jahr schon einmal an dem Punkt, etwas ändern zu müssen. Und für gewöhnlich geht es schief, wenn ich nicht auf mein Bauchgefühl höre“, sagt Pamela Dutkiewicz-Emmerich. Also probierten sie: Sie stellten das Training um, Veränderungen hier und da – auch entgegen der eigenen Philosophie. Doch der Erfolg blieb aus.
Schon vorher war die Karriere der Bochumerin ins Stocken geraten. Sie rutschte von der einen Verletzung in die nächste. 2019 verpasste sie deshalb die WM in Doha. 2020, im Corona-Jahr, fehlte ihr die Wettkampfpraxis, bei ihrem einzigen Auftritt bei der Deutschen Meisterschaft strauchelte sie. Auch der Einstieg in die Hallensaison 2021 ging schief – wieder wird sie von einer Verletzung gestoppt.

Rüdiger Harksen soll Dutkiewicz-Emmerich zu Erfolgen verhelfen

Für Pamela Dutkiewicz-Emmerich wurde offensichtlich: Ihr Körper passt nicht mehr zu dem System, mit dem sie als junge Athletin erfolgreich war. Also reifte der Gedanke an einen neuen Impuls, an einen neuen Trainer. Einen Trainer, der Erfahrung in der Arbeit mit älteren Athletinnen hat. Schnell war klar: Wenn, dann kann dieser nur Rüdiger Harksen heißen.
Der 66-Jährige war 30 Jahre lang Bundestrainer für den Hürdensprint der Frauen, begleitete die Karriere von Dutkiewicz-Emmerich, er war auch mit ihrem Trainer im Austausch. Und: Harksen führte Athletinnen wie Carolin Nytra noch in älteren zu ihren besten Jahren. Genau das erhofft sich nun auch Pamela Dutkiewicz-Emmerich von dem Vereinstrainer der MTG Mannheim, über den sie sagt: „Er ist ein hervorragender Beobachter, ein Teamplayer. Die Empathie, die er im Gespräch zeigt, schafft er auch auf die Bahn zu bringen. Und er ist voller Leidenschaft – das eint ihn am meisten mit Slawo, das ist mit sehr wichtig.“

Training jetzt abwechselnd in Mannheim und Wattenscheid

Dennoch: Ein Trainerwechsel knapp fünf Monate vor den Olympischen Spielen in Tokio birgt auch Gefahren. Dutkiewicz-Emmerich wird abwechselnd in Mannheim und in Wattenscheid trainieren. Was, wenn das neue System nicht funktioniert? Wenn die Verletzungsanfälligkeit bleibt? „Das Risiko ist natürlich da und sicherlich ist so eine Entscheidung nicht gerade üblich“, sagt Dutkiewicz-Emmerich. „Doch ich sehe viel mehr die Chance.“ Jetzt muss sie sie nutzen.