München. Der sechste Titelgewinn innerhalb eines Jahres zeigt, wie sehr sich der FC Bayern inmitten der Corona-Pandemie im Grenzbereich bewegt.

Am frühen Freitagmorgen ging es für die Klub-Weltmeister des FC Bayern nach der Landung in München so schnell wie möglich nach Hause in die zweitägige Erholung, die Trainer Hansi Flick seinen erschöpften Spielern schon vor dem Abflug zugesichert hatte.

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In der Dämmerung setzten sich die Mannschaftbusse mit den müden Helden am Flughafen der Landeshauptstadt in Bewegung. Darunter Finaltorschütze Benjamin Pavard, der nach dem Rückflug aus Katar im Sieger-T-Shirt kurz in die Eiseskälte vor dem Terminal getreten war. Es war auch bildlich der durchaus passende Abschluss einer kritisch beäugten Reise im Grenzbereich inmitten der Corona-Pandemie ins Land der umstrittenen WM-Gastgeber von 2022 und langjährigen Geschäftspartner der Bayern. „Das Spiel war für uns alle schon am Limit, auch für mich an der Außenlinie“, räumte Flick über das Finale offen ein. Ihm und allen Bayern waren die Strapazen des Dauerstresses anzumerken und auch anzusehen.

Am vergangenen Freitagabend hatte diese Reise nach dem 1:0-Sieg im Bundesligaspiel bei Hertha BSC mit einer unfreiwilligen Übernachtung auf dem Berliner Flughafen begonnen. Auch in Katar hielt der Trip einige Turbulenzen bereit. Darunter inhaltliche, wie Karl-Heinz Rummenigges umstrittener Impfvorschlag für eine Vorzugsbehandlung der Profifußballer, um Impfskeptiker zu überzeugen, wie der Vorstandsvorsitzende argumentierte. Hinzu kamen Jerôme Boatengs Finalverzicht aus privaten Gründen sowie Thomas Müllers positiver Corona-Befund. Am Ende aber stand durch Pavards Abstaubertor aus der 59. Minute der 1:0-Sieg im Finale gegen Tigres UANL aus Mexiko und damit jener alles überstrahlende sechste Titelgewinn innerhalb eines Fußballjahres, mit dem die Mannschaft des FC Bayern Außerordentliches vollbrachte.

Der FC Bayern zieht mit dem FC Barcelona gleich

„Das ist auch für den erfolgreichen FC Bayern München mit Sicherheit die beste Saison, die er gespielt hat“, sagte Flick stolz, „wir haben sechs Titel geholt. Das ist einzigartig auch in der erfolgreichen Geschichte des FC Bayern München.“ Die Klub-WM hatte der Verein zwar schon 2013 gewonnen und ebenso den Vorläufer Weltpokal 1976 und 2001. Das sogenannte Sextuple oder Sixpack hatte zuvor weltweit nur der FC Barcelona 2009 geschafft. Dessen damaliger Trainer Pep Guardiola, zwischen 2013 und 2016 Coach des FC Bayern, gratulierte den Münchnern umgehend und schlug scherzhaft ein Entscheidungsspiel zwischen beiden Sextuple-Mannschaften vor. Nun dürfen sie sich ja auch beim deutschen Branchenführer als Meister aller Klassen fühlen.

Staatstragende PR aus der Klubzentrale

Vor dem Titel Klub-Weltmeister hatten die Münchner 2020 die deutsche Meisterschaft, die Champions League, den DFB-Pokal sowie die den deutschen und europäischen Supercup gewonnen. Die nachgeholte Klub-WM komplettierte die Titelsammlung, mehr geht im Weltfußball auf Vereinsebene nicht. „Erschöpft, aber glücklich über den Triumph bei der FIFA Klub-WM, betraten Manuel Neuer und Co. knapp zehn Stunden nach dem 1:0-Finalerfolg gegen UANL Tigres heimischen Boden“, meldete die hauseigene PR-Abteilung staatstragend, gut zwei Wochen vorm 121. Geburtstag des Klubs am 27. Februar.

Glückwünsche vom Bundestrainer

Besonders im Fokus stand Trainer Flick, dem mit sechs Titelgewinnen in seiner gerade einmal etwas mehr als 15-monatigen Amtszeit als Chefcoach womöglich eine Rekordsammlung für die Ewigkeit gelungen ist. Zudem ist er nun der erste deutsche Trainer, der mit der Nationalmannschaft und einem Klub Weltmeister geworden ist. 2014 war dem 55-Jährigen der Titelgewinn in Brasilien als Assistent von Joachim Löw gelungen. „Gratulation an den FC Bayern zum sechsten Titel unter Hansi Flick, für den ich mich riesig freue. Ebenso wie für unsere Nationalspieler, die in ihrer Entwicklung von diesen Erfahrungen enorm profitieren“, wurde Bundestrainer Löw am Freitag in einer DFB-Mitteilung zitiert. Verbands-Präsident Fritz Keller bezeichnete den FC Bayern als „Weltmarke“, DFB-Direktor Oliver Bierhoff gratulierte zu einer „historischen Leistung“.

Ein bisschen ging dabei unter, dass Neuer als Kapitän und Torwart des FC Bayern sowie der deutschen Nationalmannschaft seinen insgesamt 27. Profi-Titel gewonnen hatte, womit er den DFB-Kollegen Toni Kroos von Real Madrid überholte (26 Titel). Nur der wegen seiner Corona-Infektion im Finale fehlende Thomas Müller hat noch einen Titel mehr angehäuft als Neuer und ist mit der stolzen Zahl von 28 der erfolgreichste deutsche Titelsammler der Geschichte.

Thomas Müller fliegt in Isolation nach Deutschland

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Klub-Weltmeister darf sich Müller trotz seiner Absenz im Finale ja auch n ennen. Das Endspiel hatte er in Isolation verbracht. Laut Bild-Zeitung sollte er im Laufe des Freitags nach München nachreisen, „in einer Art Santitätsflieger“, in dem eine Isolation vom Flugpersonal möglich sei. Sportvorstand Hasan Salihamidzic war demnach ebenfalls in Katar geblieben, um Müllers Rücktransport zu organisieren. Dem 31 Jahre alten Fußballer soll es den Umständen entsprechend gut gehen.

Zuvor hatten sich bereits Leon Goretzka und Javier Martínez mit Covid-19 infiziert, sie waren gar nicht erst mit nach Katar gereist. Am Montagabend im Ligaspiel gegen Arminia Bielefeld sollen sie wieder zur Verfügung stehen. Anders als Müller und Serge Gnabry, der sich im Finale der Klub-WM einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hatte. Auch das war wohl ein Zeichen dafür, dass sich die Bayern gerade im absoluten Grenzbereich bewegen. Boateng dürfte am Montag ebenfalls noch nicht wieder dabei sein. Doch erstmal geht es beim FC Bayern ohnehin vor allem darum, sich zumindest etwas zu erholen.