Essen. . Das Aufgebot für die Handball-WM im Januar steht. Die Zielsetzung für das neu zusammengestellte Team wird heruntergeschraubt.

ist nicht immer einfach, die Gesichtszüge von Alfred Gislason zu lesen. Der Handball-Bundestrainer wirkt meist recht cool in seinen Analysen. Ob er er erfreut, einigermaßen zufrieden oder enttäuscht ist, ist meist an den gesprochenen Worten selbst, weniger an der Betonung seiner Sätze zu erkennen. Doch als der 61-Jährige am Montag seinen Kader für die WM in Ägypten verkündete (13. bis 31. Januar), da war dem Trainer-Routinier anzumerken, dass ihm manche gesprochenen Sätze fast schon körperliche Schmerzen bereiteten: „Das Ziel ist traditionell bei uns, möglichst das Halbfinale erreichen. In dieser Konstellation glaube ich aber nicht, dass es realistisch ist.“

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Die Bekanntgabe des Kaders vor einem großen Turnier: Traditionell ist es die Zeit, in der große Ziele beschworen und Erwartungen geschürt werden. Es ist die Zeit der Vorfreude und Euphorie auf das kommende Großereignis. Seit jedoch die vier Routiniers Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler, Finn Lemke und Steffen Weinhold in den vergangenen Tagen aufgrund der Pandemie ihren WM-Verzicht erklärt hatten, musste Gislason täglich bangen, dass nicht weitere Absagen hinzukommen.

Positive Coronatests bei MT Melsungen

Schlechte Nachrichten mit Blick auf die WM-Vorbereitung gab es für den Bundestrainer am Montagabend: Bundesligist MT Melsungen vermeldete drei Corona-Fälle. Im WM-Aufgebot stehen in Torwart Silvio Heinevetter und Tim Kastening die beiden positiv getesteten Melsunger, dazu in Kai Häfner, Tobias Reichmann und Julius Kühn weitere drei MT-Spieler. Alle Melsunger begaben sich in häusliche Isolation.

Gislason, der Mann der Titel und Triumphe, der Trainer, der mit dem THW Kiel über Jahre hinweg alles gewonnen hat, was es im Handball zu gewinnen gibt, muss nun vor seinem ersten Turnier als Bundestrainer improvisieren.

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In Kapitän Uwe Gensheimer, dem Torhüter Johannes Bitter sowie den 2016er-Europameistern Andreas Wolff, Christian Dissinger und Jannik Kohlbacher stehen derzeit noch etablierte Stammkräfte bereit. Aufgestockt werden muss der Kader mit Juri Knorr (zwei Länderspiele) und Marcel Schiller (9) sowie den beiden Neulingen Sebastian Firnhaber (älterer Bruder von Tusem Essens Lucas Firnhaber) und Antonio Metzner. Wieder mit dabei ist auch der in den jüngsten EM-Qualifikationsspielen nicht berücksichtigte Paul Drux, der in der Abwehr ebenso gefragt sein wird wie der nach einem Fußbruch wieder genesene Johannes Golla und Marian Michalczik. Hoffnungsträger im Angriff ist der 20-jährige Juri Knorr. Der Sohn des 83-maligen Nationalspielers Thomas Knorr feierte sein Debüt im November in der EM-Qualifikation. Dabei infizierte der Spielmacher sich mit Corona und kehrte erst kürzlich nach schwerem Krankheitsverlauf aufs Feld zurück.

Ein wenig erinnert die Situation an 2016 vor der EM in Polen, als ein ersatzgeschwächtes deutsches Team ohne große Erwartungen Europameister wurde. Doch Alfred Gislason ist eher als Realist denn als Träumer bekannt. Und so ist der Bundestrainer „sehr gespannt, was dieses Team bringen kann“. Und er ist sich bewusst, „dass ziemlich viel Arbeit vor uns liegt“.

Das deutsche Aufgebot bei der Handball-WM:

  • Tor: Wolff (Kielce), Bitter (Stuttgart), Heinevetter (Melsungen)
  • Linksaußen: Gensheimer (RN Löwen), Schiller (Göppingen)
  • Rückraum links: Kühn (Melsungen), Drux (Berlin), Böhm (Hannover), Dissinger (Skopje)
  • Rückraum Mitte: Weber (Leipzig), Knorr (Minden), Michalczik (Berlin)
  • Rückraum rechts: Häfner (Melsungen), Schmidt (Wuppertal), Metzner (Erlangen)
  • Rechtsaußen: Reichmann (Melsungen), Kastening (Melsungen)
  • Kreis: Kohlbacher (RN Löwen), Golla (Flensburg), S. Firnhaber (Erlangen)