Essen. Ab Donnerstag misst sich die Darts-Elite in Oberhausen. Der Veranstalter spricht über die besonderen Auflagen und die Zukunft des Sports.
Pläne werden gemacht, um sie wieder umzuschmeißen. So zumindest sieht die Welt von Werner von Moltke (50) derzeit aus. Die diesjährige Darts-EM (29. Oktober bis 1. November) sollte eigentlich in Dortmund stattfinden, zog coronabedingt aber nach Oberhausen um. Geplant war sie dann mit 2000 Zuschauern, doch wegen des Anstiegs der Infektionszahlen dürfen nur noch 250 Zuschauer pro Session dabei sein.
Im Interview mit dieser Redaktion spricht der Geschäftsführer der PDC Europe über die Bedeutung von Großveranstaltungen in Coronazeiten und kritisiert den Auflagen der Behörden.
Herr von Moltke, ab Donnerstag findet in Oberhausen die Darts-EM mit Zuschauern statt. Die Corona-Fallzahlen steigen rasant. Sind Sie nervös?
Werner von Moltke: „ch bin es nicht mehr. Anfangs war ich extrem nervös, habe tagelang nicht schlafen können. Aber aus gesundheitlichen Gründen habe ich mir die Nervosität abgewöhnt. Ich nehme es so, wie es kommt.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, die EM in diesen Zeiten durchzuführen?
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Von Moltke: Wir haben den großen Willen, Sportevents durchzuführen. Die Frage ist nicht, was kann ich nicht, sondern wie kann ich etwas erreichen. Nur ein Bruchteil der Infektionen passieren in Kneipen und Restaurants. Wir haben uns im Juni jede Halle genau angeguckt, alle Vorgaben auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Weil wir ein so gutes Konzept hatten, konnten wir in Salzburg als erster Indoor-Sport weltweit eine Live-Veranstaltung durchführen. Unser Sport ist komplett bewegungsunabhängig. Wir brauchen kein Fußballstadion. Es muss einen Weg geben, und den sind wir bereit zu finden.
Die Auflagen sind streng. Nur 250 Zuschauer sind pro Session zugelassen. Maximal fünf Personen aus zwei Haushalten dürfen zusammensitzen. Können Sie das nachvollziehen?
Von Moltke: Regeln: Ja, proaktiv handeln: Ja. Aber die Verbote gehen mir im Moment zu weit. Ich bin da eher bei Professor Hendrick Streeck, der ja auch kein Wahnsinniger ist. Wir müssen mutiger werden. Wir müssen schauen, was geht, und was nicht, auch mal gemäß dem Motto Try-and-Error. Die Einschränkungen belasten nicht nur uns, sondern die gesamte Gesellschaft, und wenn wir nicht aufpassen, wird es einen großen Schaden geben. Schon jetzt ist ein Riss durch die Gesellschaft zu spüren.
Im Fußball wird oft von Existenzbedrohung gesprochen. Gibt es diese Sorge auch im Darts?
Von Moltke: Aufgrund des relativ geringen Kostendrucks und der hohen Flexibilität ist unsere Existenz durch die Coronakrise nicht bedroht. Anders als im Fußball müssen wir keine Millionengehälter bezahlen, unsere Sportler sind Freiberufler. Und wir können in kurzer Zeit Entscheidungen treffen. Wir sind Privatunternehmer, wir müssen uns nicht mit 16 Landesverbänden abstimmen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Veranstaltung durchzuführen, können wir schnell handeln. Darts muss nicht in großen Arenen stattfinden, notfalls reicht auch ein Autokino. Das Drive-In-Event in Hannover war, was die Resonanz betrifft, eine der besten Veranstaltungen, die wir organisiert haben.
Gerade im Darts sind die Fans besonders wichtig. Die WM im Ally Pally ist gerade deshalb so berühmt, weil dort eine solche Stimmung herrscht. Haben Sie Sorge, dass das nach Corona anders sein wird?
Von Moltke: Ich bin zuversichtlich, dass die Zuschauer nach der Corona-Krise zurückkehren. Natürlich ist eine gewisse Zurückhaltung beim Ticketverkauf zu spüren. Aber wir haben eine relativ junge Zielgruppe, die aufgrund ihres Alters nicht zur Risikogruppe zählt. Wir werden die Krise überstehen, die Frage ist nur, wie überbrücken wir die Zeit bis dahin?
Wie kommen die Sportler durch die Krise?
Von Moltke: Unsere Sportler arbeiten alle freiberuflich. Das bedeutet: Keine Veranstaltungen, kein Geld. Deshalb haben wir im Sommer auch Vorschüsse ausgezahlt, damit sie ihre Miete bezahlen können. Wir wollten ihnen signalisieren: Wir lassen euch nicht im Stich. Barry Hearn, für mich der beste Sportpromoter der Welt, ist deshalb so erfolgreich, weil Verlässlichkeit bei ihm ganz oben steht. Er hat immer gesagt: Wenn ich etwas zusage, dann gilt mein Wort. So machen wir es bei der PDC auch. Die Leute können sich auf uns verlassen.
Bei der EM starten mit Max Hopp und Gabriel Clemens auch zwei Deutsche. Wünschen Sie sich als Veranstalter einen deutschen Erfolg?
Von Moltke: Den wünsche ich mir immer. Wir sind schon der zweitgrößte Markt im Dartssport. Aber ein deutscher Erfolg würde uns nochmal einen Schub geben. Das wäre eine riesen Geschichte.