Essen. Die Tour de France hat begonnen. Doch den Auftakt haben nicht nur die Corona-Umstände geprägt - sondern auch die vielen Stürze. Ein Kommentar.
Es waren Bilder, wie man sie aus den Vorjahren auch gewohnt war: Das Peloton schlängelte sich durch die Landschaft, über Brücken, durch Kreisverkehre hindurch, die Fahrer fuhren dicht beieinander, im Schlussabschnitt gondelte ein Zug neben ihnen her, bevor es zum packenden Sprint unter Palmen mit Meerblick auf der berühmten Promenade des Anglais von Nizza kam. Es waren Bilder, die für Frankreichs Fremdenverkehrsämter mehr wert sein dürften als jeder Hochglanzkatalog. Die Tour de France – sie ist eine dreiwöchige Werbung für die Grande Nation. Diesmal allerdings können auch die schönsten Landschaftsbilder nicht über die aktuelle Lage hinwegtäuschen.
Von einer Tour-Stimmung vergangener Jahre konnte angesichts der Corona-Pandemie keine Rede sein. Zuschauer standen zwar am Straßenrand, aber bei weitem nicht mehr wie einst in Zehner-Reihen oder mehr. In der Region an der Côte d’Azur zirkuliert das Virus besonders stark. Doch ist Corona längst nicht die größte Gefahr bei dieser Tour. Es sind die vielen Stürze, die schon nach dem Ende der Zwangspause bei diversen Rennen schockierten, darunter die fürchterlichen Unfällen von Fabio Jakobsen bei der Polen- und Remco Evenepoel bei der Lombardei-Rundfahrt. Nun haben Stürze auch den Auftakt der Tour de France geprägt.
Hektisch und kompromisslos
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Sicher, die Tour wird traditionell aufgrund ihrer immensen Bedeutung am hektischsten und kompromisslosesten gefahren, zudem fehlt vielen Profis nach der langen Corona-Pause die Rennpraxis. Besonders motiviert sind sie trotzdem, daran konnten auch die regennassen Straßen gestern nichts ändern. Und heute? Auf der zweiten Etappe in den Alpenausläufern oberhalb Nizzas sind schon die Gesamtklassement-Fahrer gefordert, der frühe Schlagabtausch in den Bergen birgt Gefahren, es gibt gefährliche Rollsplit-Passagen auf der langen Abfahrt des Col du Turini. Die Tour bleibt weiter gefährlich. Nicht nur wegen Corona.