Essen. Die Bürgerbefragung zu Olympia in NRW wird nicht mehr vom DOSB gesteuert. Die Initiative Rhein Ruhr City erhofft sich dadurch mehr Vertrauen.
Wenn etwas in Katar aus den Quellen sprudelt, dann sind es Unmengen an Öl. Ganz sicher aber nicht im übertragenen Sinn Demut oder das Gefühl, es irgendwann auch mal sein zu lassen. Zweimal hat sich das Land darum bemüht, Olympische Spiele an den Persischen Golf zu holen. Doch weder für 2016 (Rio de Janeiro) noch für 2020 respektive 2021 (Tokio) wurde die Fünf-Ringe-Party nach Katar vergeben. Das hindert indes auf der Wüsten-Halbinsel niemanden, es erneut zu versuchen und bei einer Bewerbung um die Sommerspiele 2032 gegebenenfalls mit Rhein und Ruhr in Konkurrenz zu treten. Mit Petro-Milliarden gegen eine privatwirtschaftliche Initiative sozusagen.
Ob es im Auswahlverfahren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) tatsächlich zu einem direkten Duell zwischen Katar und Nordrhein-Westfalen kommen wird, steht noch in den Sternen. Es ist ja noch gar nicht gesichert, dass sich Deutschland bewerben wird. Spätestens 2025 aber werden die Gastgeber der olympischen und paralympischen Wettbewerbe in zwölf Jahren ermittelt, das inzwischen auf Flexibilität ausgelegte IOC-Vergabekonzept ermöglicht schon eine frühere Entscheidung. Klar, dass sich Michael Mronz damit auch heute schon beschäftigt. „Wir haben national eine Chance, wenn wir ein ehrliches und transparentes Konzept aufzeigen“, sagt der Chef der Initiative Rhein Ruhr City 2032. „Und wir haben international eine Chance, wenn wir versuchen, unser Angebot nicht mit einer künstlichen Verpackung zu versehen. Der Sport steht bei uns im Vordergrund, wir sind Pils und Häppchen statt Champagner und Kaviar. Wenn wir das transportieren, hätten wir ein Alleinstellungsmerkmal. Und wir könnten dann sehen, ob die Delegierten des IOC dem auch folgen wollen.“
Abstimmungs-Desaster noch in Erinnerung
Mobilität, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sind beliebte Schlagwörter bei dem 53 Jahre alten Unternehmer, der unter anderem mit dem CHIO in Aachen das größte Reitspektakel der Welt vermarktet. Es sind Begriffe, mit denen Vertrauen erzeugt werden soll – denn um die Vision der Olympischen Spiele im Ruhrgebiet umzusetzen, müssen die Bürger mit ins Boot geholt werden.
Ende 2021, spätestens Anfang 2022 sollen nun die Menschen an Rhein und Ruhr befragt werden, ob sie das auch wollen. Das Verfahren soll bis Ende des Jahres mit der Landespolitik abgestimmt werden und befindet sich allein in den Händen der Rhein-Ruhr-Initiatoren. Bei den Abstimmungs-Desastern zu den geplanten Olympia-Bewerbungen in Hamburg und München hatte noch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Federführung. Mronz: „Das drückt das Vertrauen des DOSB aus und ist nun für uns ein Vorteil.“ Weil man unbelasteter argumentieren und überzeugen kann. Den Gigantismus der Sportverbände – wobei das IOC damit noch mehr in Verbindung gebracht wird als der DOSB – lehnt die Öffentlichkeit ab. Klar ist aber auch: Findet sich bei der Befragung keine Mehrheit für Sommerspiele 2032 in NRW, wird es auch gar nicht erst im DOSB zur Abstimmung über eine Bewerbung kommen.
Verhandlungen zum Olympischen Dorf
Neueste Umfragen in sieben der 14 vorgesehenen NRW-Gastgeberstädten hätten aber Zustimmungsraten von 76 bis 88 Prozent ergeben. Noch kann Mronz den Bürgern nicht alle Antworten auf dringende Fragen geben: Für ein mögliches Olympisches Dorf werde man ab Oktober mit drei interessierten Kommunen konkreter verhandeln, wo das Olympiastadion errichtet werden soll, bleibt ungewiss. Mronz: „Einnahmen, Chancen, Risiken – die Menschen wollen wissen, worüber sie abstimmen.“ Bis es zu einem Rennen mit Katar kommt, ist in NRW noch viel zu erledigen.