Essen/Milwaukee. Giannis Antetokounmpo ist der Superstar der NBA. Nun will der Grieche Basketball-Champion mit Milwaukee werden. Die Geschichte eines Aufsteigers.

Der Mann, dessen Namen sie in den USA kaum aussprechen können, schüttelte verärgert den Kopf, als er das Spielfeld verließ. Die Play-offs in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA haben begonnen und gleich für beide großen Finalfavoriten begann die Best-of-7-Serie mit einer Niederlage. Für LeBron James und seine Los Angeles Lakers mit dem 93:100 gegen die Portland Trail Blazers.

Doch ist LeBron James ein Name, den so ziemlich jeder kennt und aussprechen kann. Voller Ehrfurcht. Bei Giannis Antetokounmpo ist das eine andere Sache. Die Bewunderung ist da, so ziemlich jeder Basketball-Fan kennt ihn zwar mittlerweile, nur das mit der Aussprache des Namens ist so eine Sache, weshalb der 25-Jährige einfach nur als Greek Freak bezeichnet wird. Ersteres wegen seiner Herkunft aus Griechenland, letzteres wegen seiner unglaublichen Athletik und Begabung im Spiel mit dem orangefarbenen Lederball.

Ständige Angst vor Abschiebung in Griechenland

Dennoch: Trotz der 31 Punkte von Antetokounmpo gab es zum Start der heißen Phase der wiederaufgenommenen Saison nach der Corona-Zwangspause eine 110:122-Niederlage gegen die Orlando Magic. Das beste Teams im Osten der zweigeteilten Liga hatte am zentralen Turnierort in Disneyworld/Florida gegen die wohl mittelmäßigste Mannschaft der NBA verloren.

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Eine Überraschung. In der Nacht auf Samstag (0 Uhr) wollen Antetokounmpo und seine Milwaukee Bucks (Hirschböcke) aus dem US-Bundesstaat Wisconsin die Achtelfinal-Serie ausgleichen – und dann Richtung Finale marschieren. „Ich glaube zwar nicht, dass wir einen Knopf drücken und wieder Großartig sein können – aber ich glaube, dass wir als Team alle noch sehr, sehr viel besser spielen können“, sagt Antetokounmpo.

Schuhmodelle nach ihm benannt

Man kann seine Worte ernst nehmen, denn der 2,11-Meter-Mann ist eine Kämpfernatur. Er spielt seit sieben Jahren in der weltbesten Liga, wurde vergangene Saison als wertvollster Spieler ausgezeichnet (MVP), in den kommenden Tagen wird dies wohl erneut geschehen. Doch vor dem Millionengehalt, vor den nach ihm benannten Schuhmodellen begann die Geschichte von Giannis Antetokounmpo wenig appetitlich. Als Kind suchte der Mann, der heute ein NBA-Star ist, sein Essen in den Mülltonnen von Athen.

„Ich war der Beste“, sagte der 25-Jährige einmal und spielte damit nicht auf sein aktuelles Leben an, sondern auf jene Zeit, als er noch nicht als potenzieller Nachfolger von Liga-König LeBron James gehandelt wurde. Er lebte in Athen als Sohn illegaler Einwanderer aus Nigeria. Der Vater arbeitete als Handwerker, die Mutter verkaufte mit den Söhnen Uhren, Sonnenbrillen und DVDs an Touristen in den Gassen rund um die Akropolis. Giannis und seine Brüder waren staatenlos – in Athen geboren, aber stets in der Furcht lebend, abgeschoben zu werden. Wurde der Hunger zu groß, suchten sie in Mülltonnen nach Essbarem. Giannis wurde unter seinen Brüdern „der beste“ Verkäufer, weil „ich nie aufgegeben habe, bis die Sachen verkauft waren“.

Antetokounmpo-Brüder schafften es auch in die NBA

Sein Leben verändert sich, als ein Basketballtrainer ihn 2007 beim Fangenspielen auf einem Hinterhofplatz beobachtete, das unglaubliche Bewegungstalent und Potenzial erkannte und Giannis und seine Brüder zum Basketball brachte. Der Rest: Geschichte, die an ein modernes Märchen erinnert. Giannis Antetokounmpo gelang der Sprung in die NBA ohne Erfahrungen in eienr amerikanischen Universität oder einem europäischen Topverein gesammelt zu haben. Trotzdem vereint er die Übersicht eines Aufbauspielers, die Beweglichkeit eines Flügelspielers, die Wucht eines Centers. Er kann jede Position spielen. Auch seine Brüder wurden Basketballer, Thanasis spielt ebenfalls für die Bucks, Kostas steht bei den L.A. Lakers unter Vertrag, Nesthäkchen Alex unterschrieb jüngst beim spanischen Erstligisten UCAM Murcia.

Die Amerikaner lieben Aufstiegsgeschichten wie die von Antetokounmpo. Doch der hat es nicht vom immer wieder zitierten Tellerwäscher zum Millionär geschafft. Seine Geschichte begann dort, wo die Tellerwäscher Athens ihren Müll entsorgen. Nun soll sie weitergeschrieben werden – und das NBA-Finale ein Höhepunkt werden.