Hermannstadt. Mit einer Rundfahrt in Rumänien beenden die Radsportler am Donnerstag die Zwangspause. Für Pascal Ackermann ist es ein erster Belastungstest für die Tour de France.
Das Radsportkarussell wird angeworfen, in Rumänien, bei der Sibiu Tour. Das Fünf-Etappen-Rennen, das an diesem Donnerstag in Hermannstadt gestartet wird, gilt als Probe dafür, wie in Corona-Zeiten auch große Rundfahrten veranstaltet werden können. Mit dabei sind gleich drei deutsche Teams: der World-Tour-Rennstall Bora hansgrohe mit Sprint-Ass Pascal Ackermann sowie die Continental-Teams von Bike Aid und SKS Sauerland NRW.
„Räder sind das neue Klopapier“, hatte Ralph Denk, Teamchef von Bora hansgrohe, vollmundig während des Trainingslagers seines Rennstalls Mitte Juni im Ötztal in Österreich gesagt. Denk spielte darauf an, dass während der Pandemie-Einschränkungen der Verkauf von Fahrrädern boomte, und dass deshalb auch der Radhersteller des Teams, die Firma Specialized, auf soliden wirtschaftlichen Füßen stehe.
Radsport-Klassiker ab August
Ab Donnerstag kommt das, um im Denk-Duktus zu bleiben, „professionelle Klopapier“ auch wieder im Rennen zum Einsatz. Am Donnerstagabend startet in Hermannstadt die Sibiu Tour. Und Bora hansgrohe ist dabei. „Wir waren die Ersten mit einem Trainingslager, jetzt sind wir die Ersten beim Rennen. Das ist wichtig für die intensive Saison, die ab 1. August mit zahlreichen Klassikerrennen und den drei Grand Tours beginnt“, sagte Jens Zemke, Sportlicher Leiter von Bora hansgrohe, dieser Zeitung. Er bezeichnete die Teilnahme als „kontrolliertes Risiko“.
Andere Rennställe reagierten anders und zogen ihre Meldungen zurück. So verzichtete Shooting-Star Mathieu van der Poel mit seinem Team Fenix-Alpecin auf einen Start. Gazprom Rusvelo aus Russland musste wegen der Restriktionen bei der Ausreise aus Russland passen. Und bei Androni Giocattoli plädierten die Teamärzte für einen Rückzug. Der italienische Rennstall war eigentlich Titelverteidiger, gewann die letzten drei Ausgaben der Sibiu Tour. 2017 gelang das sogar mit Egan Bernal, dem kurz darauf von Team Sky gekauften Tour-de-France-Sieger des letzten Jahres.
Vorbereitung ist in Corona-Zeiten kompizierter
Der Neustart unter Corona-Bedingungen erfolgt also stockend. Und die Vorbereitung ist auch komplizierter. Die Rennen beginnen bereits sechs Tage vor dem eigentlichen Start. Laut Hygiene-Protokoll des Weltverbandes UCI müssen sich alle Fahrer und Betreuer sechs Tage vor Rennbeginn auf Covid-19 testen lassen. Wer negativ ist, darf in die sogenannte „Teamblase“. Bei den Rennen der höchsten Kategorie wird drei Tage später erneut getestet. Bei der unterklassigen Sibiu Tour sei das nicht nötig, erfuhr diese Zeitung von Rennställen.
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Das Protokoll sieht zahlreiche Neuerungen vor. Jeder Rennveranstalter muss einen Covid-19-Verantwortlichen bestimmen. Die Teams sollen isoliert in den Hotels untergebracht werden. Neben einem eigenen Speisesaal soll es auch einen Notraum zur Quarantäne etwaiger Infizierter geben. Die „Hygiene-Blasen“ von Teams, Veranstalter und Medien sollen so gut es geht getrennt bleiben.
Prolog-Parcours in der Innenstadt von Hermannstadt
Start und Zielbereich seien für das Publikum nicht zugänglich, versicherte der Veranstalter. Wie es an der Strecke in Siebenbürgen sein wird, werden die nächsten Tage zeigen. Der 2,5 Kilometer lange Prolog-Parcours in der Innenstadt von Hermannstadt dürfte noch gut zu kontrollieren sein. Bei der 183 Kilometer langen Bergetappe am Freitag hoch zum Bâlea-See in den Karpaten auf 2040 Metern Höhe dürfte sich das schon schwieriger gestalten. Hier vertraut Bora hansgrohe vor allem auf die österreichischen Kletter-Asse Patrick Konrad und Gregor Mühlberger. SKS Sauerland setzt auf den mehrmaligen Deutschen Bergmeister in den Nachwuchskategorien, Johannes Adamietz.
Auch Israel Start-Up Nation, der Rennstall des deutschen Trios Nils Politt, André Greipel und Rick Zabel, ist in Rumänien dabei, allerdings ohne das Kölner Kleeblatt. Richtig ernst wird es für die Profis dann ab 1. August. Dann steht das Lehmstraßenrennen Strade Bianche in Italien an, am 8. August folgt der Klassiker Mailand – Sanremo, und am 29. August soll die Tour de France starten. Die Sibiu Tour ist ein erster Belastungstest dafür.