Essen. Alexander Zverev hat mit seinem Party-Auftritt große Verantwortungslosigkeit gezeigt. Das lässt bei dem 23-Jährigen tief blicken. Ein Kommentar.

Es war Anfang des Jahres bei den Australian Open in Melbourne, als Alexander Zverev ordentlich was für sein Image getan hat. Der nervenschwache Hamburger, der über ein unglaubliches Tennis-Talent verfügt, 2018 sogar die ATP-Weltmeisterschaft gewann, doch sein Können bei Grand-Slam-Turnieren nie auf den Platz bringen konnte, weil er zu oft haderte, sich, seinen Trainer oder die ganze Welt beschimpfte, mehr Schläger zertrümmerte als Asse schlug, präsentierte sich erstmals von einer völlig anderen Seite.

Alexander Zverev überraschte. Er zeigte großes Tennis, stand erstmals in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Halbfinale. Er hatte sich im Griff. Und nicht nur das. Er startete eine Charme-Offensive, avancierte zum Publikumsliebling. Er wirkte lockerer als sonst und: Er spendete eine große Summe Geld, um das unter Waldbränden leidende Australien zu unterstützen. Pro Sieg versprach er 10.000 Dollar an die Opfer.

Es schien, als bekäme er die Kurve

Es schien, als habe dieser oft arrogant und schnöselig wirkende, Goldkettchen tragende, sein Talent verschludernde Kerl endlich die Kurve bekommen.

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Doch leider hat der 23-Jährige die Welt eines Besseren belehrt. Sein laxer Umgang mit den Corona-Regeln lässt ihn wie einen Menschen wirken, der zu denken scheint, er stünde ob seiner Popularität über den Dingen. Als könne ihm ein Virus nichts anhaben. Als würden Regeln nicht für ihn gelten. Dabei hätte der Positiv-Test von Novak Djokovic nach der Adria-Tour ihm eine Lehre sein können. So aber schadet er nicht nur seinem eigenen Image, sondern auch dem Tennis und der ATP-Tour, die so gerne wieder laufen würde.

Eigenen Spaß über das Wohl anderer gestellt

Durch seine Hauptrolle im neuesten Social-Media-Hit hat Zverev bewiesen, dass er wieder einmal nichts gelernt hat. Seine Fehler bei der Teilnahme an der Adria-Tour – er wollte sie wohl wegtanzen. Echte Einsicht kann er nicht zeigen, weil er sie nicht hat. Man geht nicht feiern, wenn man ernst meint, was man ankündigt. Selbstisolation geht in einer Menschenmenge nicht. Und zwei Wochen Quarantäne enden nicht nach sechs Tagen. Er hat gesehen, wie schnell es gehen kann und doch tanzt er wieder eng an eng mit anderen Menschen. Er stellt seinen Spaß in den Vordergrund. So ein Verhalten ist zutiefst verantwortungslos. Und ja, auch egoistisch.

Seiner Sportart, die um ihre Rückkehr kämpft und auf die Unterstützung und das regelkonforme Mitmachen ihrer Akteure angewiesen ist, hat er damit nach dem Skandal um die Adria-Tour erneuten Schaden zugefügt.

Alexander Zverev, bei der Adria-Tour umgeben von Menschen.
Alexander Zverev, bei der Adria-Tour umgeben von Menschen. © AFP

Als Sport-Star steht Alexander Zverev in der Öffentlichkeit. Er muss damit rechnen, dass er gefilmt wird, wenn er sich unter Leute begibt. Das muss man nicht richtig oder schön finden, aber so funktioniert die Welt, in der quasi jeder immer eine Kamera zur Hand hat und von denen sich mancher eben mit Promi-Bildern profiliert. Zverev hätte das wissen müssen. Dass das Video schnellstmöglich wieder gelöscht wurde, hilft ihm nicht. Wer ein Großer sein will, muss sich auch so verhalten. Zu seinen Fehlern zu stehen und aus ihnen zu lernen, gehört dazu.

Alexander Zverev ist noch kein Großer.