Gladbeck. Die Corona-Krise brachte die Gladbecker Schwimmerin Jessica Steiger in Not. Eine Spendenaktion hilft ihr auf dem Weg zu Olympia 2021 in Tokio.
Ralf Steiger hat sich zu einer brisanten Wette hinreißen lassen. Das war, als seine Tochter Jessica ungefähr zehn Jahre alt war und davon träumte, einmal wie ihre Mutter Sandra, der es 1984 in Los Angeles gelungen war, bei Olympia zu schwimmen. „Wenn du das auch noch schaffst, tätowiere ich mir die Olympischen Ringe auf den Hintern“, sagte Vater Ralf Steiger damals lachend.
Heute ist Jessica Steiger 27 Jahre alt und zehnfache Deutsche Meistermeisterin im Brustschwimmen. Weder hat sie ihren Traum noch die Worte ihres Vaters von damals vergessen. „Jetzt könnte es gut passieren, dass mein Papa doch noch fällig wird“, sagt Jessica Steiger. Diesmal ist sie es, die lacht.
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Dabei hat die Corona-Krise ihre komplette Lebensplanung umgeworfen. Eigentlich wollte sich Jessica Steiger im Sommer nach Tokio vom aktiven Leistungssport zurückziehen. Wegen der Olympia-Verschiebung muss sie nun ein Jahr dranhängen. Doch viele ihrer Sponsorenverträge liefen nur bis Juli. „Da stellte ich mir schon die Frage, wie ich das finanzieren soll“, sagt Steiger. Eine fünfstellige Summe bräuchte sie, und die schüttelt eine Schwimmerin nicht einfach aus dem Badeanzug.
Crowdfunding als letzter Ausweg für Jessica Steiger
Ein ehemaliger Schulfreund und ebenfalls Sportler brachte Jessica Steiger dann auf eine Idee, die sich als Volltreffer entpuppen sollte. Der Auto-Hersteller Toyota bietet Sportlern eine Plattform, um sie bei Crowdfunding-Projekten – zweckgebundenes Online-Spendensammeln – zu unterstützen. „Ich hatte zunächst Skrupel“, erzählt Steiger. „Ich wollte nicht, dass die Leute in Zeiten von Corona auch noch für mich Geld geben sollten.“ Doch sie ließ sich überzeugen: Schließlich zwinge sie niemanden. Als Spendenziel nannte sie 7000 Euro – unter anderem für Trainingslager. „Ich hab’ gedacht: Oh Gott, das kriege ich nie zusammen“, sagt Steiger. Aber: Noch bis zum 7. Mai dauert die Spendenaktion und schon jetzt, zur Halbzeit, hat sie dank knapp 100 Unterstützern über 9000 Euro zusammen. „Das ist völlig verrückt, das hätte ich nie gedacht. Ich bin so dankbar“, sagt Jessica Steiger.
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Sie kann sich nun ganz auf den Sport konzentrieren – die Qualifikation für Tokio steht noch aus. Motivation können da die vielen Nachrichten sein, die Steiger erhalten hat. Von Leuten, die sie und ihren Traum unterstützen. Aber auch von Bekannten ihres Vaters – die unbedingt die Ringe sehen wollen.