Essen. Die Basketball-Bundesliga will die Saison noch zu Ende bringen - an einem zentralen Ort in zwei Fünfergruppen. Alles zu den umstrittenen Plänen.
Die Verhandlungen dauerten weit länger als ein Basketballspiel. Und fast schien es so, als würden sie – völlig untypisch für diese Sportart – auch nach diversen Verlängerungen ohne Ergebnis enden. Nach knapp sechsstündiger Online-Gesprächsrunde stand am Montagabend aber doch fest: Die Basketball-Bundesliga (BBL) will den Spielbetrieb fortsetzen und die Saison nicht abbrechen, wie es zuletzt beispielsweise die Handballer getan hatten. Zehn Teams werden weiterspielen. Sieben Klubs ziehen es allerdings vor, die Saison zu beenden.
Gespielt werden soll – vorausgesetzt, die Politik erlaubt dies – in einer Art modifizierter Play-offs in zwei Fünfergruppen. In der Gruppenphase spielt zunächst jeder gegen jeden, anschließend geht es im Viertelfinale weiter. Diese Turnierform soll sich auf knapp drei Wochen verteilen. Entsprechende Vorbereitungs- und Trainingszeiten bedenkend, müsste das Okay der Politik spätestens am 18. Mai erfolgen, um die Saison wie anvisiert am 30. Juni zu beenden. Alles soll sich an nur einem Standort abspielen – ohne Zuschauer. Der Spielort soll kommenden Montag feststehen, ein umfassendes Hygiene- und Sicherheitskonzept sei in Arbeit.
Viele Spielerverträge enden im Mai
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„Die Entscheidung wurde von einem sehr großen Solidargedanken getragen. Das war wichtig“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic vom Titelverteidiger FC Bayern.
Gleichwohl war es keine einfache Entscheidung, denn BBL-Geschäftsführer Stefan Holz hatte nicht alle Klubs auf seiner Seite im Werben um die Fortsetzung. Klubs wie die Hamburg Towers, der MBC aus Weißenfels, Medi Bayreuth und die Gießen 46ers sprachen sich seit Wochen offen für einen Abbruch aus. Fürs Weitermachen stimmten beispielsweise Tabellenführer FC Bayern München, die BG Göttingen und die Baskets Oldenburg. Schon vor der Videokonferenz war klar: Die Liga ist gespalten.
Chance auf große Aufmerksamkeit
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Und das hat seine Gründe: Bei vielen Klubs enden viele Spielerverträge im Mai. Eine Fortsetzung wäre mit Verlängerungen und entsprechenden Mehrkosten verbunden. Manche Spielerverträge wurden aufgrund der Corona-Pandemie gar vorzeitig aufgelöst. Viele ausländische Profis weilen in ihren Heimatländern, ob und wann sie in Zeiten von Reisebeschränkungen und nachfolgender Quarantäne aufs Spielfeld zurückkehren könnten, ist fraglich. Gründe, mit denen sich beispielsweise Hamburg und Weißenfels schon früh gegen das Weitermachen positionierten.
Auf der anderen Seite hatte sich die Ligaspitze um Geschäftsführer Holz seit Wochen vehement für eine Fortsetzung ohne Zuschauer ausgesprochen. Auch das hat seine Gründe. Zunächst die Angst vor Regressforderungen und Zahlungsausfällen von Fans und Sponsoren. Vor allem die Gelder der Telekom, die die Bundesligaspiele auf ihrer Internetplattform MagentaSport überträgt, sind für Liga und Klubs wichtig, noch stehen Teilzahlungen des Medienpartners aus.
Aussicht auf Aufmerksamkeit im TV
Der größte Antrieb der Klubs ist jedoch folgender: Der deutsche Basketball könnte sich in Zeiten der Krise neben dem Fußball als eine von zwei Sportarten einer breiten Öffentlichkeit präsentieren, sich aus dem Schatten von Eishockey und Handball lösen. Auch öffentlich-rechtliche Sender könnten ihre Chance wittern, die Sportfans wieder mit aktuellen Übertragungen zu befriedigen. Ein absurdes Gedankenspiel? Zumindest eines, das mehrere BBL-Geschäftsführer favorisierten.
Absteiger wird es aber nicht geben. Dafür vielerorts auch Erleichterung über die Gewissheit des Saisonendes. „Mit unserer Entscheidung, die Saison zu beenden, tragen wir unserer Verantwortung zum Fortbestand des Basketballstandorts Gießen Rechnung“, sagte Oliver Koch, Geschäftsführer der Gießen 46ers. Auch Hamburg-Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby blieb realistisch: „Aus wirtschaftlichen Gründen war eine Teilnahme an dem Turniermodus keine Option.“