Essen. Sie waren der Tabellenführer der abgebrochenen Bundesliga-Saison, einen Titel aber bekommen Dortmunds Frauen nicht. Ungerecht! Ein Kommentar.

Es scheint nicht nur auf den ersten Blick ungerecht, sondern auch auf den zweiten und auf den dritten: Die Handballerinnen von Borussia Dortmund dürfen sich nicht Deutscher Meister nennen, obwohl die Gegebenheiten nach dem Corona-Abbruch die gleichen sind wie in der Bundesliga der Männern: acht verbleibende Spiele, Quotientenregelung zur Bildung der Abschlusstabelle – einen Meister aber gibt es nicht.

Warum nur? Die Erklärungsversuche der Frauen-Bundesliga-Chefs wollen nicht recht einleuchten. Klar hätte im restlichen Saisonverlauf noch einiges passieren können, das hätte es aber auch bei den Männern. Frauen-Bundesliga-Vorstandschef Andreas Thiels nachträglicher Vergleich mit dem ebenfalls meisterlosen Eishockey und dem Volleyball hinkt auch, denn dort wird der Meister im komplizierteren Play-off-System ermittelt, in dem die Saison dort erst so richtig beginnt. Die Handballer spielen dagegen eine feste Anzahl von Spieltagen. Völlig unterschiedliche Formate also.

Anderer Stellenwert für BVB, aber auch Belohnung

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Der Titel einer verkürzten Spielzeit wird nie den gleichen Stellenwert haben wie der einer regulären, dessen werden sich auch die Handball-Männer bewusst sein. Für die BVB-Frauen wäre er aber das gewesen, was er auch für die Kieler Handballer ist: eine Belohnung für eine gute Spielzeit, ein glatterer Abschluss einer abrupt beendeten Saison.

Einklagen will der BVB den Titel übrigens nicht. Würde er es versuchen, könnte man das durchaus verstehen. Weil er es aber nicht tut, wird eine Schlammschlacht zwischen dem Verein und der Liga verhindert, und ein Streit wäre das Letzte, was dieser Sport man in bedrückenden Zeiten wie diesen braucht. Der BVB mag nach dieser verkürzten Saison keinen Meistertitel haben, aber eines hat er durch dieses Verhalten dennoch: Stil.