Essen. Die Olympischen Spiele 2020 müssen verschoben werden. Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach hat keine Führungsstärke gezeigt. Ein Kommentar.
Als Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, am Mittwoch gefragt wurde, ob er an einen Rücktritt gedacht habe, antwortete er kurz und knapp: „Nein!“ Dies war nicht anders zu erwarten, denn der 66-jährige Deutsche hatte nach Beendigung seiner sportlichen Karriere, in der er 1976 als Fechter Olympiasieger geworden war, alles dafür getan, um an die Spitze der olympischen Welt zu kommen. Bach verstand es, sich im undurchsichtigen Machtspiel eine Mehrheit im IOC zu sichern.
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Auch wenn Bach jetzt versuchte, per Videobotschaft die Gunst der Sportler zurückzugewinnen: In den schweren Tagen der Corona-Krise hat er völlig versagt. Führungsstärke sieht anders aus. Statt Klartext zu sprechen, hat er rumgeeiert. Als längst weltweit der Sport zum Erliegen gekommen war, sprach der IOC-Boss erst von acht, dann von vier Wochen, in denen eine Entscheidung über eine Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio gefällt werden müsse.
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Bach ist als Fechter gewohnt, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Als Sportler hat er oft auf dem letzten Meter der Planche gestanden und dann noch einen Ausweg gefunden. Diesmal sind ihm die Sportler in einer beispiellosen Solidarität zuvorgekommen und haben die Verschiebung ihres olympischen Traums gefordert. Diese Solidarität der Sportler war gleichzeitig auch der Ausdruck des größtmöglichen Misstrauens gegenüber dem obersten Funktionär der olympischen Welt.
IOC-Chef Bach wird nicht freiwillig gehen
Wenn Bach konsequent wäre, würde er zurücktreten. Ein IOC-Präsident, der seine Sportler und sogar viele Verbände nicht mehr hinter sich vereinigen kann, ist fehl am Platz. Bach wird nicht freiwillig gehen – und im IOC wird seine Macht wohl noch ausreichen, um seinen Vorsitz zu behaupten. Ohne die Unterstützung der Sportler wird er sich aber auf Dauer nicht halten können.