Dortmund. Der BVB reagiert mit Verärgerung auf die Entscheidung zum sofortigen Abbruch der Saison in der Handballfrauen-Bundesliga wegen der Corona-Krise.

Die Handball-Bundesliga Frauen (HBF) hat keine überraschende Entscheidung getroffen und die Saison 2019/20 wegen des Coronavirus vorzeitig beendet. Aber dieses Vorgehen hat beim Tabellenführer, der seinen Traum begraben muss, erstmals Deutscher Meister zu werden, für Fassungslosigkeit und Unverständnis gesorgt. Die Handballerinnen von Borussia Dortmund dürfen ihre bislang nahezu perfekte Saison nicht genießen und nicht krönen.

„Die Gesundheit – das müssen wir in diesen Zeiten nicht eigens betonen – hat absolute Priorität. Doch vom Zeitpunkt und der Art und Weise, wie der Abbruch kommuniziert worden ist, sind wir völlig überrascht worden. Mit uns ist nicht gesprochen worden“, sagt Andreas Heiermann, der Chef der BVB-Handballerinnen, die die Bundesliga-Tabelle nach 18 Spielen mit 17 Siegen und 34:2 Punkten anführen – oder besser: angeführt hatten. „Für einen Sportler ist das ein Tiefschlag, der schwer zu verkraften ist. Du spielst eine überragende Saison, hast nur ein Spiel verloren, sonst keinen Punkt abgegeben – und bekommst: nichts“, erklärt Andreas Heiermann.

Andreas Heiermann: „Wir sind völlig vor den Kopf gestoßen“

„Man hätte mindestens noch vier Wochen aussetzen und dann gucken können, ob man die Saison bis Ende Juni zu Ende spielen kann“, sagt Andreas Heiermann auf handball.bvb.de. Acht Spieltage wären noch zu absolvieren gewesen, an denen die Dortmunderinnen ihren Vorsprung auf den Tabellenzweiten und Titelverteidiger SG BBM Bietigheim (33:3 Punkte) sowie den Tabellendritten TuS Metzingen (30:6) hätten verteidigen müssen. „Vielleicht ist es die richtige Entscheidung. Aber sie hätte nicht gestern oder heute getroffen werden dürfen“, betont Andreas Heiermann. „Wir sind völlig vor den Kopf gestoßen und befürchten einen nachhaltigen Schaden für die gesamte Liga.“

Zwar hat die HBF noch keine Entscheidung kommuniziert, aber der Vorstand der BVB-Handballerinnen und Trainer André Fuhr gehen davon aus, dass die Mannschaft für die Champions League 2020/21 qualifiziert ist. Und sie hoffen, dass sie zumindest noch die Möglichkeit erhalten werden, den DHB-Pokal zu gewinnen.

Pokal-Halbfinale gegen den Bundesliga-Elften Frisch Auf Göppingen

„Die einzig konsequente Entscheidung wäre es, das Final Four Ende August oder Anfang September anzusetzen. Es in diesem Halbjahr noch zu machen, wäre ohne Wettkampfpraxis unsinnig“, sagt Andreas Heiermann. „Das Final Four kann wegen behördlicher Vorgaben nicht wie geplant am 23. und 24. Mai stattfinden, eine Verlegung wird geprüft“, heißt es bei der HBF.

Beim Endrunden-Turnier in der Stuttgarter Porsche-Arena träfen die Handballerinnen von Borussia Dortmund zunächst auf den Bundesliga-Tabellenelften Frisch Auf Göppingen. Im anderen Halbfinale stünden sich die TuS Metzingen und der Bundesliga-Fünfte Thüringer HC gegenüber. Vor 23 Jahren haben die Dortmunder Handballerinnen zum bislang ersten und letzten Mal den DHB-Pokal gewonnen. Im Finale 1997 setzten sie sich mit 24:22 gegen den TV Lützellinden durch.