Essen. Das Coronavirus lässt den Sport ruhen, nun pausieren auch die Darts-Profis. Ein spätes Einsehen, jüngst gab es noch 10.000 Zuschauer in Liverpool.

Auf der Internetseite des Darts-Verbands PDC sah es noch gestern Abend aus wie immer. Bilder von Männern, die mit Stahlpfeilen auf eine Scheibe werfen, waren zu sehen, es gab Video-Rückblicke auf die vergangenen Turniere und Experten-Einschätzungen für die kommenden. Der nächste Wettkampf sollte am Donnerstag stattfinden, die besten Pfeilewerfer der Welt wollten in Newcastle um Punkte in der Premier League kämpfen. Das Turnier war mit fast 11.000 Zuschauern ausverkauft. Alles schien wie immer. Das Coronavirus hat den Sport weltweit angehalten, doch Darts war eine der letzten Sportarten, die einfach so weiterliefen, als gäbe es keine Pandemie. Am späten Montagabend war auch damit überraschend Schluss: Das Turnier in Newcastle wurde verlegt auf den 1. Oktober. Nun macht auch der Sport mit den Pfeilen Pause.

In England, dem Mutterland des Pfeilsports, hatten sie noch lange an ihren Turnieren festgehalten. Am vergangenen Donnerstag waren 10.000 Zuschauer beim Premier-League-Turnier in Liverpool dabei, lediglich die Ausflüge in den Rest Europas wurden zuvor verschoben, darunter die Premier-League-Spieltage in Rotterdam sowie die Turniere des Europa-Grand-Prix in München, Leverkusen und Sindelfingen. Nur für den Premier-League-Spieltag in Berlin (23. April) gibt es bislang keine Absage.

Der Macher hinter dem Darts-Erfolg

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Es ist auch eine Niederlage für Barry Hearn, den Chef des Verbandes. Er gehört zu den einflussreichsten Sport-Promotern der Welt, seit Jahrzehnten bringt er Randsportarten ins Fernsehen, er ist verantwortlich für den zwischenzeitlichen Boom des Snooker-Sports und den seit Jahren anhaltenden des Darts, auch Poker- und Golfturniere spülen Geld in seine Kassen. Sein größtes Zugpferd, Box-Weltmeister Anthony Joshua, ließ er jüngst trotz politischer und moralischer Bedenken in Saudi-Arabien antreten. Sport ist eben Geschäft.

Corona kommt dem 71-Jährigen in diesen Zeiten nicht gelegen, Darts ist ein Zuschauermagnet, Tausende sind bei den Premier-League-Turnieren vor Ort, die WM im Londoner Alexandra Palace ist seit Jahren der Höhepunkt im Darts-Kalender, 3000 Fans strömen an jedem der 15 Spieltage in die Halle. Jüngst teilte Hearn eine Nachricht im Netzwerk Twitter, in dem ein Fan meinte, dass es mehr „als einen gehypten Virus brauche“, um Zuschauer bei ebenfalls von Hearn veranstaltenden Snooker-Turnieren zu verhindern. Hearns Kommentar: „That’s the spirit!“ Das ist die richtige Einstellung!

Sportsender lechzen nach Inhalten

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Kurz darauf schien aber auch Hearn den Ernst der Lage zu erkennen. „Das ist das Schlimmste, das ich in meinen 40 Jahren als Sport-Promoter erlebt habe“, sagte er der englischen Zeitung Sun. Er wolle deshalb erfinderisch sein, notfalls die Turniere ohne Zuschauer ausrichten lassen, schließlich ist der Bedarf der Sportsender groß, hierzulande waren Sport1, Eurosport und DAZN in den vergangenen Tagen froh, mit Darts und Snooker überhaupt noch Sport zeigen zu können. „Wir wollen die Show am Laufen halten“, sagte Hearn trotzig. Nur wenige Stunden, nachdem er diesen Satz gesprochen hatte, musste sich aber auch Barry Hearn dem Coronavirus geschlagen geben.