Dortmund. DFB-Direktor Oliver Bierhoff setzt in der EM-Vorrunde auf die Zuschauer. Das deutsche Team sieht der 51-Jährige aber nicht als Favorit.

Oliver Bierhoff beendet den Nachmittag mit einer deutlichen Ansage: „Da knallt es richtig“, sagt der DFB-Direktor mit Blick auf die EM 2020, bei der die deutsche Mannschaft ihre Vorrundenspiele vor eigenem Publikum in München bestreitet. Das sei „eher positiv“, findet der 51-Jährige: „Man geht anders zu so einem Turnier, wenn man weiß, die ersten drei Spiele habe ich hier im Stadion. Das erfüllt dich als Spieler mit Stolz und Freude“, erläutert Bierhoff. Es sei zwar „eine extrem hohe Drucksituation“. Aber jeder Spieler wisse auch, „dass man sich darin auszeichnen kann“.

Bierhoff spricht seine Worte vor ausgewählten Journalisten im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund. Dort, wo der DFB zurückblickt auf seine Geschichte, dort, wo er seine Pokale und Trophäen ausstellt. Dass man die Sammlung im Sommer erweitern muss, glaubt Bierhoff nicht: Die deutsche Mannschaft gehe „nicht als Favorit“ in das Turnier. Schon die Vorrunde wird ja kompliziert: Es geht gegen Weltmeister Frankreich (16. Juni), Titelverteidiger Portugal (20. Juni) und am 24. Juni gegen einen noch zu ermittelnden Gegner.

„In der Gruppe gibt es keinen leichten Start, es geht direkt von Null auf Hundert“, sagt Bierhoff. Gerade gegen Frankreich „gehst du nicht als die Mannschaft ins Spiel, die dominieren muss“. Aber: „Die Spieler wissen: Wenn wir weit kommen wollen, müssen wir auch in dieser Gruppe bestehen.“

DFB hofft auf Schwung bei der EM 2020

Und sie hegen beim DFB ja durchaus die Hoffnung, dass die junge Mannschaft, die sie nach dem 2019 vollzogenen Umbruch haben, über sich hinauswachsen kann, dass sie beflügelt vom eigenen Publikum Schwung aufnimmt, der sie bis in die Finalrunde in London trägt. Dass es läuft wie bei der WM 2010, als Platzhirsch Michael Ballack ausfiel und eine junge Mannschaft um Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski bis ins Halbfinale stürmte.

Doch bei aller Begeisterung für die derzeitige Mannschaft: So weit wie das Team, das vor zehn Jahren in Südafrika WM-Dritter wurde, sei diese noch nicht, sagt Bierhoff: „Damals waren die jungen Spieler sehr weit, die hatten die U21-EM gewonnen und sehr viel Bundesliga-Erfahrung“, erklärt der DFB-Direktor.

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Sorgen um den DFB-Nachwuchs

Hinzu kommt: 2019 konnte sich das Team nach der Ausmusterung der Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller kaum einspielen, weil immer wieder Leistungsträger verletzt ausfielen. Insgesamt aber hat er ein gutes Gefühl: „Da wächst etwas heran.“

Denn der 1995er-Jahrgang mit Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Leon Goretzka ist ein vielversprechender, und auch bis zur 1999er-Gruppe sieht es gut aus. Danach aber fehlen die Talente. „Wir sind bis zur Euro 2024 gut aufgestellt“, sagt Bierhoff. Und danach? „Dann wird es eine Delle geben.“