Los Angeles. Sport-Legende Kobe Bryant stirbt bei einem Hubschrauber-Absturz. Der 41-Jährige zählte zu den besten Basketballern der Welt. Ein Nachruf.
Als er sein Karriereende ankündigte, tat er dies mit einem Gedicht. Es war Ende November 2015, Kobe Bryant war damals 37 Jahre alt und es passte zu ihm, seine Laufbahn auf diese Weise zu beenden. Mit acht Strophen, in denen er seinem Sport Lebewohl sagte. Mit Worten voller Leidenschaft und endloser Liebe. Kobe Bryant war ein Basketball-Superstar, seine Karriere war eine Ansammlung von lyrischen und epischen Momenten.
Am Sonntagabend deutscher Zeit sagten Millionen Basketballfans auf der ganzen Welt „Lebewohl“ zu einem der besten Sportler, die je den roten Lederball in die Hand genommen und auf einen Korb geworfen haben. Da wurde bekannt, dass Kobe Bryant bei einem Hubschrauberunfall nahe der Stadt Calabasas im US-Bundesstaat Kalifornien im Alter von 41 Jahren verstorben war. Vier weitere Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben, als der Helikopter bei Nebel abgestürzt und in Flammen aufgegangen war. Auch seine Tochter Gianna (13) gehört zu den fünf Todesopfern. Dies bestätigte der Bürgermeister von L.A., Eric Garcetti.
Kobe Bryant: Eine Inspiration für ganze Generationen
Kobe Bryant hat ganze Generationen von Sportlern inspiriert. Wenige Stunden zuvor hatte LeBron James (35), derzeit der beste Basketballspieler der Welt, eine Lobrede auf den früheren Starspieler der Los Angeles Lakers gehalten. „Er ist jemand, den ich auf dem Feld verehrt habe“, sagte James, als er sein Idol in der Nacht auf Sonntag in der ewigen Scorerliste der nordamerikanischen Profiliga NBA überholt hatte. Auf James’ Schuhen war deutlich erkennbar, wie groß die Wertschätzung ist: Darauf sind Bryants einstige Rückennummern 8 und 24, die Initialen KB sowie der Schriftzug „Mamba 4 Life“ eingestickt – „Mamba“ war Bryants Spitzname. Denn auf dem Feld war Kobe Bryant wendig wie eine Schlange und gefährlich für jeden gegnerischen Verteidiger.
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Kobe Bryants Karriere war ein Gedicht aus Bewegungen, die man so noch nicht auf dem Basketballfeld gesehen hatte. Ein gern genannter Höhepunkt: jenes Spiel im Januar 2006 gegen die Toronto Raptors. Kobe Bryant erzielte unglaubliche 81 Punkte. Aus der Drehung, im Fallen, von der Drei-Punkte-Linie. Per Dunking, mit zwei Gegnern im Gesicht. Jeder Korb pure Poesie.
Bryant gewann mit den Los Angeles Lakers fünf NBA-Titel. Mit 33.643 Punkten ist er viertbester Werfer der Liga, 18 Mal stand er im Allstar-Team, 2008 wurde er als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet. 2008 und 2012 gewann er Olympiagold mit dem US-Team. „Schon als Kind war ich ein Hardcore-Fan der Lakers. Dass ich dieses Trikot so lange tragen durfte – besser hätte man ein Drehbuch meiner Karriere nicht schreiben können“, sagte er nach seinem insgesamt 1556. und letzten Spiel – mit standesgemäßem Abgang. Mit überragenden 60 Punkten hatte er am 13. April 2016 beim 101:96 seiner Lakers gegen die Utah Jazz seine Abschiedsgala zur One-Man-Show gemacht. 1996 war er als 17-Jähriger direkt nach der High School in die NBA gewechselt – damals noch höchst ungewöhnlich. 20 Jahre trug er das Lakers-Trikot.
Kobe Bryant: Sportler mit unbändigem Willen
Kobe Bryant beerbte Michael Jordan als besten Spieler seiner Zeit, und es war unmöglich, die beiden nicht ständig miteinander zu vergleichen. Bryant wirkte oft wie eine Kopie des Altmeisters, punktete mit identischen Bewegungen, zeigte ähnliche Gesten, hatte einen ebenso unbändigen Willen und ein genauso großes Ego wie der beste Basketballer aller Zeiten. Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide hörten einen Tick zu spät auf. Michael Jordan hatte sein Karriereende einst gleich zweimal revidiert. Auch Kobe Bryants Körper hatte nach 20 Jahren und nach fast 56.000 gespielten Minuten genug. Das Gedicht war beendet, Bryant schlug nun ein neues Lebenskapitel auf. 2018 gewann er den Oscar in der Kategorie „Bester Animationskurzfilm“ für sein Werk „Dear Basketball“, in dem Bryant seine Liebe zu seinem Sport nun auch in bewegter Form zum Ausdruck brachte. Aber das neue Lebenskapitel – es endete viel zu früh.