Doha. Der Start von Konstanze Klosterhalfen bei der WM wird von der Doping-Affäre um Alberto Salazar überschattet. Ex-DLV-Chef Prokop reagiert.

Clemens Prokop, langjähriger Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, ist ein Mann des Gesetzes: Der 62-Jährige ist der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Regensburg. Ebenso steht er seit Jahren für einen hartnäckigen Anti-Doping-Kampf. Die Speere wegen Dopingverstößen von Alberto Salazar verfolgt auch er.

Herr Prokop, was bedeutet das Urteil?

Clemens Prokop: Die Entscheidung der Usada bedeutet, dass offensichtlich sehr konkrete Verdachtsmomente gegen Salazar und einen Arzt vorliegen, wonach hier unerlaubte Mittel an Athleten verabreicht wurden. Nachdem Salazar den Vorwurf bestreitet und Rechtsmittel angekündigt hat, ist damit das Verfahren nicht abgeschlossen, sondern ein laufendes Verfahren. Dies bedeutet, dass nun vor einem Gericht beziehungsweise dem Cas geprüft werden muss, ob die Vorwürfe zutreffen.

Was halten Sie von dem Urteil?

Prokop: Nachdem die Beweise nicht inhaltlich veröffentlicht wurden, kann ich deren Stichhaltigkeit nicht bewerten. Offensichtlich beruht die Entscheidung auf Aussagen von Athleten. Damit wären sie zunächst schwerwiegende Anschuldigungen, aber für eine abschließende Bewertung liegen noch zu wenige Fakten vor und handelt es sich eben um ein laufendes Verfahren.

Was heißt das für seine Athleten, die gerade bei der WM starten?

Prokop: Nachdem keine bei der WM startenden Athleten suspendiert wurden, handelt es sich offensichtlich um Anschuldigungen, die frühere Athleten betreffen beziehungsweise Vorgänge, die in der Vergangenheit liegen. Eine formale Auswirkung auf Athleten bei der WM scheint damit nicht gegeben.

Was bedeutet das für Konstanze Klosterhalfen? Sollte sie sich aus dem Projekt zurückziehen?

Prokop: Auch für Konstanze Klosterhalfen hat diese Entscheidung unmittelbar keine Auswirkung, weil sie offensichtlich nicht zu den Athleten zählt, die von illegalen Machenschaften betroffen sind, weil sie ansonsten ja suspendiert worden wäre. Aber natürlich wird sie jetzt immer auch mit diesen Anschuldigungen konfrontiert werden. Für mich entscheidend ist bei ihr, dass sie wie jeder andere deutsche Athlet dem Anti-Doping Kontrollsystem unterliegt, offensichtlich intensiv konrolliert wird, es bei ihr bislang keinerlei Beanstandungen gab und sie nicht mit dem beschuldigten Salazar zusammenarbeit. Angesichts dessen sehe ich bislang keinen Grund für sie, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.

Wie sehen Sie das: Ist das ein Versuch der Usada, den eigenen Ruf nach dem umstrittenen Umgang mit dem Coleman-Fall wieder zu verbessern?

Prokop: Tatsächlich ist die Usada durch ihren unprofessionellen Umgang mit dem Colemann-Fall international in die Kritik geraten, so dass ein spektakuläres Ermittlungsergebnis hier Luft verschaffen würde. Ich habe aber keinen Anhaltspunkt dafür, dass das Ermittlungsergebnis von solchen Erwägungen getragen wurde. Es geht nun darum, die Anschuldigungen in einem gerichtlichen Verfahren aufzuklären. Dann wissen wir mehr.