Essen. Wer kann sich Hoffnungen auf eine Medaille machen? Wer sind die Stars? Wo ist die WM zu sehen? Ein Überblick zur WM in Katar.
Die Wüste lebt: Ab Freitag findet in Doha, der Hauptstadt von Katar, die 17. Weltmeisterschaft der Leichtathleten statt. Rund 3500 Athleten aus mehr als 200 Ländern kämpfen bis zum 6. Oktober in 49 Wettbewerben um die Medaillen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) schickt 71 Athleten ins Rennen.
Deutsche Hoffnungsträger
„Wir dürfen uns nichts vormachen: Unsere Möglichkeiten sind überschaubar. Wir haben ein paar ganz gute Eisen im Feuer, aber es muss vor Ort alles passen“, sagt DLV-Präsident Jürgen Kessing. Es wird wirklich schwer. Nach dem Rücktritt von Diskus-Star Robert Harting fehlen weitere Medaillen-Kandidaten wie der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl und die Wattenscheider Hürdensprinterin und WM-Dritte Pamela Dutkiewicz verletzt.
Gold-Favoritin ist Malaika Mihambo. Die Weitsprung-Europameisterin reist als Nummer eins der Welt an. Zudem ist Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter pünktlich zur Titelverteidigung in Form. Auch seine Kollegen Thomas Röhler und Andreas Hofmann haben Medaillenchancen. Ebenso wie die deutsche 100-Meter-Staffel der Frauen, die mit der für Charlottenburg startenden Soesterin Gina Lückenkemper in diesem Jahr schon Weltjahresbestzeit gelaufen ist.
Für Überraschungen könnten Hindernis-Läuferin Gesa Felicitas Krause und Konstanze Klosterhalfen, die sich noch zwischen 1500 und 5000 Metern entscheiden muss, sorgen. Die DLV-Bilanz von London 2017 mit einem Titel und vier weiteren Medaillen scheint derzeit aber utopisch.
Internationale Stars
Nach dem Rücktritt von Sprint-Superstar Usain Bolt wird ein Nachfolger gesucht. Zwar fehlt den meisten Athleten noch seine Mischung aus Leistung und Charisma, dennoch lässt mancher aufhorchen. Wie der Norweger Karsten Warholm. Der Europarekordler und Weltmeister, der seine Siege über 400 Meter Hürden gerne mit Wikinger-Helm feiert, kennt nur Vollgas, neigt zu schrägen Auftritten.
Ein Star seiner Disziplin ist Kevin Mayer – der Zehnkampf-Weltrekordler aus Frankreich will den Titel, nachdem er bei der EM 2018 in Berlin vorzeitig ausgeschieden war. Für einen riesigen Sprung hatte dort Armand Duplantis gesorgt. Der in den USA geborene schwedische Stabhochspringer schaffte mit 18 Jahren die 6,05 Meter und wurde Europameister. Nun soll für „Mondo“ der nächste Titel folgen.
Bei den Frauen fehlt einer der größten Stars: Caster Semenya. Die Südafrikanerin kann ihren Titel über 800 Meter nicht verteidigen, weil sie sich weigert, ihren von Natur aus erhöhten Testosteronspiegel mit Hormonen zu senken, wie es eine neue Weltverbandsregel vorschreibt.
Bleibt Sprinterin Allyson Felix. Die US-Amerikanerin ist mit elfmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze bei Weltmeisterschaften sogar erfolgreicher als Usain Bolt. Nach der Geburt ihrer Tochter Camryn feierte die 33-Jährige im Juli ihr Comeback, sie ist mit der 400-Meter-Staffel qualifiziert. Abseits der Bahn macht sie sich für die Rechte von Schwangeren stark.
Die WM im TV
130 Kameras werden Bilder in die Welt senden, ARD und ZDF übertragen abwechselnd live im TV und online. Den Anfang macht am Freitag ab 16.10 Uhr die ARD, den Abschluss am Sonntag, 6. Oktober, ab 18.05 Uhr, das ZDF. Auch im Eurosport-Channel auf DAZN sind die Wettkämpfe zu sehen.
Der Fall Russland
Der russische Verband bleibt wegen des Doping-Skandals weiter gesperrt. Die 29 Athleten, die in Doha antreten, starten unter neutraler Flagge. Sie müssen zahlreiche Auflagen erfüllen, bei einem Sieg wird nicht die russische Hymne gespielt.
Der Gastgeber Katar
Das Khalifa-Stadion gilt als größter Kühlschrank der Welt. Da die Außentemperatur in Katar derzeit rund 40 Grad beträgt, kann der Innenraum der 40.000 Zuschauer fassenden Arena, die 2022 auch Spielstätte der Fußball-WM sein wird, auf 26 Grad heruntergekühlt werden. Insgesamt ist der Austragungsort umstritten. Bei der Vergabe soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Auch gerät der Öl-Staat immer wieder wegen Verstößen gegen die Menschenrechte in die Kritik.
Die Preisgelder
Der Weltverband IAAF schüttet ein Preisgeld von insgesamt 7,53 Millionen US-Dollar, etwa 6,82 Millionen Euro, aus. Für Gold gibt es 60.000 Dollar, für Silber 30.000, für Bronze 20.000 Dollar. Der Achte erhält noch 4000 Dollar. Für die Verbesserung eines Weltrekords gibt es noch einmal 100.000 Dollar extra. Bei den Staffeln erhält das Siegerteam 80.000 Dollar.