Budapest. Weltmeister Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Ungarn gewonnen und seine Führung in der WM-Wertung auf 250 Punkte ausgebaut.
Sie nennen ihn den Langweiler-Grand-Prix. Aber in diesem Sommer ist in der Formel 1 nichts mehr, wie es war oder sein soll. Der Große Preis von Ungarn war schon das vierte Renn-Drama in Folge. Das lag vor allem am Sommer-Hoch von Max Verstappen, der diesmal nur durch einen grandiosen taktischen Schachzug von Mercedes vom dritten Sieg in vier Rennen abgehalten werden konnte. Weltmeister Lewis Hamilton behielt die Nerven, ging drei Runden vor Schluss am Niederländer vorbei. Sein achter Sieg in dieser Saison, der schwerste: „Jede Rennrunde war wie eine Qualifikationsrunde.“ Sebastian Vettel erkämpfte sich gegen Charles Leclerc noch den dritten Platz. Doch die Frage, ob Verstappen noch Weltmeister werden kann, ist die alles entscheidende nach der Sommerpause.
Verstappen mausert sich zum Herausforderer
Zwei Siege in vier Rennen, dazu jetzt der zweite Platz machen den 21-Jährigen für die zweite Hälfte zum ersten Herausforderer der Silberpfeile. Nebenbei haben sie die Diskussion um seine nahe Zukunft beendet, denn die Ausstiegsklausel bei Red Bull hätte nur dann gegriffen, wenn er nach diesem Wochenende schlechter als Rang drei in der Fahrer-Weltmeisterschaft platziert gewesen wäre, er ist aber hinter Hamilton (250 Punkte) und Valtteri Bottas (188) mit 181 Zählern tatsächlich Dritter. Damit muss er bis Ende 2020 bleiben, aber nach dem großen Aufschwung im rasenden Getränkehandel will er das wohl auch.
Unfall von Bottas
Max Verstappen nutzte die erste Pole-Position seiner Karriere, auch wenn in der ersten Kurve die Silberpfeile von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton gleichauf lagen. Der Niederländer zog davon, als sich die silbernen Teamkollegen ins Gehege kamen, als Hamilton nach innen zog. Der Frontflügel von Bottas touchierte leicht das Hinterrad des Briten. Kein Drama, aber das Rennen des Finnen war ruiniert, vor allem, als das lädierte Teil auch noch von Charles Leclercs Ferrari getroffen wurde. Bottas ging als Letzter wieder ins Rennen, er wurde am Ende Achter und muss um seine Vertragsverlängerung bei Mercedes bangen.
Harte Arbeit für die Fahrer
Den Rhythmus in den engen Kurven und den Hügeln von Mogyorod zu finden, war harte Arbeit für die Fahrer, erst recht bei 26 Grad Außen- und 50 Grad Asphalttemperatur – es gab nur 800 Meter richtige Geraden zum Ausruhen im Fahrtwind, und lediglich zwei oder drei sichere Überholstellen. Das bedeutete gleichzeitig Langweile fürs Publikum, wenn sich nach der Startphase alles einsortiert hatte: das Monte Carlo des Ostens. So zogen Verstappen und Hamilton davon, brachten nach einem Viertel der Distanz schon mehr als zehn Sekunden zwischen sich und die folgenden Ferrari.
Doch Spitzenreiter Verstappen klagte nach 20 der 70 Runden darüber, dass er an Haftung verlor. Es folgte ein Nervenkrieg. Boxenstopp, Reifenwechsel, die Führung wechselte hin und her.
Mercedes geht volles Risiko
„Wir enden als Zweiter, oder wir riskieren es“, fasste Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Gedanken der Taktiker zusammen: 20 Runden vor Schluss ging Mercedes also volles Risiko, setzte den nur eine Sekunde zurückliegenden Hamilton einmal mehr auf frische Medium-Reifen, um die Attacke zu verschärfen. Abgesehen von der physischen Komponente vor allem eine psychische. Sie sollte den Gegner unter Druck setzen, ans Limit treiben – das tat es auch. Zehn Runden noch, zehn Sekunden Rückstand. Fünf Runden, da meldete Verstappen das, was auch die Zeitenmonitore zeigten: „Meine Reifen sind runter.“
Nur noch drei Sekunden Abstand. Drei Runden vor Schluss legte Hamilton ihn sich zurecht, am Ende der Geraden zog der Brite vorbei – und fuhr seinem achten Sieg der Saison entgegen. Verstappen musste sogar in der vorletzten Runde noch einmal Reifen holen, um überhaupt ins Ziel zu kommen, blieb aber trotzdem Zweiter und kassierte noch einen Extrapunkt für die schnellste Runde