Udine. Deutschlands U21 hat das EM-Finale mit 1:2 gegen Spanien verloren. Schalke-Torwart Alexander Nübel patzte schlimm und besiegelte die Pleite.
Um 22.12 Uhr stand Alexander Nübel alleine in seinem Strafraum, stemmte die Hände in seine Hüften und senkte den Kopf. Keiner seiner Kollegen munterte den Torwart des FC Schalke 04 nach seinem krassen Patzer, der zur spanischen 2:0-Führung führte, auf. Weil auch seine Mitspieler in den zwanzig Minuten danach das Finale der U21-Europameisterschaft in Italien und San Marino nicht mehr drehen konnten, wurde Nübel zur tragischen Figur des Abends im Stadio Friuli in Udine. Das Team von Trainer Stefan Kuntz verlor das Duell mit 1:2 (0:1).
Deutschland fand vor 23.232 Zuschauern zu Beginn überhaupt nicht in die Partie, agierte in jeder Aktion zu nervös und zog sich zunächst auffallend stark zurück. Die Konsequenz: Spanien dominierte die Begegnung nach Belieben und ging in der siebten Minute folgerichtig in Führung. Stuttgarts Timo Baumgartl, der während des gesamten Turniers immer wieder fehlerhaft spielte, rückte vor dem 0:1-Rückstand zu weit auf und kam beim Doppelpass von Oyarzabal und Ruiz zu spät. Der starke Ruiz schlenzte den Ball daraufhin aus 17 Metern ins linke Eck - Marke Traumtor.
Spanier treten selbstbewusst auf
Der frühe Gegentreffer zeigte Wirkung bei der Mannschaft von Kuntz, der seinerseits seelenruhig in seiner Coaching-Zone blieb. Die deutsche U21 wurde zunehmend ängstlicher, während die spanische Auswahl immer selbstbewusster wurde. Doch nach einem guten Pass von Schalke-Profi Suat Serdar, der überraschend in die Anfangsformation gerückt war, auf Öztunali und der ersten Halbchance wurde die DFB-Elf besser. Diese Szene in der 17. Minute gab den Glauben an die eigene Stärke zurück.
Flüssigere Kombinationen, mehr Strafraumszenen, gefährliche Flanken - die deutsche U21 brachte Spaniens Defensive daraufhin immer mehr zum Wackeln. In der 34. Minute ging Jesus Vallejo von Real Madrid gegen 7-Tore-Mann Luca Waldschmidt viel zu hart vor: Er foulte ihn im Vollsprint fast auf Schienbeinhöhe und kam - trotz Überprüfung durch den Videobeweis - mit Gelb davon. Auch am Ergebnis zur Halbzeit änderte sich nichts mehr - Deutschland lag zurück.
Deutschland besser - Entschlossenheit fehlt
Unverändert ging die deutsche Elf als erstes Team wieder zurück auf den Rasen des Stadio Friuli in Udine. Vor dem Anpfiff gestikulierte Dortmunds Mahmoud Dahoud am heftigsten. Er klatschte in die Hände, haderte zwischendurch, sprach mit seinen Mitspielern. Die Kommunikation untereinander half, denn Deutschland knüpfte an die Schlussphase der ersten Hälfte an und war die aktivere Mannschaft zu Beginn der zweiten Hälfte.
Amiri prüfte Antonio Sivera mit einem Distanzschuss (47.), der spanische Torwart zeigte Unsicherheiten. Auch Luca Waldschmidt probierte sein Glück im Anschluss (53./59.) zweimal aus der Distanz. Doch es fehlte - wie so oft an diesem Abend die wirkliche Entschlossenheit in den deutschen Bemühungen. Und so kam es, wie es eigentlich nur kommen konnte.
Nübel-Patzer besiegelt Finalniederlage
Nach einer eigentlich schon abgeschlossenen Aktion, zog Spaniens Ruiz vom linken Strafraumeck doch noch einmal ab. Den harmlosen Ball schätzte der 22-Jährige Nübel völllig falsch ein. Seine Hände griffen ins Leere, der Ball klatschte an die Brust und Dani Olmo konnte in der 69. Spielminute zum 0:2 aus deutscher Sicht einschieben.
Kuntz ging All-In, brachte Marco Richter und Lukas Nmecha als Verstärkung für die Offensive in die Partie. Doch es dauerte bis zur 82. Minute ehe Deutschland durch Luca Waldschmidt noch einmal gefährlich wurde. Der 7-Tore-Mann bei diesem Turnier schob aus sechs Metern rechts am Tor vorbei. Das 1:2 durch Nadiem Amiri (89.) fiel zu spät.
Durch die erste Niederlage einer deutschen U21 seit Oktober 2017 scheiterte die Mission Titelverteidigung im Finale gegen Spanien. Alexander Nübel, der bis zum Zeitpunkt seines Fehlers ein starkes Turnier spielte, wurde zur tragischen deutschen Figur.