Beachvolleyball-Weltmeisterin Laura Ludwig hat sich ihren Kinderwunsch erfüllt. Mit neuer Partnerin kämpft sie ab Freitag bei der WM in Hamburg. Ihr Ziel: Olympia 2020.

Teo Johnston krabbelt über den Tisch, strahlt, Vater Imornefe Bowes lacht über so viel Bewegungsdrang, plaudert derweil entspannt mit der ihm gegenüber sitzenden Margareta Kozuch, während Mutter Laura Ludwig am Tresen eine weitere Runde Getränke bestellt. Die Sonne scheint, nebenan planschen Kinder im Wasserbecken. Familien-Idylle in Hamburg, im Beach-Center am Dulsberger Alten Teichweg.

Mit der soll es auch am Freitag nicht vorbei sein, wenn im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum die Beachvolleyball-Weltmeisterschaft beginnt. Vater Bowes, von Beruf „Chef-Bundestrainer Beachvolleyball Frauen“, Omas, Opas, Freunde und Verwandte sind dabei, wenn Kozuch/Ludwig um 18 Uhr gegen die US-Amerikanerinnen Kelley Larsen/Emily Stockmann zu ihrem ersten von drei Gruppenspielen aufschlagen. Zum Feiern gibt es unabhängig vom Spielausgang ohnehin den schönsten Grund: Teo Johnston wird an diesem Tag ein Jahr alt.

Der lange gehegte Kinderwunsch hat die 33-jährige Berlinerin Laura Ludwig 20 Monate lang pausieren lassen, jetzt gilt es seit Anfang des Jahres, Familie und Leistungssport zu vereinbaren. Und alle in ihrem Umfeld helfen seitdem mit, dass die einst beste Beachvolleyballerin der Welt, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin, sich ihren letzten sportlichen Traum erfüllen kann: die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen im August 2020 in Tokio. Die kann noch bis Mitte nächsten Jahres gesichert werden.

Walkenhorst hat Karriere ausgesetzt

Die Frau, mit der sie ihre beiden wichtigsten Titel verteidigen will, ist allerdings nicht mehr die bisherige Partnerin. Margareta Kozuch (32), von allen nur „Maggie“ genannt, gebürtige Hamburgerin, eine der besten Hallenvolleyball-Spielerinnen der Welt, Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, hat den begehrtesten und möglicherweise schwierigsten Job im weltweiten Beachvolleyball angetreten. „Mit einer wie Laura will wahrscheinlich jede zusammenspielen“, sagte sie, als sie im Herbst vergangenen Jahres die angebotene Partnerschaft einging. Überlegt habe sie trotzdem, auch wenn ihr Gefühl sofort Ja schrie. Die beiden kennen, schätzen und respektieren sich seit 18 Jahren, als sie sich erstmals als Jugendnationalspielerinnen bei einem Turnier in Weißrussland trafen.

Der Partnertausch wurde notwendig, weil Ludwigs langjährige Spielgefährtin Kira Walkenhost (28) ihre Karriere nach vielen Verletzungen und Operationen im Januar vorübergehend beendete. Es soll aber nicht das endgültige Ende gewesen sein, sagt die ehemals beste Blockerin der Welt. Einen Neubeginn schließe sie nicht aus, wenn sie komplett schmerzfrei sei, sagte sie kürzlich.

Standortbestimmung auf dem Weg nach Tokio

Nun also Kozuch/Ludwig. Die WM als Standortbestimmung auf dem Weg nach Tokio. Fünf Turniere haben die beiden in den vergangenen zwei Monaten gespielt, zweimal schlugen sie sich ins Achtelfinale. Die Resultate seien noch zweitrangig, sagen sie, auch bei der WM gehe es ihnen und Trainer Jürgen Wagner nicht in erster Linie um eine gute Platzierung, aber schon um weitere Fortschritte in der Entwicklung. „Die nötigen Ergebnisse werden dann irgendwann kommen“, sagt Manager Andreas Scheuerpflug.

20 Monate Wettkampfpause hatten bei Ludwig Spuren hinterlassen. „Ich bin nicht so fit, wie ich aussehe“, sagte sie, nachdem sie im März Fotos mit einem Sixpack gepostet hatte. Es fehlten ihr Kraft und Dynamik, nun aber verbreitet sie wieder die von Gegnerinnen gefürchtete Aggressivität und Ausstrahlung.

„Maggie wächst in ihre Rolle“

Auch Margareta Kozuch wächst allmählich hinein in die Rolle jener Partnerin, mit der große Ziele zu erreichen sind. Sie wechselte vor zwei Jahren aus der Halle an den Strand. In Stresssituationen fällt sie gelegentlich noch in alte (Hallen-)Muster zurück, etwa in ihrem Anlaufrhythmus. Wagner sorgt das nicht: „Maggie ist voll motiviert, lernwillig und lernfähig.“ Was Deutschlands besten Beachvolleyballtrainer beruhigt: „Es gab bisher keine Trainingseinheit, in der beide nicht 100 Prozent Einsatz gezeigt haben.“