Halle/Westfalen. Der Warsteiner Tennisprofi Jan-Lennard Struff gewinnt beim „Heimturnier“ sein allererstes Match. Mehr und mehr im Blickfeld der Großen.
Mit weit ausgebreiteten Armen stand Jan-Lennard Struff auf dem Court, und spätestens, als er einen Handkuss gen Himmel schickte, wurde deutlich, was ihm dieser Erfolg bedeutete. Mit 6:4 und 6:4 hatte sich der Warsteiner Tennisprofi am Dienstagmittag zum Auftakt des zweiten Hauptfeldtages beim ATP-Turnier im westfälischen Halle gegen Laslo Djere durchgesetzt. Der 24 Jahre alte Serbe ist ein Mann wie Struff selbst, einer, der international oft unter dem Radar fliegt, obwohl er als Nummer 27 der Weltrangliste in der Weltklasse angekommen ist. So einen schlägt man nicht im Vorbeigehen, auch deshalb war Struffs Sieg nicht alltäglich.
Die besondere Note erhielt er aber dadurch, dass der 29-Jährige zum ersten Mal bei seinem Heimturnier eine Runde überstand. Neunmal hatte es der Ranglisten-35. probiert, 2009, 2010 und 2012 in der Qualifikation, seit 2013 im Hauptfeld, und nie war ihm ein Sieg gelungen.
Sohn Henri in Halle dabei
„Es war ein bisschen so, als läge für mich ein Fluch auf dem Turnier. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es endlich geklappt hat. Das tut mir sehr gut“, sagte der Daviscupspieler, der am Dienstagnachmittag mit seinem japanischen Partner Ben McLachlan im Doppel mit 6:4, 6:4 gegen Matthew Ebden/Denis Kudla (Australien/USA) auch noch das Viertelfinale erreichte.
Angesichts einer Saison, in der sich der junge Vater, dessen drei Monate alter Sohn Henri in Halle dabei ist, mit konstanten Leistungen ins Blickfeld der Großen gespielt hat, kommt der Premierensieg kaum überraschend. „Harte Arbeit mit dem gesamten Team“ sei ausschlaggebend dafür, dass er sich gegen Kontrahenten wie Djere in solch beeindruckender Manier durchzusetzen vermöge, sagte Struff.
Die Länge in den peitschenden Grundschlägen stimmte, der Aufschlag funktionierte so gut wie die regelmäßig eingestreuten Stopps, und in den entscheidenden Momenten, als sich bei 2:2 im ersten und bei 4:4 im zweiten Satz Breakchancen boten, war Struff nervenstark zur Stelle. Dass er sowohl Satz- als auch Matchball mit einem Ass gewann, war ein Zeichen seiner Dominanz.
Struff zeigt mehr Emotionen auf dem Platz
Struff hat sich vorgenommen, diese Zeichen regelmäßiger zu setzen. Er zeigt seit einigen Monaten mehr Emotionen auf dem Platz, weil er verstanden hat, „dass das die Gegner beeindruckt“. Vor allem aber glaubt er seit Wimbledon 2018, als er erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die dritte Runde erreichte, mehr an seine Stärken. „Früher dachte ich vor Matches gegen bessere Spieler, dass ich eh keine Chance hätte. Heute weiß ich, dass ich gewinnen kann, wenn ich meine Qualitäten abrufe.“
Das wird er Mittwoch im Achtelfinale erneut tun müssen, wenn er in Halle eine Siegesserie starten möchte. Sein Gegner ist der Russe Karen Khachanov (23), aktuell Weltranglistenneunter.