Bremen. Die Münchener gewinnen im Weserstadion mit 3:2. Am 25. Mai trifft das Kovac-Team beim Endspiel in Berlin auf RB Leipzig.
Spannend, laut, umkämpft, spektakulär: Werder Bremen brachte im DFB-Pokal-Halbfinale den FC Bayern München ins Schwitzen - aber nicht mehr. Die Bremer holten zwar einen 0:2-Rückstand auf, unterlagen am Ende aber doch verdient mit 2:3 (0:1). Die Münchener jubelten: Sie sind Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga und dürfen nun mehr denn je auf das Double hoffen. Im Pokalfinale treffen sie am 25. Mai im Berliner Olympiastadion auf RB Leipzig.
Die Bremer Fans hatten es ihrer Mannschaft leicht gemacht, sich auf diesen Abend zu freuen. Tausende Fans bildeten vor dem Weserstadion einen Spalier für den Mannschaftsbus. „Greenwhitewonderwall“ heißt dieses Spektakel - zuletzt hatte es Bremen 2016 gesehen. Da ging es aber noch gegen den Abstieg. Auch eine besondere Statistik machte Werder Mut: Zuletzt verlor Werder Bremen im April 1988 ein Heimspiel im DFB-Pokal - da war Werders Kapitän Max Kruse gerade einmal 25 Tage alt.
Bremen mit Kruse in der Startformation
Der angeschlagene Kruse gehörte vor 42.100 Zuschauern zu Werders Startelf. Beide Trainer änderten ihr Team im Vergleich zum Bundesligaspiel, das die Bayern am Samstag mit 1:0 gewonnen hatten, nur auf einer Position. Die im Pokal gesperrten Nuri Sahin (Bremen) und Niklas Süle (FC Bayern) fehlten. Bei den Bremern änderte sich aber mehr als nur die Aufstellung. Diesmal hatten sie Fans hinter sich, die schon jede Grätsche wie ein Traumtor bejubelten. Diese Atmosphäre beeindruckte sogar die Bayern. Allerdings nur zehn Minuten lang.
Nach der wilden Werder-Phase zu Beginn nahm das Spiel den erwarteten Verlauf - und bei allem Bremer Kampf und Enthusiasmus: Die Bayern bestimmten das Tempo. Dabei überraschte die Bayern-Aufstellung nicht, nicht einmal den Matchplan hatte Trainer Niko Kovac groß verändert. Besonders ein Spieler machte erst einmal den Unterschied: Thomas Müller.
Müller nutzt seine Freiheiten hervorragend
Der in die Jahre gekommene Weltmeister dreht noch einmal so richtig auf, seit er von Bundestrainer Joachim Löw Anfang März aus dem Nationalteam geschmissen wurde. Kovac ließ Müller erneut im offensiven Mittelfeld auflaufen - und seine Freiheiten nutzte Müller hervorragend.
An den meisten der vielen Bayern-Chancen war Müller, an diesem Abend Kapitän, beteiligt. Zunächst konnte er zwei Vorlagen von Kingsley Coman nicht nutzen (10./16.). In der 36. Minute hatte er seine dritte große Chance. Nach einem 50-Meter-Pass in den Strafraum von Jerome Boateng köpfte Müller den Ball an den Pfosten - Robert Lewandowski stand richtig und erzielte das verdiente 1:0.
Auch nach dem Wechsel blieb Müller die bestimmende Figur. In der 48. Minute legte er Kingsley Coman den Ball perfekt auf - doch der scheiterte an Werder-Torwart Jiri Pavlenka. In der 63. Minute traf Müller schließlich selbst: 2:0 nach einer Vorlage von Leon Goretzka. War der FC Bayern auch an diesem Abend nicht zu schlagen?
Werder in Pokalwunder-Laune
Nicht für die Bremer! Nie steckten sie auf. Obwohl sie in der ersten Hälfte nur eine gute Chance durch Davy Klaassen (23.) hatten, blieben sie in Pokalwunder-Laune. Innerhalb von zwei Minuten kehrten sie dann ins Spiel zurück. Yuya Osako (74.) und Milot Rashica (75.) nutzten Lücken in der Münchener Abwehr zum überraschenden 2:2. Was für ein Drama.
Doch auch die beiden Gegentore brachten die Bayern nicht aus der Spur. Fünf Minuten nach dem 2:2 pfiff Schiedsrichter Daniel Siebert nach einem Schubser von Theodor Gebre Selassie an Kingsley Coman Elfmeter - eine umstrittene Entscheidung. Max Kruse fand den Pfiff „lächerlich“, Thomas Müller sah das anders: „Kingsley ist keiner, der sich fallen lässt.“ Robert Lewandowski war’s egal, er verwandelte cool zum 3:2 (80.). Es blieb der Schlusspunkt. Und Werders schöne Heimspiel-Serie riss.