Essen. . Die Serie der Siegerfaust: Olaf Neuenfeld räumt mit den deutschen Faustballern einen Titel nach dem anderen ab.
Olaf Neuenfeld sehnt sich wieder nach dem Titel. Sechs Mal in Folge musste er mit ansehen, wie die Fußballer des FC Bayern München die Meisterschale präsentierten. Kein schönes Bild für einen bekennenden Fan von Borussia Dortmund. „Ich hoffe, dass der BVB in dieser Saison mal wieder Meister wird“, sagt Neuenfeld. „Verdient hätte es die Mannschaft.“
Abseits des Fußballs sieht der 48-Jährige selten seinen Kontrahenten beim Jubeln zu. Neuenfeld ist ein Gewinnertyp. Das bringt der Nebenjob so mit sich. Der gebürtige Hannoveraner trainiert die deutsche Faustball-Nationalmannschaft – und hat mit den Männern zuletzt eine beeindruckende Erfolgsserie hingelegt. Neuenfeld gewann bei Großereignissen sechs Titel in Folge. Die Serie begann 2013 mit Platz eins bei den World Games in Cali. Europameister 2014, Weltmeister 2015, Europameister 2016, World-Games-Sieger 2017, Europameister 2018 – so steht es in Neuenfelds Vita. „Zuletzt lief es ganz gut für uns“, sagt der Bundestrainer.
Die Faustball-Familie Neuenfeld
Dass er mit der Sportart mal Erfolg haben würde, zeichnete sich früh ab. Neuenfelds Großeltern spielten Faustball. Ebenso seine Mutter und sein Vater. „Der Faustball lag schon in meinem Kinderwagen“, sagt Neuenfeld und lacht. Er probierte während seiner Schulzeit aber noch andere Sportarten aus. Olaf Neuenfeld ging zu den Leichtathleten und den Fußballern. „Aber Faustball hat mich am meisten gepackt“, sagt er. Spektakuläre Hechtsprünge. Präzise Zuspiele. Harte Schläge mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Stundenkilometern. Das gehört zu einer Faustball-Partie dazu – und begeisterte Neuenfeld. Deshalb konzentrierte er sich als Jugendlicher vollends auf die Rückschlagsportart.
Er coachte auch die Dänen
Mit Erfolg. Als Zuspieler der Turnerschaft Hannover 1852 räumte Neuenfeld in den 1990er-Jahren alles ab. Er wurde viermal Deutscher Meister, dreimal Europapokalsieger und gewann 1997 noch den Weltpokal. Neuenfeld trug auch das Trikot der Nationalmannschaft. Und als Deutschland 1995 in Namibia Weltmeister wurde, gehörte er zum Kader. „Mein Beitrag zum Titelgewinn war aber nicht so groß“, gibt der fünfmalige Nationalspieler zu.
Im Alter von 27 Jahren musste Neuenfeld seine Karriere aufgrund von Rückenproblemen schon beenden. Er widmete sich fortan seiner Trainerlaufbahn. Neuenfeld startete im Nachwuchsbereich. Der Hannoveraner trainierte die deutsche U18. Als die Dänen einen Mann für ihre Männer-Nationalmannschaft suchten, fragten sie bei Neuenfeld an. Der sagte zu und trainierte zwischen 2002 und 2005 auch noch die Skandinavier.
Seine Erfolge im Nachwuchsbereich und seine in Dänemark gesammelten Erfahrungen machten Neuenfeld zwangsläufig zum Kandidaten für Deutschlands A-Nationalmannschaft. Als Bundestrainer Udo Schulz Anfang 2006 seinen Posten zur Verfügung stellte, war der Nachfolger schnell gefunden. Olaf Neuenfeld übernahm und bereitete Deutschland auf die Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land vor: Dort war bereits im Halbfinale Schluss.
Für Faustball nimmt er sich Urlaub
Es war ein Dämpfer für die erfolgreichste Faustball-Nation. Vor der nächsten Weltmeisterschaft startete Neuenfeld einen Verjüngungsprozess. In Österreich erreichte das neuformierte Team das Finale. 6000 Zuschauer sahen das Endspiel, bei dem Neuenfelds Mannschaft auf Österreich traf. „Die haben eine unglaubliche Stimmung erzeugt“, erzählt der Bundestrainer. Seine Mannschaft ließ sich von der Kulisse nicht beeindrucken. Nach 16 Jahren Durststrecke hieß der Weltmeister wieder Deutschland. Die Hobbysportler feierten bis in die Morgenstunden – zusammen mit den anderen Teams. „Das ist typisch für Faustball“, erklärt Neuenfeld. „Da genießt man so einen Moment gemeinsam mit Spielern aus anderen Nationen.“
Der WM-Titel machte sich auf den Bankkonto seiner Spieler nicht bemerkbar. „Die Jungs bekommen für die Erfolge keinen Cent extra“, sagt Neuenfeld. „Faustball ist und bleibt ein Amateursport.“ Auch der Bundestrainer geht einem Beruf nach. Neuenfeld vertreibt Krankenpflegeartikel im Außendienst. Für den Faustball geht da ein Großteil seines Jahresurlaubs drauf.
Wenn es die Zeit zulässt, besucht Neuenfeld Spiele seiner Dortmunder. Er hat große Momente mit seinem Klub erlebt, war etwa dabei, als 1998 bei Real Madrid vor dem Anpfiff das Tor umfiel. Zum Auftakt der kommenden Bundesliga-Saison schafft es der Fußballfan aber nicht ins Stadion. Dann steht wieder ein großes Turnier auf dem Programm. Die Schweiz ist ab dem 11. August Gastgeber der Weltmeisterschaft – und Neuenfeld könnte mit seinem Team die Serie fortsetzen.