Essen. Die Familie Korda gewann in 21 Jahren vier Titel bei den Australian Open. Nicht jedes seiner drei Kinder ist aber wie Papa Petr im Tennis erfolgreich.
Am Telefon klingt Petr Korda immer noch ein wenig müde. Er hat wenig geschlafen in den letzten Tagen, höchstens „zwei Stunden am ganzen Wochenende“. Es gab viel zu tun, viel zu sehen, viel zu feiern für ihn. Es war ein Wochenende, über das Korda sagt: „Es war der absolute Wahnsinn.“ Und dann sagt der 51-Jährige gleich hinterher: „Wir sind schon eine verrückte Truppe, wir Kordas.“ Womit er recht hat, der ehemalige tschechische Tennis-Weltklassespieler. Und sehr stolze Familienvater.
Der Korda-Grand-Slam
Diese Kordas. Am Wochenende gelang ihnen etwas, das so schnell nicht nachzumachen sein wird. Im fernen Grange, in Australien, gewann Nelly Korda, das 20 Jahre alte Nesthäkchen der Familie, die Australian Open bei den Damen. Nicht wie der Papa im Tennis, sondern im Golf. Es war sozusagen das letzte fehlende Mosaiksteinchen für einen Familien-Grand-Slam von Team Korda – über einen Zeitraum von 21 Jahren. Als Vater Petr Korda den Tennis-Titel in Melbourne holte, 1998 gegen den Chilenen Marcelo Rios, war seine Frau Regina gerade mit Nelly schwanger. „Ein bisschen was hat sie damals auch schon vom Sport mitbekommen“, sagt Korda.
Nun, im Februar 2019, gewann seine Jüngste selbst einen großen Titel, souverän schlug sie sich zum Pokaltriumph durch. Korda zitterte in der Wahlheimat Bradenton, in Florida, vor dem Fernseher mit, hielt per Telefon Kontakt mit der Tochter, war dann selbstverständlich einer der ersten Gratulanten. „Es ist ein wunderbarer Moment für Nelly, sie wollte diesen Sieg so sehr“, sagt Korda senior.
Im frühen Alter Hochleistungssportler
Wahrscheinlich auch, weil sie ihren sportbegeisterten Geschwistern nicht nachstehen wollte. Denn das ist ja das Außergewöhnliche bei den Kordas: Alle drei Kinder des Tennis-Ehepaares Regina und Petr sind schon im frühen Alter Hochleistungssportler. Die Älteste des Trios, Jessica (25), gewann bereits 2012 die Australian Open im Golf, sie ist auch der größte und leidenschaftlichste Fan von Schwesterherz Nelly. „Wie gern wäre ich dabei gewesen, du Irre“, schrieb Jessica in den sozialen Netzwerken an Nelly.
Der dritte Australian-Open-Sieg der Familie ereignete sich letztes Jahr, er ging auf das Konto von Sebastian (18). Er schlägt nach dem Vater, gewann 2018 den Juniorenwettbewerb in Melbourne. Inzwischen versucht er sich bereits am Einstieg ins Herrentennis. Am Wochenende spielte er ein Future-Turnier in der Türkei, dabei ständig im Visier von Papa Petr. „Um Sebastian kümmere ich mich im Moment am meisten“, sagt der 51-Jährige, der einst auf Platz zwei der Weltrangliste vorstürmte, „er braucht meine Hilfe am ehesten.“
Kinder besitzen amerikanische Staatsbürgerschaft
Korda lebt mit der Familie seit dem Karriereende in den USA, seine Kinder besitzen alle die amerikanische Staatsbürgerschaft. In Bradenton, dem Sitz vieler Tennisakademien und Golfschulen, entwickelten die Geschwister schnell ihre Liebe zum Sport. Sie spielten Golf und Tennis, entschieden sich aber für verschiedene Karrierewege. „Sie haben sich alle gegenseitig angestachelt und nach vorne getrieben. Es war immer eine positive Rivalität, sie freuen sich über nichts so sehr wie über Erfolge von Bruder oder Schwester“, sagt der Vater.
Sebastian hat im Herrentennis noch eine schwere, komplizierte Strecke vor sich, Korda senior weiß um die Tücken der Übergangsjahre von der Junioren- zur Erwachsenentour: „Du erlebst viele Rückschläge, darfst aber nie den Mut und die Geduld verlieren.“ Immerhin war Sebastian schon mal die Nummer eins des Junioren-Rankings, aber es ist eben keine Garantie für spätere Erfolge im Kreis der Großen, Erfahrenen und Starken.
Ein Markenzeichen für alle
Der Korda-Slam, vier Siege in Australien, ist nun perfekt. Für Petr Korda nahm er auch deswegen Gestalt an, weil seine Kinder nie unter Druck standen: „Ich habe sie nie zu einer Karriere im Sport gedrängt. Es war allein ihre Entscheidung.“ Es gab nur einen heiteren Druck, nämlich im Augenblick des Triumphs den berühmten Scherenschlag des Vaters zu imitieren: mit dem Petr-Korda-Scherenschlag. Auch Nelly führte ihn mit aller gebotenen Eleganz und Artistik auf, am Tag ihres Triumphs. Am Tag, an dem die Kordas als ganze Familie Geschichte schrieben.