London. Wieder ein frühes Aus bei einem Grand-Slam-Turnier: Alexander Zverev unterlag Ernests Gulbis in der dritten Runde in fünf Sätzen.
In Paris bei den French Open war es noch dreimal gutgegangen, bei den All England Championships in Wimbledon war das zweite Fünfsatzmatch in Folge eins zu viel für Alexander Zverev. Noch geschwächt von einem abklingenden Magen-Darm-Virus unterlag der Weltranglistendritte am Sonnabendabend in seinem Drittrundenmatch nach 200 Spielminuten mit 6:7 (2:7), 6:4, 7:5, 3:6 und 0:6 gegen den Weltranglisten-138. Ernests Gulbis (29). „Mitte des vierten Satzes fühlte es sich so an, als hätte jemand bei mir einen Stecker gezogen. Ich hatte keine Kraft mehr. In Paris habe ich gezeigt, dass ich einen fünften Satz nicht in der Form verliere, aber heute konnte ich mich nicht zurückkämpfen“, sagte er.
Zverev scheiterte 2017 im Achtelfinale in Wimbledon
Ranglistenpositionen können bisweilen über die wahre Qualität hinwegtäuschen. Warum Gulbis 2014, als er den letzten seiner sechs ATP-Titel gewann, die Top Ten knackte, bewies er an diesem Hochsommertag auf Court 1. Der aus einer Oberklassenfamilie stammende Lette, der als Kind mit seiner schauspielenden Mutter in einer TV-Serie mitwirkte, schlug hervorragend auf, war in den langen Ballwechseln sehr konzentriert und brachte Zverev mit punktgenauen Stopps ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Zum Ende des vierten Satzes und im fünften Durchgang war Gulbis, der vor einigen Jahren in Hamburg mit Zverevs Bruder Mischa (30) trainiert und damals im Haus der Familie Zverev gelebt hatte, der deutlich dominierende Spieler.
„Ich habe gemerkt, dass er müde wurde, und habe dann versucht, ihn mehr unter Druck zu setzen. Ich bin stolz und glücklich, dass ich dieses Match gewonnen habe“, sagte der French-Open-Halbfinalist von 2014, der in Wimbledon zum ersten Mal die zweite Woche erreicht hat.
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Zverev, der im vergangenen Jahr in Wimbledon im Achtelfinale gescheitert war, konnte sich zunächst auf seinen starken Aufschlag verlassen. Erst im dritten Satz ließ der 21 Jahre alte Hamburger das erste Break zum 3:5 zu, konnte anschließend mit Wut im Bauch über eine Verwarnung, über die er mit dem Schiedsrichter diskutierte, aber immerhin vier Spiele in Folge und damit den Satz gewinnen. Allerdings verlor Gulbis nie die Geduld. Auch wenn ihm insgesamt 44 unerzwungene Fehler unterliefen (Zverev 28), gewann er 61 direkte Punkte und damit 32 mehr als sein Gegner, dem im entscheidenden Satz Geduld und Kraft fehlten, um noch einmal eine Wende herbeizuführen. Durch Zverevs Ausscheiden sind an der Church Road nun keine deutschen Herren mehr am Start.
Es ehrte Zverev, dass er die Erkrankung nicht als einzige Erklärung für das frühe Aus anführen wollte. „Gulbis hat wirklich gut gespielt“, sagte er. „Ich hatte mehr Chancen in diesem Match als er, aber ich war heute nicht aggressiv und gut genug, sie zu nutzen. Nach dem dritten Satz dachte ich, dass ich das Match gewinne. Aber er ist immer dran geblieben.“ Das Aus sei bitter, Sorgen mache er sich aber keine. „So ist es im Sport. Ich habe hoffentlich noch 15-mal Wimbledon vor mir. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass meine Grand-Slam-Bilanz besser wird.“ In den kommenden Tagen wolle er nun keinen Tennisschläger anfassen, sondern in seiner Wahlheimat Monte Carlo segeln gehen. „Und dann werde ich mich so gut wie möglich auf die Hartplatzsaison vorbereiten.“