Minneapolis. . Quarterback der New England Patriots spielt seinen achten Super Bowl. Der Superstar des American Football steht unter permanenter Beobachtung.
Er hat sogar einen überzeugt, der sich nur auf seine Musikshow in der Super-Bowl-Halbzeit konzentrieren müsste. „Ich liebe Tom Brady“, sagte Pop-Sänger Justin Timberlake in Minneapolis. Alles dreht sich in dieser Spektakel-Woche um Brady, den Quarterback der New England Patriots, die in der Nacht von Sonntag auf Montag (0.30 Uhr MEZ, live ProSieben) im Finale der amerikanischen Football-Liga NFL auf die Philadelphia Eagles treffen.
40 Jahre alt ist Brady inzwischen. Vieles könnte ihm egal sein. Zum achten Mal erlebt er den Super-Bowl-Wahnsinn bereits. Fünf Titel hat er gewonnen, der erfolgreichste Spieler der Geschichte ist er schon. Football-Fan Timberlake schwärmt: „Er ist der größte aller Zeiten, gehört schon jetzt auf den Mount Rushmore der Quarterbacks.“ Er vergaß mehrmals, dass er eigentlich neutral sein sollte.
Doch all das Brimborium macht Brady nichts aus. Vier Pressekonferenzen in vier Tagen, immer vor Dutzenden Kameras, immer die gleichen Fragen. Doch wenn er eine bereits 100-mal beantwortet hat: Auch beim 101. Mal gibt er noch eine eloquente Antwort.
Gefragter Gesprächspartner
„Ich liebe alles an dieser Super-Bowl-Woche. Das ist es doch, wofür man ein Jahr lang arbeitet. Beim ersten Mal ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen – das achte Mal ist nun unglaublich“, sagt Brady. Und so reagierte er auf noch so abseitige Bitten. Er sollte vier Begriffe nennen, die den meist griesgrämigen Cheftrainer Bill Belichick zum Schmunzeln bringen („Navy, Lacrosse, Lawrence Taylor, Jon Bon Jovi“), japanischen Reportern die Hand schütteln („Es ist immer schön in Tokio“), Wörter auf Chinesisch sagen („Nächstes Jahr vielleicht“) und, und, und. Kaum zu glauben, dass Manuel Neuer solche Spielchen viermal in einer Woche mitmachen würde.
Die Amerikaner sind stolz auf ihren Star-Quarterback, der mit 38 noch einen Vertrag unterschrieben hatte, der ihm für zwei Jahre 41 Millionen Dollar garantiert. Auch die Einwohner von Minneapolis lieben ihn. Seine Mutter ist in der Nähe aufgewachsen, im Sommer verbringen Brady und Model-Frau Gisele Bündchen viel Zeit an einem der 10 000 Seen der Umgebung. Seine ganze Familie sitzt am Sonntag im Stadion. Mit Bündchen führt er eine Glamour-Ehe, sie haben zwei Kinder: Benjamin (8) und Vivian (5), Sohn Jack aus einer früheren Beziehung ist zehn.
Beim Super Bowl vor einem Jahr in Houston, als die Patriots in der Verlängerung gegen die Atlanta Falcons siegten, saßen alle Kinder erstmals gemeinsam auf der Tribüne – diesmal wieder. „Das wird ein großer Spaß“, sagt Brady.
Doch so sehr Brady die Woche genießt, beschäftigt eine Frage alle amerikanischen Football-Fans, obwohl ausgerechnet diese nur selten ausgesprochen wird: Wie lange dauert die Rekordjagd noch? Wie lange tut sich Brady das noch an? Der Ehrgeiz treibt ihn an. „Solange ich auf höchstem Level spielen kann, werde ich meine Karriere fortsetzen“, sagte er dazu nur. Um dieses Ziel umzusetzen, war er auch bereit, das viele Jahre brillante Verhältnis zu Trainer Belichick aufs Spiel zu setzen.
Brady verbeißt den Rivalen
Belichick, auch schon 65, hatte einen Ersatz-Quarterback für Brady aufgebaut, der ein perfekter Erbe gewesen wäre. Doch offenbar auf Betreiben von Brady gab Patriots-Besitzer Robert Kraft den hochbegabten Jimmy Garoppolo an die San Francisco 49ers ab. Die 49ers, bis dahin allen Gegnern unterlegen, gewannen mit Garoppolo fünf Spiele in Folge.
„Brady duldet eben keine Götter neben sich“, sagt der deutsche TV-Experte Patrick Esume, der für ProSieben in Minneapolis weilt.
Momentan quält Brady nur eine Schnittverletzung an der rechten Hand, weshalb er in jeder Sekunde der Woche einen Handschuh trägt - und auch dazu 101 Fragen beantworten muss. Jede Äußerung dazu ist eine Breaking News der amerikanischen Sportsender.
Kumpel Justin Timberlake hat nur eines an Brady auszusetzen: seine momentan etwas längeren Haare. „Die sind toll, oder?“, sagte der Pop-Sänger immer wieder und lachte danach. Eine Kritik, die Brady verschmerzen kann.