Östersund/Essen. . Die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm über Laura Dahlmeier und die Gold-Chancen der deutschen Skijäger.
Im Grunde genommen war es ja vorhersehbar: Zum dritten Mal seit 2014 verpasst Laura Dahlmeier den Start in den Weltcup. Statt am Sonntag im ersten Mixed-Rennen der Saison in der klirrenden Kälte im schwedischen Östersund zu starten, hütet Deutschlands Biathlon-Star hüstelnd und mit Ingwertee auf dem Beistelltisch das warme Bett im heimischen Garmisch-Partenkirchen. Was dennoch von der fünfmaligen Weltmeisterin von Hochfilzen und den anderen deutschen Biathleten im Winter zu erwarten ist, schätzt die dreimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm (41) ein.
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as sind die Höhepunkte in dieser Biathlon-Saison?
„Der Fokus liegt auf Olympia“, sagt die Thüringerin, die für ihre knallbunten Frisuren bekannt ist und als ARD-Expertin die Saison begleitet. Vor Pyeongchang (9. bis 25. Februar) stehen im Januar die drei Stimmungsknaller in Oberhof, Ruhpolding und Antholz/Südtirol auf dem Plan. Saisonfinale ist von 22. bis 25. März im russischen Tjumen.
Gewinnt Laura Dahlmeier wieder ein Rennen nach dem anderen? „Für mich heißt es jetzt: auskurieren und zu Kräften kommen“, sagt die 24-Jährige. Bundestrainer Gerald Hönig packt die Abonnentin auf Podestplätze (17 in der letzten Weltcupsaison, davon zehn Siege) eher in Watte, als sie zu früh wieder in den Schnee zu schicken. Eine fitte Dahlmeier gibt das Niveau vor. Aber: Darja Domratschewa (Weißrussland), Gabriela Koukalova (Tschechien) und Kajsa Mäkäräinen (Finnland) lauern auf Ausrutscher. Die Erwartungen an Dahlmeier sind hoch. „Man wird immer daran gemessen, was man erreicht hat. Als Leistungssportler ist man das halt selbst schuld“, sagt Wilhelm mit einem Augenzwinkern.
Dahlmeier fehlt Olympia-Gold noch
„Letztes Jahr war eine fantastische Saison, aber bei Olympia wird sie ein paar Medaillen holen wollen“, sagt Wilhelm. Und dann? Denkbar, dass dann Schluss ist. „Laura kann gut einschätzen, bis zu welchem Punkt es ihr Spaß macht und sie alles mitmacht. Sie zieht dann frühzeitig die Handbremse und fokussiert sich auf den Sport.“ Wie bei Magdalena Neuner, die 2012 im Alter von 25 Jahren als Doppel-Olympiasiegerin und zwölfmalige Weltmeisterin zurücktrat, rechnet Wilhelm mit einem frühen Karriereende bei Dahlmeier: „Sport ist für sie wichtig, aber nicht alles. Jetzt ist sie Sportlerin und will Erfolg haben. Aber wenn sie alles Vorgenommene erreicht hat, ist Laura jemand, die schnell sagt: Das war eine coole Zeit, aber jetzt will ich etwas anderes erleben. Warum soll ich weitermachen? Ich habe doch gezeigt, dass ich die Beste bin.“
Was kann man den übrigen deutschen Läuferinnen zutrauen?
Vordere Plätze, aber nicht mit der erforderlichen Konstanz. Franziska Hildebrand und Vanessa Hinz kommen dafür am ehesten infrage. Über die Winterbergerin Maren Hammerschmidt sagt Wilhelm: „Zu was sie in der Lage ist, weiß sie. Aber sie hatte Schwierigkeiten, das über die ganze Saison zu zeigen.“
Wie schaut’s bei den Männern aus?
Massenstart-Weltmeister Simon Schempp steigt bei den Einzelrennen am Donnerstag ins Geschehen ein, er ist die deutsche Nummer eins. Aber auch Erik Lesser und Benedikt Doll, Sprint-Champion bei der letzten WM, könnten aufs Podium laufen. Wenn, ja wenn: „Bei den Männern muss man noch etwas mehr hoffen, dass es die Konkurrenz das ein oder andere Mal ermöglicht. Und dann sollte man die Chance ergreifen. Das war im letzten Jahr zu selten, wenn Martin Fourcade mal geschwächelt hat, waren andere zur Stelle und nicht so oft die deutschen Jungs.“