Essen. . Auf Düsseldorf wartet ein Doppelspieltag in Champions League und Bundesliga. Manager Andreas Preuß spricht über diese Phase und seinen Star.
Der deutsche Tischtennis-Rekordmeister Borussia Düsseldorf steht vor einem harten Wochenende: Heute ist das Team um Top-Spieler Timo Boll in der Champions League zu Gast beim polnischen Klub K.S. Dekorglass Dzialdowo (18 Uhr), Sonntag empfängt der Tabellenerste der Deutschen Tischtennis-Liga den punkgleichen Post SV Mühlhausen (15 Uhr). Manager Andreas Preuß über eine richtungsweisende Phase.
Herr Preuß, wussten Sie, wo der Ort Dzialdowo in Polen liegt?
Andreas Preuß: Ehrlich gesagt: nein. Jetzt weiß ich aber, dass er zwei Stunden von Warschau entfernt in Masuren liegt.
Im Tischtennis macht der Ort aber von sich reden?
Preuß: Ja, der Verein ist sehr professionell – und stark in der polnischen Liga.
Sie haben Dzialdowo als härtesten Gruppengegner in der Champions League bezeichnet. Verloren hat Düsseldorf aber gegen Hennebont aus Frankreich. Steht die Borussia heute unter Druck?
Preuß: Naja, der Druck wird dadurch etwas weniger, weil auch die Polen ihr erstes Spiel verloren haben. Das wird also noch lustig in der Gruppe.
Ihr Team hat am Dienstag mit einem Sieg gegen Grünwettersbach das Pokal-Final-Four erreicht. Gibt das einen Motivationsschub?
Preuß: Ja, für uns kommt der Doppelspieltag vielleicht sogar genau richtig. Jetzt kann die Mannschaft zusammenwachsen. Ich bin sicher, dass wir noch besser spielen können, als wir es bisher gezeigt haben.
Einer, der momentan überragend spielt, ist Ihr Star, Timo Boll. Heute treten Sie mit ihm an, am Sonntag aber ohne ihn.
Preuß: Bei ihm denkt man zurzeit an Raumschiff Enterprise: Er spielt Tischtennis von einem anderen Stern. So lange er fit bleibt, profitieren wir natürlich davon. Momentan trägt er die Mannschaft, die anderen sind noch nicht stabil genug. Aber wir kommen allmählich in die Spur, und schaffen so mehr als eine Grundlage für die kommenden Monate.
Trotzdem treten Sie nur heute mit ihrer Nummer eins an, am Sonntag setzt Boll aus.
Preuß: Ja, Timo macht alle Champions-League-Spiele und ausgewählte in der Liga. Er hat einen Terminkalender wie Merkel und Steinmeier zusammen, da geht es nicht anders. So extrem war es bei ihm noch nie. Aber die vielen Spiele bei der T2-Turnierserie in Malaysia tun ihm gut. Das ist wie Dauertraining mit Topleuten wie Jun Mizutani und Vladimir Samsonov.
Zeigen die unterschiedlichen Einsatzzeiten Ihres Stars auch, wo derzeit Ihre Prioritäten liegen?
Preuß: Ja, die Champions League hat erst einmal Vorrang. Aber natürlich wollen wir auch in der Bundesliga alles gewinnen. Die Liga ist stärker geworden, die Teams stehen dichter beienander. Da ist es schon unser Ziel, die normale Serie auf Platz eins oder zwei zu beenden.
Überrascht es Sie, dass der Post SV Mühlhausen derzeit auf Platz zwei direkt hinter Ihnen steht?
Preuß: Nein, Mühlhausen hat sich stabilisiert, sind nicht ausrechenbar, haben taktisch viele Möglichkeiten. Wir werden Sie am Sonntag nicht unterschätzen. Wir werden uns reinbeißen wie Terrier.
Borussia Düsseldorf gilt als der FC Bayern des Tischtennis. Wagen Sie sich schon, vom Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League als Saisonziel zu sprechen?
Preuß: Natürlich ist das Triple das große Ziel, aber wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen: Wenn mir heute einer sagen würde, dass wir am Ende der Saison zwei Titel gewinnen, würde ich das sofort unterschreiben. Die Konkurrenz in Liga und Pokal ist stärker geworden, in der Champions League ist Fakel Orenburg die Übermannschaft. Da wäre es verwegen zu sagen, wir holen das Triple. Natürlich ist es das Ziel, der Traum. Aber ein Traum wäre auch schon allein der Champions-League-Gewinn.
Weil kein Weg an Orenburg, der Mannschaft von Deutschlands derzeit bestem Spieler, Dimitrij Ovtcharov, vorbei führt?
Preuß: Genau, sie sind eine Mischung aus dem FC Barcelona und Real Madrid - da wird es auch für den FC Bayern schwer.