Halle/Westfalen. Florian Mayer und Halle - das passt einfach. 2016 konnte er dort gewinnen, nun steht er im Viertelfinale. Dort wartet Topfavorit Roger Federer.

Titelverteidiger Florian Mayer hat bei seinem Lieblingsturnier in Halle schon jetzt das beste Ergebnis in diesem Jahr erreicht, Mischa Zverev eine Überraschung gegen Topfavorit Roger Federer dagegen knapp verpasst. Damit gehen die Gerry Weber Open an diesem Freitag im Viertelfinale mit zwei deutschen Tennisprofis weiter.

Mayer bezwang am Donnerstag den Franzosen Lucas Pouille mit 6:7 (6:8), 6:4, 6:3. Er trifft nun auf den achtmaligen Halle-Champion Federer, der Mischa Zverev mit 7:6 (7:4), 6:4 besiegte. Zudem kämpft Alexander Zverev gegen den Spanier Roberto Bautista Agut um den Einzug ins Halbfinale.

Vor allem der Erfolg von Mayer kommt unerwartet. Als sich zu Beginn des Jahres eine knappe Niederlage an die nächste reihte, da wuchsen bei ihm die Zweifel, ob es das alles noch wert ist. "Es war keine einfache Zeit, ganz sicher. Das war sehr frustrierend", sagte Mayer am Donnerstag zu den ersten Monaten 2017. Bis Anfang Mai in Madrid musste der 33 Jahre alte Bayreuther warten, ehe er den Spanier Marcel Granollers bezwang.

Doch die Wende zum Guten bedeutete dieser Erfolg noch nicht, Mayer verlor noch ein paar Mal. Auch bei den French Open in Paris war Ende Mai schon wieder in der ersten Runde Schluss. Insgesamt hat Mayer in dieser Saison erst zwei von 13 Partien für sich entschieden. Weil die Punkte für seinen überraschenden Sieg in Halle aus dem vergangenen Jahr bereits gestrichen wurden, belegt er in der Tennis-Weltrangliste derzeit nur noch Platz 134.

Zurück in Halle blüht der Titelverteidiger plötzlich aber wieder auf. "Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich hier ins Viertelfinale komme, das hätte ich sofort unterschrieben", sagte Mayer angesichts seiner Vorgeschichte in dieser Saison. "Keiner erwartet von mir, dass ich hier den Titel verteidige, von daher ist das Viertelfinale für mich hier schon etwas Tolles."

Schließlich kamen ihm angesichts der "Negativspirale" in der ersten Jahreshälfte schon auch einmal Gedanken an ein Karriereende. Auch jetzt hat der langjährige Davis-Cup-Spieler für sich noch nicht entschieden, ob er im nächsten Jahr noch weiterspielt. "Ich hoffe, es ist nicht das letzte Mal, dass ich in Halle bin. Es ist immer wieder eine Ehre, hier spielen zu dürfen", sagte Mayer nach seinem Sieg in 1:47 Stunden im Interview auf dem Platz.

Später konkretisierte er seine Überlegungen. "Natürlich macht es noch Spaß, bei den großen Turnieren dabei zu sein. So wie hier oder bei den Grand-Slam-Turnieren." Durch den Absturz aus den ersten 100 ist das für den langjährigen Top-50-Spieler aber kein Selbstläufer mehr. "Ich muss einfach gucken, wie es Ende des Jahres mit dem Ranking aussieht. Noch einmal die Ochsentour über die Challenger-Turniere werde ich mir sicher nicht mehr antun."

In Halle geht es für Mayer nun gegen Federer. Der Schweizer wurde gegen Mischa Zverev deutlich mehr gefordert als im Duell der beiden vor vier Jahren. 2013 hatte Federer den älteren der Zverev-Brüder in nur 39 Minuten mit 6:0, 6:0 vom Platz gefegt. Dieses Mal dauerte schon der erste Satz 15 Minuten länger. Zverev servierte gut und brachte den großen Favoriten immer wieder in Bedrängnis. Beim Stand von 4:5 konnte Zverev noch drei Satzbälle abwehren, im Tiebreak holte sich Federer aber dann doch den ersten Durchgang.

Auch im zweiten Abschnitt hielt Zverev die Partie offen. Erst zum 5:4 gelang Federer das entscheidende Break. "Es war sehr knapp, es hätte auch in Mischas Richtung gehen können", gab Federer zu. "Ich bin überglücklich, dass ich durchgekommen bin. Es war mein bestes Spiel auf Rasen in diesem Jahr."

Federer hatte zuletzt lange pausiert und kein Turnier auf Sand gespielt. In Stuttgart war er ohne Spielpraxis daher bereits zum Auftakt an Tommy Haas gescheitert. In Halle läuft es aber deutlich besser, Federer kommt immer mehr in Schwung. Es dürfte daher schwer für Mayer werden, sein bislang bestes Ergebnis in diesem Jahr noch weiter zu verbessern. (dpa)

Ergebnisse - Achtelfinale

Federer - M. Zverev 7:6, 6:4

Mayer - Pouille 6:7, 6:4, 6:3

Khachanov - Nishikori 3:2, Aufgabe Nishikori

Rublev - Youzhny 6:0, 3:6, 6:3

Bautista Agut - Brown 6:4, 1:6, 7:6

A. Zverev - Kohlschreiber 6:3, 6:4

Gasquet - Tomic 6:3, 6:3

Haase - Thiem 6:3, 7:6

Das Viertelfinale in der Übersicht

Federer - Mayer

Khachanov - Rublev

Bautista Agut - A. Zverev

Gasquet - Haase