Düsseldorf. Beim erstklassig besetzten Sportfest an der Düsseldorfer Arena knackte die Soesterin Gina Lückenkemper die EM-Norm über 60 Meter.

Als ihre Gegnerinnen schon längst in den Umkleideräumen verschwunden waren, erzählte Gina Lückenkemper immer noch von ihrem starken Auftritt auf der roten Tartanbahn. „Ich bin baff über mich selbst. Das gibt mir riesigen Schwung für das ganze Jahr”, sagte sie nach ihrem vierten Platz über 60 Meter in 7,19 Sekunden: Schnellste Deutsche, Publikumsliebling der 2000 Zuschauer beim erstklassig besetzten Hallensportfest in Düsseldorf. Lückenkemper landete nur drei Hundertstelsekunden hinter der Siegerin Olesya Povh aus der Ukraine und zwei Hundertstelsekunden hinter der Hallen-Weltmeisterin Barbara Pierre aus den USA.

Die 20-jährige Lückenkemper, die in Soest wohnt und für die LG Olympia Dortmund startet, ist mit einem immensen Sprinttalent gesegnet und hat das Zeug, das Gesicht der deutschen Leichtathletik zu werden. In Düsseldorf machte Gina Lückenkemper das, was sie eigentlich am schlechtesten kann: 60 Meter, das war bisher immer 140 Meter zu kurz für die EM-Dritte des Vorjahres über 200 Meter. Bei 7,50 Sekunden stand ihre Bestleistung.

2000 Zuschauer begeistert

„Wer hätte gedacht, dass ich einmal über 60 Meter die Norm für die Europameisterschaft knacke”, fragte Lückenkemper die Journalisten und gab die Antwort gleich selbst: „Niemand. Das war megageil. Als ich gerade so richtig in Fahrt gekommen bin, war das Rennen leider schon beendet.”

Was die 2000 Zuschauer in der ausverkauften Halle an der Arena sahen, hat Seltenheitswert. Denn so stark sich Gina Lückenkemper auch präsentiert hat, sie wollte in dieser Hallensaison eigentlich nur noch beim Istaf in Berlin starten. „Die Halle und ich, wir sind bisher noch keine Freunde geworden”, sagt sie. „Vor zwei Jahren habe ich mich verletzt und deshalb pausieren müssen. Ich gehe es deshalb vorsichtig an. Auf die 200 Meter verzichte ich ganz. Die 60 Meter bin ich hier gelaufen, weil ich an meiner Startschwäche arbeiten will.”

Ein bisschen besser ist es schon geworden, aber so richtig explodiert Lückenkemper noch nicht, wenn der Startschuss fällt. „Ja, ja, vorn fehlt es noch, deshalb muss ich es auch üben.” Merkt sie denn, wie sie dann auf Touren kommt? „Aber hallo!”, antwortet die Studentin der Wirtschaftspsychologie in Bochum selbstbewusst. „Ich spüre, wie viel Boden ich den anderen abnehme. Hinten kommt richtig Feuer.”

Olympia-Tattoo auf dem Oberarm

Und dann zeigt Gina Lückenkemper stolz ihr Tattoo auf dem linken Oberarm. „Die Olympischen Ringe erinnern mich jeden Morgen daran, dass ich nach Rio de Janeiro auch 2020 nach Tokio will. Das ist eine unglaubliche Motivation für mich.” Ob sie vielleicht jetzt nach dieser starken Vorstellung doch noch die bevorstehenden nationalen Titelkämpfe und die Hallen-EM ansteuert? „Mal sehen”, antwortet Gina Lückenkemper. „Das muss ich jetzt mal mit meinem Trainer Uli Kunst bequatschen.”