Bonn. . Katrin Holtwick und Ilka Semmler waren die deutschen Beachvolleyball-Stars. Zum Karriere-Ende ein Interview über Olympia, Tränen und die neue Generation.

In zehn gemeinsamen Jahren haben Katrin Holtwick (32) und Ilka Semmler (31) viel für sich und ihren Sport geworben. Sie waren in Talkshows zu Gast, haben Quatsch mit Stefan Raab gemacht, sich in Dessous fotografieren lassen – und waren die besten deutschen Beachvolleyballerinnen. Jetzt nehmen die für den Seaside Beach Club Essen startenden Strand-Schönheiten Abschied vom Leistungssport. Auf einer großen Gala der Deutschen Sporthilfe sind sie jetzt in Bonn noch einmal für ihre erfolgreiche Karriere geehrt worden.

Bei der Deutschen Meisterschaft gab es für Sie einen emotionalen letzten Wettkampf. Sind die Tränen inzwischen getrocknet?

Katrin Holtwick: Das war ein unvergesslicher Abend. Nach dem Matchball, leider gegen uns, gab es stehende Ovationen.

Ilka Semmler: Da haben wir alle minutenlang geheult und gelacht.

Ilka Semmler (v.l.) und Katrin Holtwick mit Sportredakteurin Kirsten Simon.
Ilka Semmler (v.l.) und Katrin Holtwick mit Sportredakteurin Kirsten Simon.

Wie haben Sie das Olympia-Gold Ihrer Kolleginnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst erlebt?

Semmler: Wir waren auf dem Weg zu einem Turnier in den USA und haben es geschafft, die letzte Minute des Finals im Live-Stream zu sehen. Ausgerechnet beim Matchball ist die Verbindung abgebrochen. Aber es war ein sehr beeindruckender Auftritt. Diese Souveränität ist bemerkenswert.

Holtwick: Wenn sie gesund bleiben, haben sie die Chance, die Weltspitze lange zu dominieren.

Zuerst der Olympiasieg von Jonas Reckermann und Julius Brink 2012, dann das Gold von Ludwig/Walkenhorst. Lange haben auch Sie beide in der Weltspitze mitgemischt. Warum sind die deutschen Beachvolleyballer so stark?

Semmler: Wir haben eine Zeit mit guten Jahrgängen erwischt (lacht). Aber unser Sport ist auch immer professioneller geworden. Wir sind in Deutschland auch in der Breite stark. Von den besten fünf Teams der Weltrangliste kommen bei den Frauen vier aus Deutschland.

Welche Auswirkungen hat da Olympisches Gold?

Holtwick: Nach London konnte man von einem Hype sprechen. Da ist die Tour professioneller geworden und ebenso die Vermarktung. Wenn sie sich so wertgeschätzt fühlen, ist das natürlich für die Spieler eine Motivation.

Was muss sich noch verbessern, damit Deutschland auch auf lange Sicht erfolgreich bleibt?

Holtwick: Andere Nationen haben uns vorgemacht, dass eine zentrale Förderung Vorteile hat. Bei uns machen viele noch ihr eigenes Ding. Sie suchen sich ihren Trainer oder ihren Psychologen selbst.

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Semmler: Und es ist wichtig, den Übergang von den Junioren zu den Senioren leichter zu machen. Oft scheitert das am Geld. Viele Athleten können es sich nicht leisten, ein professionelles Umfeld zu zahlen. Mit einem zentralisierten System könnte das besser funktionieren.

Wie wurde Ihr Sport zu Beginn Ihrer Karriere von der Öffentlichkeit wahrgenommen?

Semmler: Das ist heute kaum zu glauben, aber damals haben mich die Leute gefragt, ob Beachvolleyball eigentlich olympisch ist. Sie haben gedacht, dass es so ein Strandvergnügen ist, das man nur im Urlaub spielt. Heute ist das ganz anders. Nach London wussten 70 Prozent der Deutschen, dass Beachvolleyball dabei ist, seit Rio wissen es fast 100 Prozent.

Hallenvolleyball-Nationalspielerin Margareta Kozuch sagt, dass sie zum Beachvolleyball wechseln wird. Wieso machen das nicht mehr Spielerinnen, wo Beachvolleyball gerade einen Boom erlebt?

Holtwick: Als Top-Hallenvolleyballspielerin kann man auch ganz gutes Geld verdienen, vor allem im Ausland.

Semmler: Außerdem liegen nicht jedem beide Sportarten. Als Hallenvolleyballer kannst du dich, wenn du willst, auf eine Position konzentrieren, als Beachvolleyballer musst du mehr Allrounder sein.