Düsseldorf. . Die Leistungsträger sind vor der Weltmeisterschaft angeschlagen. Während Timo Boll skeptisch ist, gibt sich Dimitrij Ovtcharov selbstbewusst.

Für Timo Boll war es das erste Mal. Zum ersten Mal in seiner langen Karriere musste sich der 34-jährige Tischtennis-Star operieren lassen. Eine Hautfalte im Knie gehörte da nicht hin, wo sie war. Ein genetisches Problem. „Das war bitter, ich war in einer Bombenform, habe mich so gut gefühlt wie nie“, sagt Boll nun. Drei Monate setzte ihn die Operation außer Gefecht, er verpasste den Bundesliga-Start mit Borussia Düsseldorf genauso wie wichtige internationale Turniere.

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„Ich habe die Operation extra so gelegt, um für Olympia fit zu sein“, erklärt er. Noch sucht Boll seine Form, versucht zuversichtlich zu bleiben. Dabei wird er jetzt auf Topniveau gebraucht: In Kuala Lumpur messen sich bei der WM (28. Februar bis 6. März) die besten Teams der Welt. Im Tischtennis heißt das: Titelabonnent China gegen den Rest der Welt. Und Deutschland war bislang die Spitze des Rests. Das Team scheiterte bei den letzten drei Weltmeisterschaften erst im Finale.

Doch in Malaysia sind die Vorzeichen düster. Denn nicht nur Boll, auch Dimitrij Ovtcharov, als Nummer fünf der Welt Deutschlands bester Spieler, leidet an einer Nervenreizung im Rücken. „Viele Turniere spiele ich nur unter Schmerztabletten, weil es anders bisher nicht ging“, erzählt er. Er suchte sich Hilfe, auch bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem Arzt, dem die Fußball-Stars vertrauen. „Ich habe die Problematik im Griff. Aber es ist noch nicht optimal. Wir werden sehen, wie ich ein langes Turnier wie die WM überstehe“, sagt der 27-Jährige.

Ohne Boll und Ovtcharov sind die Chancen minimal

Deutschland startet also mit zwei angeschlagenen Topspielern, zwei Wundertüten in das erste Highlight des Jahres. Danach stehen ja schließlich noch die Olympischen Spiele in Rio an. Aber wie geht es ohne Boll und Ovtcharov weiter?

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Die jüngsten Turniere zeigen: Sind die beiden Freunde nicht in Form, klappt es mit dem Siegen nicht. Ob bei Europameisterschaften oder den Europaspielen in Baku: Fehlt einer oder gleich beide, ist die Dominanz dahin, der Titel verpasst.

„Wir spüren schon, dass alles passen muss, um ins Finale zu kommen“, meint Boll. „Die Gruppenphase kann man ohne mich überstehen, wenn Dima topfit ist – oder umgekehrt. Aber gegen richtig starke Teams müssen wir beide in Topform sein. So weit weg sind sie nicht.“

Ovtcharov blickt kritisch auf seine Teammitglieder

Ovtcharov beurteilt die Situation selbstbewusster: „Ich sehe kein Team, das besser ist als wir – außer China. Wenn Timo und ich in Form sind, sind wir als Team die Konstanz in Person.“ Doch er blickt auch kritisch auf die Spieler in der zweiten Reihe, auf Patrick Franziska, Ruwen Filus und Bastian Steger: „Bei der letzten WM konnten wir noch von Christian Süß und Patrick Baum profitieren. Die spielen jetzt nicht mehr. Die anderen Jungs sind gut, aber eben nicht wie Top-20-Spieler.“

Vielleicht hilft der Aberglaube: 2000 gab es schon einmal eine Team-WM in Kuala Lumpur. Es war das letzte Mal, dass mit Schweden eine Mannschaft gewann, die nicht aus China kam.