Melbourne. Nach dem frühen aus der fünf deutschen Herren steht Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann vor dem Spiel gegen Tschechien vor einer schweren Aufgabe.

Nachdem Daniel Brands am Mittwoch als Letzter der fünf deutschen Männer im Hauptfeld der Australian Open ausgeschieden war, war es Zeit für den Bundestrainer, den Flug nach Hause umzubuchen und vorzuziehen.

Fünf seiner Kandidaten waren ins Turnier gestartet, einer landete in Runde zwei, keiner in Runde drei, das ist eher keine Bilanz, oder? „Wenn ich sagen würde, das wäre das, was wir uns erwartet haben, dann müsste ich mir eine Sache (als Bundestrainer) noch mal überlegen“, gab Michael Kohlmann zu.

Drei Deutsche an Top-8-Leute gescheitert

Goldene Zeiten sehen zweifelsohne anders aus, aber das ist ja nichts Neues. Auch in Wimbledon 2014 hatte kein deutscher Spieler die dritte Runde erreicht, bei den Australian Open war das zuletzt vor fünf Jahren der Fall gewesen. Der eine in der zweiten Runde anno ´16 wußte selbst, dass im Spiel gegen Guillermo Garcia-Lopez mehr möglich gewesen wäre. Er habe nicht schlecht gespielt, meinte Daniel Brands nach seiner Niederlage gegen den Spanier (6:4, 1:6, 7:6, 6:3), aber nicht schlecht sei eben nicht gut genug.

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In Anbetracht der Tatsache, dass der Niederbayer vor einem Jahr nach langer Krankheit noch auf Platz 425 der Weltrangliste gestanden hatte, gehört die Bilanz dennoch in die Rubrik Erfolg, und das sah auch der Bundestrainer so. Brands, so fand er, sei nach seiner Auszeit auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg.

Die beiden Besten des deutschen Männertennis, Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev, hatten das Pech, bei der Auslosung zwei der drei Besten des Turniers zu ziehen - Kei Nishikori und Andy Murray, Peter Gojowczyk erwischte nach erfolgreicher Qualifikation den Spanier David Ferrer (Nr. 8). „Wenn drei Mann gegen Top-8-Leute spielen“, meinte der Bundestrainer zu dieser Konstellation, „dann ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass man da nicht weiter kommt.“

Tommy Haas könnte ein Option im Davis-Cup sein

Welche Erkenntnisse daraus nun für die Aussichten der deutschen Mannschaft in der ersten Runde im Davis Cup Anfang März gegen Tschechien zu ziehen sind? Nach seiner Rückkehr wird der Chef zügig mit seinem Assistenten Dirk Dier und Berater Niki Pilic sprechen, aber allzu viele Möglichkeiten haben sie ohnehin nicht. Kohlschreiber und Zverev, der sein Debüt schon im September 2015 hätte geben sollen, dann aber krank geworden war, und Philipp Petzschner fürs Doppel sind quasi gesetzt.

Kohlmann sagt: „Wir werden die Tschechen nicht mit einem geheimen Plan aus der Reserve locken können. Aber der Joker, den wir vielleicht haben, ist Tommy Haas. Ich habe mit ihm telefoniert; er kommt Anfang Februar zur Reha nach Deutschland, wird dann trainieren und will auch Teil des Teams sein. Das wäre vielleicht die Wundertüte, wenn dabei was rumkommt. Er würde uns gern unterstützen, und ich freue mich darüber.“

Sieben Frauen in der zweiten Runde

Kohlmann wird in Kürze wieder zuhause sein, die Kollegin Barbara Rittner wird noch bis zum Wochenende bleiben. Sieben ihrer Spielerinnen waren in Runde zwei gelandet, darunter Angelique Kerber, Julia Görges und Sabine Lisicki. Und eine steht schon in Runde drei. Anna-Lena Friedsam, 21, nutzte ihre Chance im Spiel gegen die chinesische Qualifikantin Wang Qiang (6:3, 6:4) mit Mumm und Entschlossenheit.

Die Welt, in der sie nun seit einiger Zeit unterwegs ist, hat sogar keine Ähnlichkeit mit der beschaulichen Stille ihres Heimatortes  Oberdürenbach in der Eifel. Der Ort hat keine 400 Einwohner, keinen Laden und keine Kneipe; alles, so sagt sie, sei ruhig und ländlich.

Anna-Lena Friedsam fordert Roberta Vinci

Friedsam stammt aus dem gleichen Jahrgang wie Annika Beck (1994), und sie ist dabei ihre Position in der zweiten oder dritten Reihe des deutschen Frauentennis zu stabilisieren. In Melbourne erreichte sie zum ersten Mal in ihrer Karriere die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers, in der Rangliste wird das aller Voraussicht nach zu einem Platz unter die ersten 70 führen, und das alles passt zu ihrer eigenen Einschätzung, es gehe immer weiter.

Am Freitag wird sie gegen jene Frau spielen, die vor ein paar Monaten bei den US Open in New York mit dem Sieg im Halbfinale gegen Serena Williams den größten Coup des Jahres landete, Roberta Vinci aus Italien. Sie sagt, auf diese Liga sei sie vorbereitet. Anna-Lena Friedsam war jedenfalls in die guten Wünsche fürs deutsche Frauentennis eingeschlossen, mit dem sich der Bundestrainer der Männer aus Melbourne verabschiedete.