Melbourne. Die Australian Open in Melbourne gehen wieder einmal ohne deutsche Herren weiter. Schon nach der zweiten Runde sind alle Spieler ausgeschieden.
Neues Jahr, alte Tristesse: Die deutschen Tennis-Herren bleiben auch 2016 höchstens Mittelmaß. Bei den Australian Open schaffte es Daniel Brands als einziger Spieler in die zweite Runde, in der er am Mittwoch gegen den Spanier Guillermo Garcia-Lopez verlor - das schlechteste deutsche Melbourne-Abschneiden seit zwölf Jahren. "Wenn man nur einen Spieler in der zweiten Runde hatte, dann ist das keine zufriedenstellende Bilanz", sagte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann.
Drei der fünf Vertreter mussten gegen Spieler aus den Top Acht ran
Der Bundestrainer hatte zu Beginn des Jahres vor allem ein besseres Auftreten bei den vier Grand-Slam-Turnieren gefordert, nachdem 2015 kein Profi bei einem Major in die zweite Woche gekommen war. In Melbourne ging diese Zielsetzung schon einmal schief. Philipp Kohlschreiber, Alexander Zverev, Benjamin Becker und Peter Gojowczyk waren allesamt bereits an ihrer ersten Hürde gescheitert. Brands verlor gegen Garcia-Lopez mit 6:4, 1:6, 6:7 (0:7), 3:6.
"Sicherlich hatten wir Pech, dass gleich drei unserer fünf Vertreter gegen Spieler aus den Top Acht ran mussten. Dennoch müssen wir uns verbessern", sagte Kohlmann. Nachwuchshoffnung Zverev war gegen den Weltranglisten-Zweiten Andy Murray ohne Chance, die deutsche Nummer eins Kohlschreiber ging gegen den Japaner Kei Nishikori, Siebter der Welt, unter. Qualifikant Gojowczyk unterlag dem Weltranglisten-Achten David Ferrer.
Einzig Brands konnte mit seinem Auftreten zufrieden sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Deggendorfer nach seiner Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber vor einem Jahr fast bis auf Rang 500 abgestürzt war und sich erst mühsam über kleinere Turniere wieder zurückgekämpft hat. "Ich habe nicht schlecht gespielt, aber nicht schlecht ist auf diesem Niveau bei Grand Slams eben nicht gut genug."
Mit Blick auf die Erstrundenpartie im Davis Cup gegen Tschechien in Hannover Anfang Mai könnte nun wieder ein Profi zum Hoffnungsträger werden, den alle eigentlich bereits abgeschrieben hatten: Altmeister Tommy Haas. "Ich habe hier mit Tommy telefoniert und er hat seine Bereitschaft erklärt, dabei zu sein, wenn er gesund ist", sagte Kohlmann. Anfang Februar will der inzwischen 37 Jahre alte Haas aus seiner Wahlheimat USA nach Deutschland kommen, um dort mit der Reha zu beginnen. Zuletzt war die ehemalige Nummer zwei der Welt wieder einmal von einer Schulterverletzung gestoppt worden.
"Tommy hat gesagt, dass er gerne beim Team dabei sein würde", berichtete Kohlmann. "Da wir zu Hause meist fünf Spieler dabei haben, wäre ich schön blöd, wenn ich Tommy nicht nominieren würde", sagte der Teamchef. "Er könnte für uns eine Art Joker sein, eine kleine Wundertüte." Gesetzt sind für das Duell mit den Tschechen um den Weltranglisten-Sechsten Tomas Berdych bislang Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev. Auch Doppelspezialist Philipp Petzschner dürfte seinen Platz sicher haben. Doch egal wen Kohlmann nominiert, alle werden sich steigern müssen. Sonst droht die nächste Enttäuschung. (dpa)