Dortmund. . Der Engländer Nev Granby hat seine Leidenschaft zum Rugby nach Dortmund gebracht. Als seine Tochter einen Verein gründete, wurde er Coach des Bundesliga-Teams. Unsere Serie über Revier-Trainer.

Durchtrainierter Körper, kahler Kopf, Oberlippenbart und Tattoos an den Armen – so steht Nev Granby auf dem Rugby-Feld. Er kommt aus Doncaster, einem beschaulichen Städtchen im Norden Englands. 67 977 Menschen leben dort. Zwei Rugbyvereine sind in der zweiten britischen Liga beheimatet. Heute lebt Granby in Dortmund, wo er die Bundesligafrauen im olympischen Siebener-Rugby trainiert.

„Bei uns zu Hause gab es keine runden Bälle“, sagt Nev Granby. Sein britischer Akzent ist nicht zu überhören. Er ist mit Rugby groß geworden. Erst in der Schulmannschaft, später beim Militär. In der Nachwuchs-Profiliga hat er gespielt. Für „The Dons“ aus Doncaster. Über die Armee ist er nach Deutschland gekommen, war in Iserlohn und Osnabrück stationiert. Als Pionier. Gespielt hat er für die Corps-Mannschaft. Ein Kreuzbandriss beendete seine sportliche Karriere, es folgten zehn Jahre ohne Rugby. Bis die Tochter einen Verein gründete.

Geld bekommt beim Frauenrugby niemand

„Sie saß mit ein paar Freunden, darunter auch einige Briten, in einer Kneipe. Da ist die Idee entstanden den Verein zu gründen“, erzählt Granby, der heute im Straßenbau arbeitet. Das war im Dezember 2007. Neun Monate später traten die „Rugby Divas“, wie sich die Frauen des RFC Dortmund nennen, erstmals bei einem Turnier an. „Der Herren-Coach war ebenfalls mit seinem Team im Einsatz und ich habe die Frauen betreut“, erinnert sich Granby. Nach dem Spiel bildete das Team einen Kreis um ihn. „Sie haben gesagt ,Du bist jetzt unser Trainer’. Da konnte ich nicht Nein sagen.“

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Geld bekommt hier niemand. In einer Stadt, in der Borussia Dortmund den Ton angibt, kämpft der Verein um jedes Mitglied, um jeden neuen Sponsor. Neue Spielerinnen werden über Mundpropaganda gewonnen, wenn Spieltag ist, packt jeder mit an. Heimspiele in der Bundesliga machen die „Rugby Divas“ zu Festtagen.

Bei den Rugby Divas geht es körperbetont zur Sache

Eigentlich wollte Nev Granby nie als Trainer an der Seitenlinie stehen. Als die Divas, deren Spielführerin seine Tochter Saskia ist, fragten, war das Feuer aber sofort wieder entfacht. „Ich liebe den Sport und möchte ihm etwas zurückgeben“, sagt der 56-Jährige. Granby sieht aus wie jemand, der die Frauen drillen kann. Divenhaft ist da nichts. Oft unterbricht er die Einheiten mit einem schrillen Pfiff. Dann werden Fehler besprochen und neue Spielzüge angesagt. Wird zu viel geredet, gibt es einen Anpfiff – und zur Besinnung geht es an den Torpfosten. „Ich erwarte viel Disziplin“, sagt er. Denn schon im Training geht es körperbetont und hart zur Sache. Ist es schwer, die Frauen in Form zu bringen? „Nein, die Mädels sind unheimlich ehrgeizig und wollen zeigen, dass sie besser sind als die Männer.“

Coach Granby vermittelt über Rugby Anstand und Respekt

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Nev Granby hat das Rugby-Gen weiter vererbt. Nicht nur an Tochter Saskia. Auch Sohn Ryan ist aktiv und spielt im Dortmunder Herren-Team. Und der größte Fan? „Das ist meine Frau Bianka“, sagt der Coach. Die hatte keine Chance dem Rugby-Fieber ihres Mannes zu entkommen. Denn für ihn ist Rugby mehr als ein Sport. „Hier werden Werte wie Anstand, Respekt für Mitspieler und Gegner sowie Leidenschaft für den Sport vermittelt“, erklärt er, was die Faszination für ihn ausmacht. Das Schönste sei aber der Zusammenhalt unter den Sportlern. „Egal wo man auf der Welt hinkommt, als Rugbyspieler wird man immer aufgenommen.“

Und damit die „passion“ – die Leidenschaft – für den Sport auch in seiner Familie bleibt, bekommt der Enkel keine runden Bälle.