New York. Tommy Haas ist bei den US Open in Runde eins ausgeschieden, weil das Gelenk der Belastung nicht lange genug standhielt. Der Rücktritt rückt näher.
Die Stahlträger des neuen Daches über der größten Arena des Tennis sind verschraubt, der Rest wird im kommenden Jahr in voller Schönheit zu besichtigen sein; die große Schüssel wird dann einen Deckel haben, und das Ganze sieht jetzt schon verdammt gut aus. Ob Tommy Haas (37) dann noch mal spielen wird? Gemessen an seiner Leistung in dreieinhalb von fünf Sätzen gegen Fernando Verdasco (6:3, 1:6, 7:6, 3:6, 1:6) könnte man entgegnen: Warum nicht? Aber die Wahrscheinlichkeit ist nach seinem Erstrunden-Aus bei den US Open 2016 nicht besonders groß.
Oft kein Unterschied
In vielen Ballwechseln sah man keinen Unterschied zwischen der Nummer 42 der aktuellen Rangliste aus Spanien und der Nummer 506. Haas meinte hinterher, nach zwei Stunden sei seine Schulter dann allerdings sehr, sehr müde gewesen, und dann gehe halt nichts mehr. Er habe dann nicht das Gefühl, die Schulter fliege raus wie im vergangenen Jahr vor dem Eingriff, er habe auch keine Schmerzen. „Aber der Ablauf ist nicht mehr so, wie er sein sollte.“
Mehr als ein Jahr, zwischen Juni 2014 und Juli 2015, hatte Haas nach seiner vierten Schulteroperation pausiert. Vorher hatte er immer gesagt, bei einem weiteren Eingriff sei es das für ihn gewesen mit dem Tennis, nochmal wolle er sich die in jeder Hinsicht schmerzhafte Zeit der Reha nicht zumuten.
Kohlschreiber, Barthel und Federer in der zweiten Runde
Philipp Kohlschreiber ist durch einen schwer erkämpften Sieg im deutschen Tennis-Duell über Alexander Zverev in die zweite Runde der US Open eingezogen. Der an Nummer 29 gesetzte Bayer gewann am Dienstag in New York 6:7 (0:7), 6:2, 6:0, 2:6, 6:4 gegen den 18 Jahre alten Qualifikanten aus Hamburg. Kohlschreiber kam als erster Deutscher weiter, zuvor waren bereits vier der sieben qualifizierten Herren ausgeschieden. Nächster Gegner ist am Donnerstag entweder der Tscheche Lukas Rosol oder Amerikaner Jared Donaldson. Carina Witthöft scheiterte dagegen mit 2:6, 4:6 an Wimbledon-Finalistin Garbine Muguruza aus Spanien.
Mona Barthel hat als zweite deutsche Tennisspielerin nach Angelique Kerber die zweite Runde erreicht. Die Neumünsteranerin setzte sich am Dienstag mit 5:7, 7:6 (7:4), 6:1 gegen Zwetana Pironkowa aus Bulgarien durch. Barthel hatte im zweiten Durchgang bereits 2:5 zurückgelegen, startete dann aber eine erfolgreiche Aufholjagd. Nächste Gegnerin ist am Donnerstag die Weißrussin Olga Goworzowa.
Der fünfmalige US-Open-Sieger Roger Federer hat leichter als erwartet die zweite Runde erreicht. Der Tennis-Weltranglisten-Zweite gewann am Dienstag 6:1, 6:2, 6:2 gegen den auf Platz 34 geführten Argentinier Leonardo Mayer. Federer hatte im Vorfeld der Partie großen Respekt vor Mayer geäußert, der Schweizer zeigte im Arthur-Ashe-Stadium aber eine souveräne Leistung. (dpa)
Doch dann quälte er sich doch noch mal durch diese schwere Zeit; er erklärte seinen Sinneswandel damit, dass er sich von einer Verletzung vorschreiben lassen wolle, wann es an der Zeit sein sollte, seine Karriere zu beenden.
Seit seiner Rückkehr beim MercedesCup in Stuttgart spielte er bei sieben Turnieren und gewann dabei insgesamt vier Spiele. Er erlebte dabei fast überall dasselbe: Dauerten die Spiele zu lange, ließ die Qualität seines Aufschlags mit der müden Schulter drastisch nach, und im Männertennis gibt es mit einem schwachen Aufschlag nichts zu erben.
„Möglich, dass es mein letztes Match hier war“, sagt er. „Natürlich wäre es toll, nächstes Jahr noch mal dabei zu sein, aber das ist ein weiter Weg. Jeder muss selbst wissen, wann es Zeit ist zu gehen. Aber falls es mein letztes Match bei den US Open war, dann kann ich damit leben. Ich bin zufrieden.“
Nach dem aktuellen Stand der Dinge hat er vor, noch rund ein halbes Jahr bei Turnieren zu spielen, die ihn interessieren, in Deutschland, aber sicher auch in Wimbledon. Eine Weile lang wird ihm das so genannte Protected Ranking dabei helfen, trotz seiner Weltranglisten-Position in den Hauptfeldern der großen Turniere zu landen. Dieses geschützte Position wurde für Spieler mit einer mindestens sechs Monate dauernden Verletzungspause eingerichtet, um ihnen den Weg zurück zur alten Klasse zu ebnen.
Keine Lust auf Challenger-Turniere
Es gilt neun Monate nach dem Wiedereinstieg oder für neun Turniere, je nachdem, welcher Wert früher erreicht ist. „Wenn das Protected Ranking abgelaufen ist, dann habe sich sicher keine Lust mehr auf Challenger“, sagt Haas.
Mit anderen Worten: Der noch vor ihm liegende Weg wird kein allzu langer sein. Unter Umständen wird er vielleicht schon früher eine Entscheidung treffen. Haas’ Lebensgefährtin Sara Foster ist schwanger, das zweite gemeinsame Kind nach der knapp fünf Jahre alten Tochter Valentina wird im November erwartet. Und er weiß, dass das alles ändern könnte. „Im Moment sagt die Birne: Noch nicht. Es ist noch zu früh, den Schläger an den Nagel zu hängen. Aber vielleicht wache ich in drei Monaten auf, habe ein neues Kind zuhause und habe keinen Bock mehr auf Tennis.“