Peking. Gina Lückenkemper schied bei ihrer WM-Premiere im Vorlauf aus. “Ich habe meinen Spaß gehabt. Das ist das Wichtigste“, sagte die 18-Jährige danach.

Gina Lückenkemper vom LAZ Soest ist immer locker drauf. Und weil die kommunikative junge Frau auch vor einem Rennen gern plaudert, sprach sie vor ihrem Vorlauf über 100 Meter bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking einfach mal ihre britische Gegnerin Asha Philipp an. “Asha hat diese Klebedinger nicht von ihren Oberschenkeln abgekommen. Da habe ich sie gefragt, ob ich ihr helfen kann”, erzählte die 18-jährige Soesterin später. “Wir haben uns nett unterhalten, aber dann habe ich mich zurück gehalten, ich wollte sie nicht zutexten. Bei ihr ging es ja um mehr als für mich.” Kurz darauf sprintete Philip in 11,28 Sekunden als Dritte ins Ziel und qualifizierte sich für das Halbfinale, während Lückenkemper als Vierte in 11,34 Sekunden ausschied.

Lückenkemper ist die Jüngste im deutschen WM-Team

“Ich habe meinen Spaß gehabt. Das ist das Wichtigste”, sagte die Schülerin später. “Es ist ärgerlich, dass ich nicht richtig weggekommen bin. Mein Start war schlecht, um nicht zu sagen scheiße.” Gina Lückenkemper ist die Jüngste im deutschen WM-Team und das größte Sprinttalent seit vielen Jahren. Bei der WM soll sie vor allem lernen. Und das hat sie bereits getan. “Es ist toll, wenn man neben einer dreimaligen Olympiasiegerin wie Veronica Campbell-Brown im Startblock sitzt”, sagt die Doppel-Europameisterin der U20-Junioren. “Alles hier ist viel größer. Die Konkurrenz ist superstark, das Stadion gigantisch. Man hat schon gewaltigen Respekt.”

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Respekt ja, aber keine Nervosität oder gar Angst. Die Soesterin geht locker an ihre Aufgaben heran, ohne sich in Unkonzentriertheit zu verlieren. Vor ihrem ersten Start bei einer großen Meisterschaft hatte sie noch regen Kontakt in die Heimat. Ihr Bruder Marius konnte vor Aufregung nicht schlafen und schickte ihr einen Gruß nach dem anderen aufs Smartphone. Als es dann endlich in Peking für die Schwester los ging, saßen in Soest nicht nur Marius, sondern auch ihre Eltern, eine Cousine und ihr Freund Florian Drossart gemeinsam vor dem Fernseher. “Die haben so eine Art Public Viewing daraus gemacht”, verriet Gina. “Einige Freundinnen aus meiner Stufe haben mir Bilder von ihrem Wecker geschickt. Die sind für mich an einem Sonntag um fünf Uhr 50 aufgestanden. Klasse.”

Lückenkemper hofft auf einen Einsatz in der 4x100-Meter-Staffel

Die Lernzeit für das große Sprinttalent ist noch nicht beendet. Über ihre Lieblingsstrecke 200 Meter ist sie zwar nicht gemeldet, doch sie hofft auf einen Einsatz in der deutschen 4 mal 100 Meter-Staffel. “Noch hat der Trainer nicht verraten, ob ich laufen darf”, sagte sie. “Aber es wäre schon toll, noch einmal diese Atmosphäre genießen zu können.” Gina Lückenkemper wird bestimmt auch jemanden zum Quatschen finden.