Vail/Beaver Creek. . Die Silbermedaillengewinnerin hat vor ihrer Aufholjagd im Riesenslalom der WM in den USA fest an sich geglaubt und wurde für ihren Kampfgeist belohnt.
Es war kurz vor 20 Uhr in Vail, als aus dem Deutschen Haus am Rande der Fußgängerzone laute Musik drang, viel lautere als in den Tagen zuvor. Drinnen stand Viktoria Rebensburg mitten im Blitzlichtgewitter der Fotografen, zu den Klängen von „Tage wie diese“ skandierten die Gäste ihren Namen. Die Wirtin, eine Österreicherin, hatte schwarz-rot-goldene Fähnchen verteilt, und selbst die Mitglieder der für diesen Abend engagierten Band mit dem Namen „Those Austrian Guys“ ließen sich anstecken von all dem Jubel.
Die dauergrinsende Kreutherin wirkte in diesem Überschwang richtig geerdet. Sie habe gewusst, sagte Viktoria Rebensburg, es gebe nur „Vollgas und Sekt oder Selters. Und zum Glück ist es Sekt“.
Zehn Tage musste der Deutsche Skiverband bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Vail/Beaver Creek auf die erste Medaille warten. Der zweite Platz von Viktoria Rebensburg im Riesenslalom sorgte für eine Befreiung. Alpindirektor Wolfgang Maier hatte schon die Sorge geplagt, dass das deutsche Team wie 1999 in Vail womöglich ohne Medaille hätte nach Hause fliegen müssen. „Ich habe so einen Negativlauf schon mal erlebt, da wird dann alles, was man vorher geleistet hat, unter den Tisch gekehrt“, sagte er.
Mit dem Silber endete für Rebensburg nach vier medaillenlosen Weltmeisterschaften eine Serie. So richtig daran geglaubt hatte vor ihrem letzten Start bei diesen Titelkämpfen vielleicht nur noch sie selbst. Denn weder die Vorleistungen in ihrer Lieblingsdisziplin noch die bisherigen Auftritte in Vail hatten Anlass zu großer Zuversicht gegeben.
Alpindirektor Maier war schon sauer
Im ersten Lauf agierte sie zu vorsichtig und handelte sich einen beachtlichen Rückstand auf die Medaillenränge ein. Zwischen den Durchgängen, erzählte Maier später, habe es einen Dialog mit Rebensburg gegeben. Er sei „ziemlich angeranzt“ gewesen, gab er zu, aber sie versicherte dem Alpinchef: „Du wirst sehen, ich kann mich noch steigern.“
Dann gab sie Gas – und raste von Platz elf kommend auf Platz zwei. Mit Aufholjagden kennt sich Viktoria Rebensburg aus. Sie scheint lieber zu jagen als gejagt zu werden.