Essen. . Die Doppel-Olympiasiegerin ist Favoritin bei der Wahl zur “Sportlerin des Jahres“ und spricht im Interview über Karriere, TV-Moderation und Babywunsch.
Maria Höfl-Riesch hat das gemacht, was nur wenigen Sportlern gelingt. Auf dem Höhepunkt hat die 30-Jährige ihre Karriere beendet. Die Doppel-Olympiasiegerin von 2010, die Weltmeisterin von 2009 und 2013 erklärte nach dem erneuten Olympia-Gold in Sotschi ihren Rücktritt. Doch Ruhe ist angesichts ihrer vielen Termine noch nicht in das Leben der früheren Skirennfahrerin eingekehrt. Am Sonntag ist sie Favoritin für die Wahl zur „Sportlerin des Jahres“. In unserem Interview spricht Maria Höfl-Riesch über ihr sportliches und privates Leben, über ihren aufgeschobenen Baby-Wunsch und ihre neue Tätigkeit als Ski-Expertin der ARD.
Frau Höfl-Riesch, vor einem Jahr waren Sie vor Weihnachten noch mit dem Ski-Zirkus unterwegs. Jetzt sind Sie als Sportlerin sozusagen in Rente gegangen, haben aber immer noch einen vollen Terminkalender. Ist der Stress überhaupt geringer geworden?
Maria Höfl-Riesch: Ob der Stress weniger groß ist, weiß ich gar nicht. Es ist auf jeden Fall anders. Die häufigste Frage, die mir seit meinem Rücktritt gestellt worden ist, lautet: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Klar, ich habe öffentliche Termine wie zuletzt die Fernsehsendungen „Ein Herz für Kinder” im ZDF oder den Jahresrückblick bei RTL, aber vieles bekommen die Leute natürlich gar nicht mit. Ich bin im Schnitt drei bis vier Tage in der Woche unterwegs – Geschäftstermine, Vertragsgespräche, Interviews, da kommt einiges zusammen.
Vor zwei Jahren haben wir uns ebenfalls in Köln getroffen. Vor dem Interview sind Sie noch am Rhein gejoggt. Wie viel Sport machen Sie nach dem Rücktritt?
Höfl-Riesch: Also diesmal bin ich nicht dazu gekommen, am Rhein entlang zu laufen. Ich sehe aber zu, dass ich in der Früh im Fitnessstudio aufs Laufband oder auf das Fahrrad steige.
Und wie sieht es mit dem Skifahren aus?
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Höfl-Riesch: Wenn wir mal Schnee hätten. Ich freue mich jetzt aber riesig auf den Winter, ganz unabhängig vom Skifahren. Ich bin eh nicht die typische Skipass-Ausnutzerin, die am Morgen als Erste auf der Piste und am Nachmittag als Letzte mit der Gondel ins Tal fährt.
Haben Sie schon mal eine Liftkarte gekauft?
Höfl-Riesch: Da muss ich echt überlegen. Als Rennläuferin muss man das ja nicht, und daheim in Kitzbühel habe ich einen Saison-Pass. Moment, doch im Sommer habe ich schon mal eine gekauft. Da bin ich auf einen Berg hoch gewandert und mit der Gondel wieder runter gefahren.
Können Sie überhaupt langsam fahren?
Höfl-Riesch: So richtig nicht. Mit Hunderten über die Piste zu wuseln, das ist nicht mein Ding. Wenn ich mal dazu komme, werde ich lieber in der Früh ausnutzen, dass es noch nicht so voll ist.
Seit Ihrem Rücktritt sind schon einige Monate vergangen. Was vermissen Sie?
Höfl-Riesch: Nichts...
Auch nicht den Kitzel der Rennen?
Höfl-Riesch: Nein. Im Gegenteil. Ich bin aufgeregt, ich fiebere mit, wenn ich die Rennen verfolge. Aber vermissen? Nullkommanull. Meine Karriere war toll, superlang, aber jetzt ist sie vorbei, und es gibt schöne neue Aufgaben.
Worauf haben Sie sich am meisten gefreut?
Höfl-Riesch: Dass ich nicht mehr in ein so enges zeitliches Korsett eingezwängt bin. Heute gestalte ich meine Termine selbst, früher waren sie vorgegeben. Alles war auf das Training ausgerichtet. Ich empfinde jetzt ein ganz anderes Gefühl von Freiheit.
War es der perfekte Rücktritt, als Olympiasiegerin aufzuhören?
Höfl-Riesch: Genau so sehe ich es.
Sie sind in diesem Jahr noch einmal für Ihre Erfolge geehrt worden. Sie haben den Goldenen Ski als beste deutsche Rennfahrerin verliehen bekommen und sind in die Hall of Fame aufgenommen worden. Wie fühlt man sich als lebende Legende?
Höfl-Riesch: Mit 30 Jahren - und bei dieser Ehrung war ich sogar erst 29 - fühlt man sich natürlich noch nicht als Legende. Ich habe schon viele Preise bekommen, doch auf diese Auszeichnung bin ich besonders stolz.
Und am Sonntag werden Sie wohl auch noch zur Sportlerin des Jahres gewählt.
Höfl-Riesch: Das haben Sie jetzt gesagt.
Welche Bedeutung hätte diese Wahl für Sie?
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Höfl-Riesch: 2010 bin ich schon einmal Sportlerin des Jahres gewesen. Diese Auszeichnung ist das Wertvollste, das Prestigeträchtigste für jeden Sportler. Das wäre der i-Punkt auf meiner Karriere, der perfekte Abschluss meiner Laufbahn und eines wunderbaren Jahres 2014. Mit einem Olympiasieg und einem schönen runden Geburtstag.
Mit vielen prominenten Gästen wie Franz Beckenbauer oder Veronica Ferres. Tim Bendzko hat für Sie sogar ein Geburtstagslied gesungen.
Höfl-Riesch: Das war eine tolle Überraschung von meinem Mann Marcus. Tim Bendzko und ich haben uns ursprünglich über Twitter kennengelernt, saßen dann auch mal zusammen in einer Talkshow. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden.
Mit Ihnen feiern Promis Geburtstag. Eine andere frühere Ski-Olympiasiegerin, Katja Seizinger, hat sich dagegen ins Privatleben zurückgezogen. Ist es auch ein Reiz, so in der Öffentlichkeit zu stehen wie Sie?
Höfl-Riesch: Wenn man sich bei öffentlichen Auftritten nicht wohl fühlt, dann macht man es nicht. Ich werde häufig eingeladen und habe auch meinen Spaß dabei. Es hat jedoch nichts damit zu tun, sich in den Vordergrund zu drängen. Viele Leute hätte ich auch nicht ohne meinen Mann kennengelernt, der seit vielen Jahren Manager von Franz Beckenbauer und dadurch bestens „verdrahtet“ ist.
Egal, wo Sie bei Feiern oder Galas sind, die Fotografen haben Ihre Kameras immer bereit. Zuletzt wurde sogar gerätselt, ob sich unter Ihrem Kleid der Bauch womöglich ein wenig wölbt.
Höfl-Riesch: Ja, ja. Es wird viel spekuliert. Irgendwann werden wir ein Kind bekommen, aber nicht gleich. Ich habe gerade erst ein halbes Jahr mit dem Sport aufgehört. Der Babywunsch ist da, im Moment aber noch nicht so groß.
Welchen Beruf tragen Sie jetzt bei der Anmeldung im Hotel ein?
Höfl-Riesch: Früher war professionelle Sportlerin zu lang. Deshalb habe ich oft Zollbeamtin in das Formular geschrieben. Und das war ich ja auch. Heute würde ich wohl „selbstständig“ eintragen. Oder vielleicht ARD-Expertin.
Jetzt haben Sie für die ARD erstmals bei den Weltcup-Rennen in Gröden als Expertin gearbeitet. Werden sie auch wie Ihr Vorgänger Markus Wasmeier die Strecken mit einer Helm- Kamera abfahren?
Höfl-Riesch: Zunächst hatten wir darüber nachgedacht, doch gerade bei den Herren-Rennen sind es ja häufiger Abfahrten, bei denen selbst die Männer die Hosen voll haben. Also werden wir uns auf die Schlüsselstellen der Strecken konzentrieren und erklären, was daran das Besondere ist und warum sie entscheidend sind. Das hat einen größeren Mehrwert für die Fernsehzuschauer.
Haben Sie schon so viel Abstand vom Ski-Zirkus, dass Sie neutral sein können?
Höfl-Riesch: Ich denke schon. Trotzdem werde ich mit Herzblut dabei sein und vor allem dem deutschen Team die Daumen drücken. Wir wollen ja auch Emotionen rüberbringen und nicht wie Roboter vor der Kamera stehen und Sätze herunter rattern.